Schüler nahmen "Bastenhof" unter die Lupe

Die SchülerInnen zeigten der Familie (rechts) aus Imsterberg einige Verbesserungsmöglichkeiten auf.
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  • hochgeladen von Stephan Zangerle

IMST (sz). Schon zum zwölften Mal nahmen die SchülerInnen der Landeslehranstalt Imst einen Bauernhof genauestens unter die Lupe. In Zusammenarbeit mit der HTL Imst und der schweizerischen Partnerschule Pfäffikon wurde innerhalb weniger Tage der "Bastenhof" in Imsterberg analysiert und in weiterer Folge zahlreiche Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt, um den Hof künftig optimaler Bewirtschaften zu können.

Multiple Varianten
Nachdem die Ist-Situation ermittelt wurde, erstellten die SchülerInnen unterschiedliche Planungsvarianten hinsichtlich Finanzierbarkeit und Wirtschaftlichkeit. "Unser Herzblut gehört der Landwirtschaft", schwören Paul und Sandra Neurauter, die Innerhaber des Bastenhofs: "Wir haben quasi unsere Leidenschaft zum Beruf gemacht und es geschafft, dass wir uns das auch leisten können. Daher war es uns sehr wichtig, dass wir Zahlen auf den Tisch bekommmen." Von den zahlreichen Verbesserungsmöglichkeiten, die die Schulbesucher der Familie aufzeigten sollen in naher Zukunft umgesetzt werden. Von dieser Schulaktion begeistert ist auch Bauernbundobmann Rudolf Köll: "Den Hof genauestens zu beleuchten ist eine wichtige Sache. Das sollten im Bezirk viel mehr machen." LLA-Dir.-Stv. Paul Juen lobte zudem die Zusammenarbeit der SchülerInnen untereinander: "Wir haben bereits zum zweiten Mal ein derartiges Projekt mit der HTL durchgeführt. Eine perfekte Ergänzung die bislang ausgeklügelte und gute Lösungsansätze hervorgebracht hat."

Umstrukturierung des Bastenhofes

Die Landwirtschaftliche Landeslehranstalt in Imst hat im Rahmen eines Projektes mit der Schweizer Partnerschule Pfäffikon und in Zusammenarbeit mit der HTL-Imst einen Betrieb in Imsterberg neugeplant und Verbesserungsmöglichkeiten vorgestellt.

Nach den Erhebungen der Basisdaten entwickelten die Schüler in einem 4-tägigen Projekt mögliche Zukunftsperspektiven für den Betrieb.

Die Betriebsleiter des „Bastenhofes“ Sandra und Paul Neurauter in Imsterberg bewirtschaften mit ihrem Sohn einen Nebenerwerbsbetrieb mit zwei Milchkühen, zwei Ochsen, fünf Puten, neun Legehühnern und zwei Mastschweinen. Sie bewirtschaften insgesamt 3,75 ha Grünland.
Ziel der Umstellung ist eine Aufstockung zur Erhöhung des Selbstversorgungsanteiles auf 3 Milchkühe (Variante 1) oder drei Mutterkühe (Variante 2), 20 Puten und 100 Hühner. Auch die Intensivierung der Direktvermarktung wurde ins Auge gefasst.
In Folge wurde in Arbeitsgruppen die Erhebungsdaten von Schülern und ihren Lehrern aufgearbeitet und Ideen des Betriebsführers und seiner Familie weiter entwickelt.

Betriebswirtschaft:
Die Schüler der Gruppe Betriebswirtschaft ermittelten zuerst die Ist-Situation des Betriebs und gaben die ermittelten Daten für die Planungsvarianten ein. Anschließend wurden verschiedene Planungsvarianten berechnet und die effektivste Variante hinsichtlich der Finanzierbarkeit und Wirtschaftlichkeit für den Betrieb bestimmt.

