Platz "umbenannt"
Aktivisten überkleben Lueger-Denkmal mit Schildern
Die Straßenschilder am Dr. Karl-Lueger-Platz wurden von Unbekannten überklebt. Die Eigenbau-Schilder tragen den Namen "Platz der gescheiterten Erinnerungskultur". Der Platz samt Denkmal ist nicht unumstritten, galt der ehemalige Bürgermeister Lueger doch als Antisemit.
WIEN/INNERE STADT. Wien und seine Denkmäler: Das kann mitunter eine schwierige Beziehung sein. Touristinnen und Touristen - aber natürlich auch den Stadtbewohnenden selbst - sticht immer wieder ein besonderes Denkmal im Bereich des Stubenrings auf. Nicht etwa wegen seiner Schönheit, sondern wegen des Protestes.
Dort steht nämlich das Denkmal von Karl Lueger, dem Bürgermeister Wiens von 1897 bis 1910. Seit Jahren schon steht diese Erinnerungsform an den ehemaligen Stadtchef in großer Kritik, gilt Lueger doch auch als glühender Antisemit und Nationalist, sogar der damalige Herrscher der Habsburgermonarchie, Kaiser Franz Josef, soll Lueger aufgrund seiner öffentlichen Haltung abgelehnt haben. Gut 110 Jahre nach Luegers Tod geht der Protest weiter, diesmal von der Bevölkerung aus. Und er zeigt sich auch in Form von auffallender Farbe, mit dem das Denkmal bemalt wurde.
Noch einen Schritt weiter sollen jedoch Unbekannte in der Nacht auf Samstag, 27. Jänner, gegangen sein. Denn sie haben laut einem Posting auf X (ehemals Twitter) die Straßenschilder beim Dr. Karl-Lueger-Platz mit einer eigenen Kreation überklebt. "Platz der gescheiterten Erinnerungskultur" stand auf den gebastelten Schildern, welche von der Optik her den Originalen täuschend ähnlich aussahen. Auch am Denkmal hat man solche Schilder angebracht.
Hintergründe unklar
Ins Rollen brachte den Vorfall der X-Kanal "Presseservice Wien". Dieser veröffentlichte am Dienstag, 30. Jänner, die Fotos dazu. Genauere Hintergründe nannte man jedoch nicht.
Die Stadt Wien hat sich bereits mit dem umstrittenen Andenken an Lueger auseinandergesetzt und beschlossen, dass man das Denkmal um 3,5 Grad kippen möchte. So will man sich kritisch mit der Geschichte Luegers und jener der Stadt auseinandersetzen. MeinBezirk.at hat berichtet, mehr dazu unten.
Fall liegt bei Staatsanwaltschaft
Inzwischen liegt auch eine Bestätigung des Falls von der Polizei vor. Diese bestätigt einen entsprechenden Einsatz in der Nacht auf den 27. Jänner auf Anfrage: "Da die Sticker rückstandslos und beschädigungsfrei entfernt werden können, wurde durch die Beamten ein Bericht zur rechtlichen Beurteilung an die Staatsanwaltschaft Wien geschickt. Die Personen, die die Sticker angebracht haben, waren nicht mehr vor Ort."
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