Wahldebakel für die ÖVP im Bezirk - Interview mit LA Bgm. Jakob Wolf

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BB IMST: Die Tiroler Volkspartei hat im Bezirk 13,63 Prozent verloren, was einen herben Verlust bedeutet.
WOLF: Das ist ein massiver Verlust für die Volkspartei im Bezirk Imst. Schmerzlich ist, dass wir das zweite Grundmandat verlieren. Da ist einiges falsch gelaufen und wir müüssen schauen, wie man einen Neustart macht. Ich denke, das Ergebnis zeigt, dass die Menschen im Bezirk nicht mit den Abgeordneten unzufrieden sind, aber sehr unzufrieden mit der ÖVP-Regierungspolitik , die von Innsbruck ausgegangen ist, ob das Pitztal, Tschirganttunnel oder die Kraftwerksdiskussion. Das sind Dinge, die offenbar überhaupt nicht funktioniert haben. Da haben wir einen Denkzettel bekommen, eine ordentliche Watsche.

BB: Minus 23 Prozent in St. Leonhard - ein deutliches Zeichen?
WOLF: Man kann den Leuten nicht sagen, man gibt ihnen eine Verwendungszusage und dann dauert es 5 Jahre bis etwas funktioniert oder nicht funktioniert. Politik hat ganz klare Aussagen und wenn man Versprechen macht, hat man diese einzuhalten. Genauso ist es notwendig mit der Bevölkerung im Raum Haiming-Silz ernsthaft zu reden über die Auswirkungen des Tschirganttunnels. Wir wissen Imst und Tarrenz sind dafür, allerdings muss man das kommunizieren. Die Kraftwerksdebatte war ein Wahnsinn Wie da die TIWAG losgegangen ist, da bin ich nicht erstaunt, dass wir solche Wahlergebnisse kriegen. Noch dazu als Streusel auf dem Kuchen, die 18.500 Euro Gage von Konrad Streiter, das kann kein Mensch rechtfertigen, auch ich nicht. Und dazu kann icht nicht stehen. Das ist die Antwort darauf.

LA Wolf: "Mehr in die Regierungspolitik einmischen"

BB: Also hat die Landesgesellschaft der Landesregierung und in Folge auch den Landtagsabgeordneten geschadet?
WOLF: Schon, einige haben jetzt die Rechnung präsentiert bekommen, insbesondere Claudia Hirn, die für viele Dinge nichts dafür kann. Man wird auch zu sagen haben, das die TIWAG in Zukunft so nicht vorgehen kann. Das lassen wir nicht zu als Lantagsabgeordnete. Da müssen wir uns wahrscheinlich in die Regierungspolitik mehr einmischen, weil sonst kommen solche Ergebnisse heraus und die sind für den Bezirk Imst nicht gut. Der Bezirk hatte vier Abgeordnete (Anm. d. Redaktion inklusive Erich Rappold) und im schlechtesten Fall bleibe ich übrig. Das ist für den Bezirk nicht wahnsinnig gut, wenn kaum Leute in Innsbruck sind.

BB: Der Erfolg der Dinkhauserliste auch im Bezirk als Folge des tirolweiten Trends?
WOLF: Ich habe mir gedacht, dass die ordentlich einschneiden, weil es gibt viele Leute die sauer sind, auf die ÖVP, auf die Überheblichkeit der ÖVP , auf Dinge die nicht kommuniziert wurden. Da muss man einfach näher zum Menschen wieder, die Dinge erklären. Deswegen erstaunt mich das Ergebnis von Fritz Dinkhauser nicht, weil der diesen Protest gesammelt hat. Wer mir leid tut ist die SPÖ, weil sie auch nicht schlechte Arbeit gemacht hat im Land und im Bezirk. Ich habe auch erwartet, dass die FPÖ zulegt. Für wen ich keine Träne verschwende ist der Verlust der Grünen, das war höchst an der Zeit.

BB: Ist das nicht verwunderlich, es gibt es doch einiges an Grünen Themen im Bezirk?
WOLF: Die Grünen bringen das nicht glaubwürdig rüber. Sie sind gegen alles, da kann ich auch keinen Menschen überzeugen. Die Themen wären ein Terrain gewesen, wo sie hätten fischen können. Gefischt hat der Fritz Dinkhauser, das wird hoffentlich für die Grünen ein Anlass sein ihre Politik zu ändern. Gegen alles sein kann man nicht.

Bundesratsmandat für Claudia Hirn?

BB: Wie beurteilen Sie das Vorzugsstimmenwahlergebnis?
WOLF: Für mich ist es ein sehr starker persönlicher Auftrag das Bezirk und das Oberland zu vertreten. Es wird nicht einfach, wenn ich allein bin. Ich werde auch versuchen zu kämpfen, ob man nicht der Claudia Hirn ein Bundesratsmandat geben könnte. Da müssen wir schauen, wie das ausgeht. Es ist für mich ein Riesenauftrag. Aber es ist auch für mich ein Auftrag, den Mund aufzutun in Zukunft und vielleicht noch ein bißchen öfter als in Vergangenheit, weil viele Dinge brennen den Menschen unter den Nägeln. Das hat man gemerkt sonst würde es diese Wahlergebnisse nicht geben.

