Abschied von der Politik: Angelika Braun tritt aus Telfer ÖVP aus und legt Gemeinderats-Mandat nieder!

Angelika Braun verabschiedet sich mit einem offenen Brief an den Gemeinderat.
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TELFS. Zu Beginn der freitägigen Telfer Gemeinderatsitzung verließ VP-Gemeinderätin Angelika Braun mit einem Knalleffekt, nach der Vorlesung eines offenen Briefes, den Sitzungssaal. Darin erklärt sie, ihr Mandat und alle Funktionen (Ausschüsse) zurückzulegen und aus der ÖVP auszutreten. Braun reagierte damit auf anonym geäußerte Kritik zu ihrer Bewerbung für eine Gemeindewohnung beim Telfer Widum, wofür sie den Zuschlag erhalten hat. Übrigens sind dort von 20 angebotenen Wohnungen erst 12 vergeben.

Politisches Engagement
Braun war bis zuletzt 20 Jahre VP-Parteimitglied und für die Fraktion im Überprüfungs-, Sozial-, Integrations-, Schule/Kindergarten-, Verkehrs- und Umweltausschuss.
Als Kandidatin auf Hubert Koblers Liste trat Braun zur Halbzeit von Helmut Kopps letzter Amtsperiode in den Gemeinderat ein und übte ihr Mandat in den folgenden Perioden (Ära Opperer) bis vorigen Freitag aus.
Mit dem Rücktritt will sie keinesfalls den Kritikern der Wohnungsvergabe Recht geben, es ist kein Eingeständnis, wie sie gegenüber BEZIRKSBLATT sagt, sondern löst sich aus der "Zerrissenheit" der Telfer ÖVP: "Das ganze Hick-Hack ist nicht meine Art."
Nach ihrem Rücktritt wurde ihr viel Anerkennung zuteil, vor allem wie sie diesen Rücktritt gestaltet hat, sagt Braun zu den ersten Reaktionen aus der Bevölkerung und auch von Gemeinderatskollegen/innen. Anerkennung erhielt sie für ihre Ehrlichkeit und Offenheit in diesem Brief und auch für ihr Engagement in ihrer politischen Arbeit.

Offener Brief von Angelika Braun an den Gemeinderat

Lieber Bürgermeister und Gemeinderatskolleginnen
Die Vorkommnisse in den letzten Wochen haben in mir immer öfter die Frage aufkommen lassen, wozu tu ich mir das eigentlich an. Der Inhalt der anonymen Briefe in Bezug auf die Wohnungsvergabe an mich, weist eindeutig auf Insiderwissen aus dem Gemeindevorstand hin. Wenn nun aber anonymen Briefeschreiber, SMS-Versender und Emailverfasser glauben, sie haben damit einen privaten Sieg errungen, irren sie sich gewaltig, denn Mut kann man nicht kaufen und es ist einfach nur primitiv und niveaulos, Menschen aus dem Hinterhalt schlecht zu reden und zu denunzieren. Wenn nun auch noch in der eigenen Fraktion die Meinung vertreten wird, diese reguläre Wohnungsvergabe hat einen üblen Beigeschmack, wie mir Fraktionsführer Christoph Stock in einem vier-Augen Gespräch mitteilte, dann ist diese ÖVP nicht mehr meine politisch Heimat, die sie 20 Jahre lang war.
Ich hab immer mit offenem Visier gekämpft und bin für das eingestanden was ich gesagt und getan habe. Mögen meine Wortwahl nicht immer zimperlich und manche Entscheidungen vielleicht im Nachhinein nicht immer richtig gewesen sein, so bin ich immer dazu gestanden und hab den Kopf hingehalten. Ich habe gelernt was Erfolg und Neid ist, ich bin gelobt und geprügelt worden und habe gelernt damit umzugehen, aber jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo ich mir das einfach nicht mehr antun will.
Die ÖVP in Telfs sollte sich um die wahren Probleme hier kümmern. Leider waren wir in den letzten drei Jahren ausschließlich mit uns selbst beschäftigt und nicht mit dem, zu dem wir gewählt wurden. Die innere Zerrissenheit dieser Gruppierung ist auch für Außenstehende nicht zu übersehen.
Die Konsequenz daraus ist, dass ich mit sofortiger Wirkung aus dieser ÖVP austrete und auch aus diesem Gemeinderat.
Namentlich bedanken für ein faires, kollegiales Miteinander möchte ich mich bei einigen Kollegen, allen voran bei Christoph Walch, Conny Hagele, Silvia Schaller und Sepp Köll, und nicht zuletzt bei dir lieber Christian. Auch wenn wir in der Sache nicht immer einig waren, hatten wir doch Achtung und Anerkennung voreinander. Ich bedankte mich auch bei meiner Familie, allen voran meiner Tochter Theresa, die in den letzten Wochen viel aushalten musste und nicht zuletzt bei meinen Freunden, die mich immer wieder geerdet haben.
Dir lieber Christian und dem gesamten Gemeinderat wünsche ich mehr Visionen, mehr Mut zu Entscheidungen und mehr Miteinander, schaut über den Tellerrand hinaus für eine positive Weiterentwicklung unserer Gemeinde.
Und eines schreib ich dem anonymen Schreiberling noch ins Stammbuch: Die Leichen, über die ein Politiker zwecks Stimmenfang und Profilierung geht, fehlen ihm zum Schluss bei den Wahlen.
Ich darf mich mit Xavier Naidoo verabschieden: "Der Abschied wird (k)ein leichter sein, denn dieses Leben bietet so viel mehr." - und tschüss
Angelika Braun

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