Keiner soll von einer Olympiade in Innsbruck träumen!

Hannes Gschwentner

Der rote Spitzenkandidat Hannes Gschwentner steht zum Ausbau der Wasserkraft in Tirol und würde Landwirtschaftskammer sowie Zukunftsstiftung zum Sparen zwingen

Der rote Spitzenkandidat kritisiert das interne Hickhack der ÖVP und kündigt an, auch als drittstärkste Partei für das Amt des Landeshauptmanns zur Verfügung zu stehen. Er bezeichnet die Agrargemeinschaften in Tirol als Kriminalfall.
BEZIRKSBLATT: Möchten Sie Landeshauptmann werden?
HANNES GSCHWENTNER: Mein Ziel bei den Wahlen vom 8. Juni ist es, eine starke SPÖ-Tirol zu erhalten, die dieses Land regieren
kann. Es ist natürlich mein erstes Ziel, Landeshauptmann von Tirol zu werden. Ich könnte mir ein sozialdemokratisches Tirol vorstellen.
BB: Können Sie sich auch vorstellen, dass die SPÖ als zweit- oder gar drittstärkste Partei im Landtag den Landeshauptmann stellt?
HANNES GSCHWENTNER: Selbstverständlich! Warum soll etwas, das auf Bundesebene schon passiert ist, nicht auch auf Landesebene funktionieren?

BB: Auf Ihren Plakaten propagieren Sie Gib Gummi, aber flott. Was soll die Werbelinie der SPÖ-Tirol aussagen?
HANNES GSCHWENTNER: Es ist jetzt nicht die Zeit für parteiinterne
Machtkämpfe, wie innerhalb der ÖVP zwischen Dinkhauser
und van Staa. Wir haben die Sorgen der Menschen im Kopf und wollen eiligst Politik für diese unsere Mitbürger machen.
BB: Hat es nicht auch innerhalb der SPÖ parteiinterne Querelen gegeben? So zum Beispiel, wenn es um die Reihung von ÖGB-Chef Reiter ging?
HANNES GSCHWENTNER: Es hat die üblichen Geplänkel bei einer Landeslistenerstellung gegeben, wo es immer wieder vorkommt, dass zwei gegeneinander
kandidieren. Aber das waren keine Zerreißproben, wie sie die ÖVP zur Zeit durchmacht.
BB: Haben Sie Ihre Partei im Griff?
HANNES GSCHWENTNER: Zu 93 %.
BB: Mit oder ohne rotem Landeshauptmann welche Akzente möchte die SPÖ in Tirol nach dem 8.6. setzen?
HANNES GSCHWENTNER: Wir wollen ein moderneres und ein offeneres Tirol. Das ist in vielen Fragen dringend notwendig. Zum Beispiel in der Bildungspolitik,
wo sich die ÖVP windet und sperrt. Landesgeld soll nicht in unsinnige Wirtschaftsförderungen oder in die Landwirtschaftskammer investiert werden, sondern in Aus- und Weiterbildung. Da könnten wir uns vorstellen, allen Tiroler Kindern, die in die Hauptschule oder ins Gymnasium wechseln, einen Laptop zur Verfügung zu stellen.
BB: Ist die Zukunftsstiftung an sich ein Beispiel für sinnlose Wirtschaftsförderung?
HANNES GSCHWENTNER: Nein, nicht die Stiftung an sich, aber die vielen Feste und die interne Beweihräucherung könnte man sich sparen. Auch das Geld der TIWAG wäre in Tirol besser investiert als bei der oberösterreichischen Energie AG.
BB: Fürchten Sie, dass Fritz Dinkhauser in Ihrem Wählerteich
fischt?

HANNES GSCHWENTNER: Dinkhauser fischt in allen Wählerteichen. Er macht ja auch Ansagen in alle Richtungen. Das ist sein gutes Recht, aber er ist inhaltlich nicht mehr als ein Abklatsch der SPÖ.
BB: Was hätten Sie mit der Landwirtschaftskammer vor?
HANNES GSCHWENTNER: Hans Niessl im Burgenland macht vor, wie man mit der Bauern-Kammer umgehen soll. Das Einsparpotenzial ist groß. Da gibt es viel zu hinterfragen.
BB: Stehen Sie nach wie vor zum Ausbau der Wasserkraft in Tirol?
HANNES GSCHWENTNER: Ich wechsle meine Meinung nicht nach dem jeweiligen politischen Wind, der weht. Ich bin nach wie vor für einen Ausbau der Wasserkraft, weil Wasserkraft erneuerbare Energie ist und das Land dadurch einen enormen Wirtschaftsvorteil hat. Das ist auch mit unseren Zielen im Naturschutz vereinbar. Man muss nur nicht immer mit dem eisernen Besen in den Tälern unterwegs sein wie Bruno Wallnöfer anfänglich.
BB: Sie waren einer der ersten, der sich klar zu einer Müllverbrennung
in Tirol bekannt hat. Wer ist am vorliegenden Debakel schuld?