LA Wolf: "Mit der Elisabeth Zanon habe ich überhaupt nichts am Hut"

BB: Hinter wen stehen Sie hinter LH van Staa oder Elisabeth Zanon?
WOLF: Mit der Elisabeth Zanon habe ich überhaupt nichts am Hut. Ich finde auch das Verhalten drei Minuten nach der ersten Hochrechnung hinauszutreten und den Führungsanspruch zu erheben für unmöglich. Sie ist das längstdienenstde Regierungsmitglied des AAB. Sie hat dieses Wahlergebnis mitzuverantworten. Sie hat in Kitzbühel Riesenaufregung verursacht und keinen Führungsanspruch zu stellen. Für mich ist der amtierende Parteiobmann Herwig van Staa der Landeshauptmann. Wenn es dann eine Änderung gibt, dann kann für mich logischer Nachfolgekandidat als LH nur Günther Platter sein. Der hat Riesenbeliebtheitswerte und macht seinen Job gut in Wien. Für den brauchen wir uns nicht schämen, und den würde ich mir wünschen, wenn es soweit ist, den Herwig van Staa als Landeshauptmann zu beerben.Das sage ich ganz offen und das war immer meine Meinung.

BB: Wie sehen Sie das Wahlergebnis auf Landesebene?
WOLF: Das Ergebnis ist kein gutes. Man muß in den Parteigremien beraten und sehr kritisch beraten für die Zukunft. Wenn es einen Führungswechsel geben würde, wäre Günther Platter der Fixkandidat.

BB: Was sind für Sie Vorstellbare Koalitionen?
WOLF: Die Tiroler Volkspartei wird jemanden brauchen, mit dem sie regieren kann. Ich tue mir sehr schwer mit der FPÖ, weil das teilweise Positionen sind, die ich christlich-sozial nicht vertreten kann. Mit den Grünen wird es auch nicht ganz einfach, dann bleibt nur mehr der Dinkhauser oder die SPÖ übrig. Ob es den Hannes Gschwentner in Zukunft noch geben wird in Zukunft wird man sehen. Ich hätte nix dagegen wieder eine Koalition mit ihm zu bilden.

Klubobmann Wolf mögliche Variante

BB: Es halten sich die Gerüchte, dass der künftige VP-Klubobmann Jakob Wolf heißt?
WOLF: Das ist irgendwie verbreitet worden, vielleicht auch um den Leuten zu sagen, Jakob Wolf ist wieder fix im Landtag, der braucht keine Vorzugsstimmen. Ich habe das eher so gesehen. Der Klubobmann wird von den Abgeordneten in der Gemeinschaft gewählt. Sollte ich das werden, muss ich mir überlegen ob ich das annehmen. Das ist sehr viel Arbeit, wenn man das gewissenhaft macht. Jetzt überhaupt wo fünf Parteien im Landtag sind.

BB: Das Ötztal ist für Sie eine Hausmacht?
WOLF: Das Ötztal ist ein Tal, wo man zusammenhält in guten und schlechten Tagen. Das ist auch das gute für mich als Person solche Freunde zu haben.

BB: Das Pitztal zeigt sich dazu eher konträr.
WOLF: Im Pitztal muss man die Baustellen beenden. Das Hochzeigerprojekt gehört schleunigst unter Dach und Fach gebracht. Das Pitztal braucht einen Entwicklungsplan mit Landesgeld und Landeshilfe. Im Pitztal hat man viele Fehler gemacht mit den Tourismusprojekten, den TIWAG-Diskussionen und der Landesjagd. Im Bezirk müssen wir uns bemühen, dass das Pitztal wirtschaftlich besser wird. Ich sehe mich als Vertreter des Pitztals in Innsbruck.

Hirn soll nicht auf der Strecke bleiben

BB: Sie sprachen davon Claudia Hirn für einen Platz im Bundesrat unterstützen zu wollen?
WOLF: Claudia ist als jüngste Abgeordnete mit 22 in den Landtag gekommen, jetzt mit 27 Jahren war das zweite Mandat im Bezirk für sie nicht mehr erreichbar. Eine Partei hat Verantwortung. Man kann einen jungen Menschen nicht in ein Landesparlament schicken, ihn ausbilden, ihn sagen er kann keine berufliche Karriere machen, weil er da gebunden ist. Die Claudia ist sehr gut, sie kann sehr gut artikulieren und ihre Meinung vertreten. Ich würde mir wünschen, vielleicht ergibt sich eine Möglichkeit im Landtag durch eine Nachrückung. Sonst würde ich mir wünschen, dass sie ein Bundesratsmandat bekommt. Ich werde mich stark verwenden, dass die Claudia nicht auf der Strecke bleibt, wenn es irgendwie geht. Wir können halt auch die Mandate nicht vermehren. Der Wähler hat gesprochen.

BB: Wie bewerten Sie den diesjährigen Vorzugsstimmenwahlkampf, im Vergleich zur vorhergehenden Landtagswahl 2003?
WOLF: Es war um keine Spur leichter und genauso beinhart mit weniger Kandidaten. Ich halte davon überhaupt nichts, wenn eine Partei einen Spitzenkandidaten kürt und dann wieder abkürt, dann weiss die Partei anscheinend nicht was sie will. Das gehört abgeschafft dieses Vorzugsstimmensystem. In dieser Periode werde ich dafür sorgen, dass wir so einen Blödsinn nicht mehr haben. Das ist vergeudete Energie.

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