Auch in der EU ist es hart, ein Bauer zu sein

2. Milchdialog 2008 | Foto: Foto: Wegscheider

Milchquote seit 1. April um zwei Prozent angehoben - Freude über höhere Preise bei Bauern wahrscheinlich nur von kurzer Dauer  Seit fünfundzwanzig Jahren regeln die „Milchquoten“ innerhalb der Europäischen Union die Milchproduktion. Diese wurden eingeführt um eine Überproduktion von Milch zu verhindern und die Einkommen der Milchbauern zu sichern. EU Kommissar Martin van Driel erklärte bei seinem letzten Besuch in Haiming, dass nach einer schrittweisen Erhöhung die Quotenregelung im Jahr 2015 komplett fallen wird.

HAIMING (WKH). Der EU-Gesandte Martin van Driel von der Generaldirektion Landwirtschaft der Europäischen Kommission informierte beim „Milchdialog 2008“ im Oberlandsaal in Haiming die Oberländer Milchbauern über die Erhöhung der Milchquote und weitere EU-Beschlüsse. Die EU-Kommission sah die Quotenerhöhung für notwendig, weil in den letzten Jahren die Nachfrage nach Milch sowie Milchprodukten stark angestiegen ist und die großen Lager mit dem „Rohstoff“ Milch zwar nicht ganz leer geworden, aber auch nicht übergequollen sind. Durch diese 2%-ige Steigerung werden zusätzlich 2,8 Mio. Tonnen Milch pro Jahr von den Milchbauern in der Europäischen Union produziert. Die Tiroler Milchbauern befürchten nun einen Rückgang bei dem erst kürzlich gestiegenen Milchpreis. LK Tirol-Präsident Ing. Josef Hechenberger brachte seinen Unmut über diesen Beschluss der EU-Kommission frei zum Ausdruck, indem er sagte, dass er diese Aufstockung der Milchquote für einen großen Fehler halte und es klüger gewesen wäre, die Quote um 2% zu senken. Josef Moosburger, Vorsitzender d. Milchausschusses d. LK Österreich, vertrat die Meinung, dass die Milchbauern nicht mehr produzieren wollen, sondern einen reellen Preis für ihr Produkt erhalten sollten. Van Driel informierte aber noch über weitere, für die Zukunft der Milchbauern weitaus schwerer wiegende Beschlüsse der EU Kommission. Die erste 2%-ige Erhöhung der Milchquote ist nur der Anfang und soll weiter schrittweise erhöht werden. In naher Zukunft, im Jahr 2015, wird die Milchquotenregelung dann komplett fallen, zudem will sich die EU nach 25 Jahren aus der Milch-Marktverwaltung komplett zurückziehen. Ebenso werden die Beschlüsse einer Reform aus dem Jahre 2003 wirksam und schrittweise die Subventionen gekürzt. Laut Van Driel bereite die EU die Milchbauern ihrer 27 Mitgliedsstaaten mit der jetzigen Quotenerhöhung nur schonend auf die Zeit „danach“ vor, um eine „harte Landung“ zu verhindern. Nur zwei Mitgliedsstaaten, Österreich und Finnland, waren für eine Beibehaltung der Quotenregelung.

Zur Sache:Ende der Milchquote
Weshalb ein solches Ergebnis möglich ist, soll der folgende Vergleich veranschaulichen: Das Durchschnittskontingent eines Tiroler Milchbauern umfasst 20.000 kg/Jahr, während das eines Milchbauern in England 790.000 kg/Jahr und das eines in Dänemark 700.000 kg/Jahr umfasst. In Österreich, und hier besonders in Gebieten wie Tirol, ist zudem eine Steigerung der Milchproduktion meist schon wegen der geografischen Lage nicht mehr möglich, während in den meisten anderen EU-Staaten Steigerungen mit Leichtigkeit vonstatten gehen. Aus diesem Grund wird die EU auch versuchen, die in benachteiligten Gebieten auftretenden Probleme abzufedern, sagte Van Driel. Bei der emotionalen Diskussion in Haiming nahmen sich sowohl Bauern als auch Funktionäre kein Blatt vor den Mund und bombardierten Van Driel geradezu mit Fragen. In Zukunft wird wohl weiter gelten: „Auch in der EU ist es verdammt hart, Bauer zu sein.“

Mehr Milch in EU - Druck auf Preise?
Konnten sich die Tiroler Milchbauern vor kurzem über eine schöne Erhöhung des Milchpreises freuen, so könnte diese Freude nicht von langer Dauer sein, denn die Milchquote wurde nach einem EU Beschluss um satte zwei Prozent angehoben und gilt seit dem 1. April 2008.

Höhere Produktion
Durch diese Quotenerhöhung kann in allen 27 Mitgliedsstaaten der EU mehr Milch produziert werden und dies wird sich wieder auf den Preis auswirken.

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