Stallbau:
Der Bastenhof ist aufgrund der in die Jahre gekommenen Stallung nicht mehr tierschutzkonform und arbeitswirtschaftlich nachteilig. Auf Grund unserer Erhebungen wurde ein Konzept erstellt, wie man den Betrieb arbeitswirtschaftlicher macht und kostengünstig umbaut und damit den Ansprüchen einer erhöhten Eigenversorgung entspricht. Eine Heubelüftung mit einer Unterdachabsaugung wurde geplant. Damit die Einfahrt in den Stall erleichtert wird und um den Tieren mehr Lichteinfall und einen besseren Luftaustausch zu garantieren, sollte ein Tor eingebaut werden. Es wurden zwei Varianten näher besprochen. Die erste Variante war die Milchviehaltung zu belassen und die zweite Variante auf Mutterkuhhaltung umzusteigen.

Tierzucht:
Nach Erhebung des aktuellen Tierbestandes und Aufnahme der Grunddaten hat sich die Gruppe intensiv mit dem Futterbedarf, der Fütterung und Haltung der einzelnen Tierarten sowie den erzielbaren Erlösen aus der Tierhaltung auseinandergesetzt.
In einem weiteren Schritt wurde die Auswirkung auf den Futterbedarf und die Haltungsansprüche der einzelnen Tierarten bei Umstellung auf Mutterkuhhaltung bzw. Aufstockung des Geflügels bewertet und analysiert.

Pflanzenbau:
Die Pflanzenbaugruppe ermittelte zuerst die Versorgung mit Heu und Silage. Die Familie hat das Ziel, sich möglichst mit Erzeugnissen vom eigenen Hof zu versorgen. Überschüsse könnten allerdings gut verkauft werden. Auf Nachfrage im regionalen Altenheim Imst-Gurgeltal bestätigte die Heimleiterin, dass Interesse an bäuerlich erzeugten Lebensmitteln für die Heimküchen besteht. Die Projektgruppe schlug der Familie Neurauter vor, den Freilandkräuteranbau für den Verkauf von Frischkräutern wieder zu beginnen. Seitens der Familie Neurauter bestand auch der Wunsch den Anbau von Marillen anzudenken. Aufgrund der klimatischen Lage des Betriebes war es die Herausforderung ein umsetzbares Konzept zu erarbeiten. Um eine entsprechende Ernte zu garantieren, wurde ein Anbau mit Hilfe spezieller Folientunnel angedacht.

Fazit:
Es muss vorausgeschickt werden, dass es keine Universallösung für den „Bastenhof“ gibt.
Die eierlegende Wollmilchsau, die Zeit spart, Kosten senkt und die Eigenversorgung mit hochwertigen Genussmitteln sichert, ist auch hier nur ein Wunschgedanke.
Unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Familie Neurauter scheint Variante 1, welche eine Erhöhung der Hühner- und Putenanzahl, eine Beibehaltung der Milchkuhhaltung und eine (Re)Aktivierung des Obst-, Kräuter- und Gemüseanbaues vorsieht, die sinnvollste zu sein. Der Gewinn liegt einerseits in den neuen Produkten wie Marillen, Kräutern und sonstigem Gemüse, die sowohl verkauft, verarbeitet als auch verzehrt werden können, aber auch in der erhöhten Kostendeckung. Erkauft wird dies allerdings durch einen erhöhten Arbeitsaufwand.
Aus Sicht des Rechnungswesens wäre Variante 2 die „ertragreichste“, da einerseits die Arbeitszeit im vgl. zur Ist-Situation massiv reduziert werden könnte und die Kostendeckung noch höher wäre. Frischmilch und Milchprodukte wie Butter müssten jedoch zugekauft werden, was nicht im Sinne einer Selbstversorgungsstrategie zu sehen ist.
Besonders zu betonen gilt das hohe Einsparungpotential durch sinnvolle Mechanisierung und Nutzung fremder Dienstleistungen am Hof (Maschinenring).
Weiters gilt es zu berücksichtigen, dass Förderungen essentieller Bestandteil bäuerlichen Einkommens sind.
Ohne Förderungen wäre keine der drei Varianten kostendeckend.

Die SchülerInnen zeigten der Familie (rechts) aus Imsterberg einige Verbesserungsmöglichkeiten auf.
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