Ausbau Kaunertal
"Aktive Kommunikation" als Werbemaßnahme für Megaprojekt

Projektleiter Wolfgang Stroppa und Tiwag-Vorstand Alexander Speckle erklären ihre Sicht auf den geplanten Kraftwerksausbau.
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Der neue Vorstandsdirektor Alexander Speckle sowie Kaunertal-Projektleiter Wolfgang Stroppa luden zum Pressegespräch.

IMST / ÖTZTAL / KAUNERTAL. Nachdem der Widerstreit zwischen Gemeinde Sölden und Tiwag um die Nutzung der Venter Ache Ende 2022 zugunsten des Energiekonzerns ausgegangen ist, wurde Anfang Februar das Verbesserungsverfahren für das Projekt Ausbau Kaunertal-Kraftwerk eingeleitet.

Was bei dieser Grafik fehlt, sind die Ausleitungsanlagen im Ötztal. Das Kraftwerk Haiming sowie das Unterwasserbecken (rechts unten) sind derzeit noch kein Bestand. | Foto: Tiwag
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Nach massiven Protesten von Seiten der Bevölkerung, von Agrariern, Wissenschaftlern, Umweltorganisationen, des Tourismusverbands Ötztal und der Gemeinden tourt nun die Tiwag selbst schon seit einiger Zeit durch die Region, um Werbung für den Ausbau des bereits bestehenden Kraftwerks im Kaunertal zu machen. Neben der Errichtung zweier neuer Kraftwerke in Prutz und Imst, des Pumpspeicherwerks Versetz, zweier neuer Unterwasserbecken in Imsterau und Haiming (dieses würde im Zuge des ebenfalls geplanten Ausleitungskraftwerks Imst-Haiming errichtet und für Kaunertal erweitert) sind es vor allem die geplanten Ableitungen aus der Venter und der Gurgler Ache sowie die Flutung des Platzertals, die die Gegner bekritteln.

Energieautonomie als Ziel

"Wir hatten diesbezüglich mehrere Schlüsselerlebnisse und wollen das Projekt deshalb aktiv kommunizieren. Im Grunde wollen wir alle dasselbe, sehen das Ganze aber aus verschiedenen Perspektiven", versucht Vorstandsdirektor Alexander Speckle eine Brücke zu den Projektgegnern zu schlagen. Es sei die Zukunft des Landes, eine gute Basis für das zukünftige Leben der Menschen in Tirol, das beide Seiten wollen würden und da arbeite man auch als Landesenergieversorger dafür.

Vom Ötztal übers Kaunertal bis Prutz, übers Imst und Imsterau bis Haiming erstreckt sich das gesamte Projektgebiet. | Foto: Tiwag
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Um das angestrebte Landesziel Tirol 2050, das die Energieautonomie des Landes vorsieht, zu erreichen, soll die Tiwag zwei Terrawattstunden mehr Strom aus Wasserkraft produzieren. Der geplante Ausbau Kaunertal würde hierbei 886 Gigawattstunden, also mehr als ein Drittel, beisteuern, so Speckle. Jeder Wassertropfen aus dem Gepatschspeicher, der von den Ötztaler Bächen gespeist würde, würde bis nach Haiming insgesamt viermal zur Stromerzeugung genutzt werden, so der Tiwag-Vorstand.

Pumpspeicherkraft

Es sei auch im Sinne der Europäischen Union, Pumpspeicherkraftwerke zu errichten, da diese immer noch die beste Technologie darstellten, um Energie zu speichern, so Projektleiter Wolfgang Stroppa. Im Falle der Kaunertal-Erweiterung würde das Wasser des Gepatschspeichers vor allem am Wochenende, wo weniger Strom benötigt wird, ins Platzertal hinaufgepumpt werden, um unter der Woche zur Spitzenbedarfszeit Energie erzeugen zu können. "Pumpspeicherkraftwerke haben einen Wirkungsgrad von 78 Prozent. Alle anderen Technologien sind im Vergleich wesentlich schlechter und haben zum Teil nur einen Wirkungsgrad von 30 bis 45 Prozent", argumentiert Stroppa.

Es sei also keine veraltete Technologie, wie vom WWF behauptet, die hier zur Anwendung käme. Und einige weitere Argumente der Projektgegner seien ebenfalls nicht korrekt, kritisieren die Tiwag-Vertreter und zählen auf: Zu keiner Zeit würden 80 Prozent des Ötztaler Wassers abgeleitet werden, diese Aussage sei "schlichtweg falsch". Man sei im Gegenteil bei Wasserknappheit verpflichtet, dem Ötztal eine Vorbehaltsmenge von 100 Litern pro Sekunde zu garantieren. Die Staumauern seien auch nur 15 und nicht, wie mancherorts behauptet, 25 Meter hoch und zwischen dem 15. Dezember und dem 15. April würde überhaupt kein Tropfen aus dem Ötztal entnommen werden. Allein Rafting sei, so Stroppa, in Zukunft nicht mehr wie heute planbar und manche Strecken würden "vielleicht schwieriger werden".

Das Projekt müsse sicherlich bis in die höchste Ebene verhandelt werden, zeigen sich die Tiwag-Vertreter überzeugt und man sei sich des Widerstands von Seiten der Bevölkerung bewusst. Angesprochen auf die Ankündigung der Söldener Agrarier, keinen Quadratmeter Boden für die Errichtung der Anlage hergeben zu wollen, kontert Speckle: "Die Agrarier sind schwer von der Sinnhaftigkeit der Erweiterung zu überzeugen. Da gibt es sicher auch viel Emotion. Wenn das Projekt am Ende des Tages genehmigt ist, wird sich die Tiwag beziehungsweise die Eigentümer überlegen müssen, wie damit umzugehen ist", bleibt er bezüglich möglicher Konsequenzen vage.

Das Ausbauprojekt im Detail

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