Auf dem Radweg nach oben!

Foto: Sandro Zangrando
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TELFS. Knieschmerzen beim Berggehen haben den jungen Telfer Stefan Kirchmair zum Radsport gebracht: „Ich musste mir eine Alternative suchen, da war der Radsport auch dabei.“ Seither geht es bergauf! Im BEZIRKSBLATT-Gespräch erzählt der junge Ausdauersportler über die heurigen Erfolge. Als Junior ist Kirchmair beim ASV Inzing eingestiegen, holte sich dort einige Lorbeeren bei den Nachwuchsfahrern. Nach mehreren guten Saisonen beim Radland Tyrol Team schaffte er heuer den Durchbruch, wurde Gesamt-18. bei der Österreich-Rundfahrt und beim Ötztaler Marathon machte er mit dem Sieg alle auf sich aufmerksam.

Der Sport war immer ein Thema für Sie?
KIRCHMAIR:
Vom Schulalter an habe ich viel Sport getrieben, hauptsächlich Mountainbiken und Berg gehen, meine Mutter ist auch sehr aktiv. Durch die Erzählungen vom Ötztaler Radmarathon war es schon früh mein Wunsch, da mitzumachen und zu schaun, ob man diese Strecke überhaupt schaffen kann, da war ich 16!

Es begann also mit dem Ötztaler Radmarathon?
KIRCHMAIR:
Da begann ich richtig mit dem Ausdauersport, Rad fahren, Schitouren. Bei meinem ersten Ötztaler vor 6 Jahren hatte ich nicht das Know-How wie heute und nur einen Bruchteil der Kilometerleistung, aber alle haben damals schon gesagt, dass ich ein großes Talent sei! Deshalb begann ich ein Jahr später beim Inzinger Verein Rennen zu fahren und war schnell erfolgreich.

Haben Sie seither wieder daran teilgenommen?
KIRCHMAIR:
Nein, erstmals heuer wieder. Normalerweise hat der Ötztaler keinen Platz im Rennkalender, weil er eine so große Herausforderung ist, dass man einige Wochen an Vorbereitung investieren muss. Nach der Österreichrundfahrt sind viele Rennen ausgefallen, deshalb hatte ich Zeit für eine gezielte Vorbereitung. Zudem wollte der Organisator des Ötztalers endlich wieder einen heimischen Sieger, das war ein Projekt für 2012. Natürlich war es irgendwie ein weit entfernter Wunsch um den Sieg mitzufahren, aber ich hatte keine Ahnung, ob das möglich sein würde. Im Vordergrund stand, die Konkurrenz zu beobachten, um eine gute Taktik für 2012 zu haben. Dann hätten wir wohl 10 Leute hingeschickt, um das Rennen zu gewinnen!

Und trotzdem: plötzlich sind Sie der Gefeierte!
KIRCHMAIR:
Ja, das war eine riesen Überraschung! Am Beginn war es zwar sehr kalt, das war zäh, aber ab Sterzing rollte es sensationell gut. Bis dort hin hatte ich meine Kräfte geschont und mich an den Favoriten orientiert. Schnell merkte ich, dass ich am Jaufen problemlos mithalten kann und wusste um meine Stärken in der Abfahrt. Nachdem ich den Italienern 2 Minuten in der Abfahrt abnehmen konnte und dann der Abstand auch am Timmelsjoch immer größer wurde, setzte ich alles auf eine Karte und war am Ende der glückliche Sieger.

Wenn es bergauf geht, fühlen Sie sich am wohlsten? Am Kitzbühler Horn (Österreich-Radrundfahrt) waren Sie 16.!
KIRCHMAIR:
Ich hab in den letzten Jahren eine konstante Entwicklung gemacht - hab viel am Berg trainiert, weil das einfach das entscheidende Kriterium im Straßensport ist. Der typische Bergfloh bin ich vielleicht nicht, dafür hab ich aber auch im Sprint gute Karten - ich bin eher ein Allrounder. Zeitfahren muss ich noch viel trainieren, da gibt´s noch einiges herauszuholen.

Am Wochenende hat ein Extremradler einen Rekordversuch in Telfs-Mösern gestartet. Wäre so etwas auch Thema für Sie?
KIRCHMAIR:
Nein, das ist eine völlig eigene Welt. Als Rennfahrer trainiert man für eine Belastungsdauer von 3-5 stündigen Rennen. Dazu kommt noch die Regenerationsfähigkeit für mehrtägige Rundfahrten. Der Extrem-Bereich stellt ganz andere Anforderungen an den Athleten. Mit 6 Trainingsjahren steh ich noch eher am Anfang - da wäre so ein Rekordversuch sicher nicht förderlich.

Sie haben ein Ziel angesprochen: Profi werden!
KIRCHMAIR:
Ja, das ist ein langfristiges Ziel. Ab einem gewissen Trainingslevel ist es wahrscheinlich gar nicht mehr anders möglich, als hauptberuflich Rad zu fahren. Im Prinzip ist mein Ziel 2012 eine Top-Ten-Platzierung bei der Österreichrundfahrt (Ö-RF). Ich habe heuer gesehen, dass es nicht weit fehlt. Langfristig möchte ich in einem Profi-Team landen, dafür ist die Ö-RF eine gute Eintrittskarte. Es hängt aber von vielen Faktoren ab.

Die Ö-RF 2012 ist jetzt einmal das Wichtigste?
KIRCHMAIR:
Es gibt natürlich noch viele andere wichtige Rennen, aber die Ö-Tour ist das non plus ultra für die einheimischen Mannschaften. Bei der Ober-österreich-Rundfahrt bin ich heuer 3. geworden, eines der besten Ergebnisse heuer. Eine Woche später war ich 6. bei der Ö-Straßenmeisterschaft, da war ich sicher der Aktivste im Rennen, dann kam die Ö-RF. Leider war ich nicht ganz gesund am Start, konnte mich aber schnell erholen und dann ein super Leistung abrufen. Über den 16. Platz am Kitzbühler Horn war ich sehr überrascht. Da wusste ich, dass die Form passt, auch wenn ich nicht ganz gesund war. Ich wollte unbedingt unter die Top-20 und das konnte ich dann auch umsetzen.

Wie wichtig ist die Ö-Rundfahrt für heimische Talente?
KIRCHMAIR:
Die Ö-Rundfahrt gehört mittlerweile zu den 10 besten Rundfahrten des Profi-Kalenders und hat jedes Jahr eine sehr starke internationale Besetzung. Wenn man sich dort als junger Fahrer gut in Szene setzen kann, steht einem die Tür nach oben offen. Leider gibt es für die österreichischen Mannschaften nicht mehr Rennen wie dieses, trotzdem ist die Tour eine große Auszeichnung für Österreich. Vor zehn oder 15 Jahren war die Ö-RF ein Amateurrennen, da waren auch Österreicher weiter vorne.

Wie bereiten Sie sich auf die Aufgaben vor?
KIRCHMAIR:
Das ist im Moment gar nicht so einfach - seit Dezember besuche ich die Polizeischule in Absam. Der Trainingsaufwand ist im Radsport besonders hoch, da ist es oft gar nicht so einfach alles unter einen Hut zu bringen. Vorallem die Regeneration spielt im Ausdauersport ein große Rolle. Im Frühjahr hatte ich deshalb so meine Probleme, aber inzwischen hat sich das wieder eingependelt. Im Herbst werde ich dann eine Trainingspause einlegen und dann beginnt im November schon wieder die Vorbereitung für die neue Saison.

Interview: Georg Larcher

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