HANNES GSCHWENTNER: Alle, welche am Müll gutes Geld verdient haben und die ÖVP, die seit 1945 in Tirol den Regierungschef stellt. Gute Lösungen wurden immer wieder torpediert wie auch die Lösung einer Verbrennung bei SANDOZ in Kundl. In Innsbruck sehe ich nicht den richtigen Abnehmer, der jahresdurchgängig die anfallende Energie abnehmen könnte.
BB: Was halten Sie vom umstrittenen Brennerbasistunnel?
HANNES GSCHWENTNER: Der macht Sinn, weil er das einzige realistische Angebot für die Idee ist, Verkehr von der Straße auf die Schiene zu bringen.
BB: Aber frühestens 2020. Was passiert bis dahin?
HANNES GSCHWENTNER: Wir versuchen mit allen restriktiven
Maßnahmen, die uns zur Verfügung stehen, den Verkehr auf der Autobahn zu reduzieren. Dazu gehört auch das sektorale Fahrverbot. Allerdings bräuchte es mehr Polizisten, um die Fahrverbote zu kontrollieren.
BB: Warum machen Sie bessere Verkehrspolitik als Fritz Gurgiser?
HANNES GSCHWENTNER: Weil ich nicht nur schimpfe und blockiere.
Gurgiser ist der Don Quichote von Tirol und hat keinerlei Lösungskompetenzen.
BB: Wie geht es Ihnen persönlich mit dem IG-Luft-100er?
HANNES GSCHWENTNER: Das ist natürlich eine Einschränkung der persönlichen Mobilität, war aber notwendig, um transitreduzierende
Maßnahmen durchsetzen zu können.
BB: Was würden Sie, kämen Sie an die Macht, mit den Tiroler Agrargemeinschaften machen?
HANNES GSCHWENTNER: Die ganze Causa ist mehr ein Kriminalfall als ein Fall für die Politik. Das ist eine riesige Sauerei. Aber mit der Zerschlagung der Agrargemeinschaften alleine ist es nicht getan.
BB: Wie konnten Sie es mit Menschen in der Tiroler Landesregierung
aushalten, die dieses System verteidigen?

HANNES GSCHWENTNER: Die jetzt aktiven ÖVP-Politiker haben das ja nicht verbrochen und versuchen nun zu retten, was sie sich damals gesichert haben. Aber die Lösung dieser Frage alleine behebt noch lange nicht die Baulandknappheit und die hohen Mieten in Tirol. Da braucht es andere Maßnahmen.
BB: Was für Maßnahmen?
HANNES GSCHWENTNER: Wir schlagen eine Baulandmobilisierung vor, mit einem vorgezogenen Erschließungskostenbeitrag und einer Widmungsabgabe, ohne die kleinen Grundbesitzer, mit bis zu 500 Quadratmetern, zu belasten. Die Mieten könnten gesenkt werden, indem man eine Steuer für leerstehende Wohnungen einführt und die Mietzinsbeihilfe anpasst.

Gschwentner kritisiert OSVI
BB: Was stört Sie als Landes-Sportreferent in Innsbruck?
HANNES GSCHWENTNER: Die Verhältnisse in der OSVI. Meine Forderung war immer, diese Zuständigkeit zum Sportreferat zu geben. Van Staa hat es aber im Wirtschaftsressort belassen. Dort muss für Ordnung gesorgt werden.
BB: Ist die Regionalbahn Völs-Hall noch Thema?
HANNES GSCHWENTNER: Ja, ein ganz besonders wichtiges Thema.
Wir drängen auf eine schnelle und realisierbare Umsetzung. Man soll nicht irgendwelchen Träumereien nachhängen.
BB: Welche Bedeutung haben für Sie die Landesgedenkfeierlichkeiten
2009?

HANNES GSCHWENTNER: Viel mehr Bedeutung haben für mich leistbares Wohnen, sichere Arbeitsplätze und gute Ausbildung.
BB: Unterstützen Sie die Bewerbung Innsbrucks zur ersten Jugendolympiade 2012?
HANNES GSCHWENTNER: Natürlich! Ich bin einer der Proponenten
für diese Bewerbung. An große Olympische Spiele zu denken, ist für Innsbruck eine Utopie.
BB: Braucht Innsbruck eine eigene Stadtpolizei?
HANNES GSCHWENTNER: Österreich und Innsbruck sind nach wie vor unter den sichersten Orten der Welt zu finden.

Das Gespräch führte
Karl-Heinz Zanon

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