Elf Glocken
Minoritenkirche erhält nach 100 Jahren wieder eine Stimme
Mehr als 100 Jahren lang ertönten in der Minoritenkirche keine Glocken mehr. Nun bekommt die Heimat der italienischen Gemeinde Wiens ein neues Glockenspiel, das insgesamt elf Glocken umfasst. Es wird von nun an immer wieder in der Inneren Stadt zu hören sein.
WIEN/INNERE STADT. Die Glocken sind die Stimme einer Kirche – so denken wohl jedenfalls die meisten von uns. Die Minoritenkirche, die sich am Minoritenplatz 2A befindet, verfügte jedoch nun seit mehr als 100 Jahren nicht mehr über besagte Stimme – bis jetzt. Denn jetzt bekam die römisch-katholische Hallenkirche, die seit 2021 Eigentum der Priesterbruderschaft Pius St. X ist, elf neue Glocken.
Im Jahr 1907 erhielt der Hauptturm der Kirche vier neue Glocken. Diese wurden im italienischen Trient gegossen. Als wenige Jahre später der Erste Weltkrieg ausbrach, wurden drei von ihnen jedoch für Kriegszwecke beschlagnahmt. Nur eine einzige Glocke verblieb im Turm, doch niemand weiß, wann sie zuletzt geläutet wurde.
Die Wendung kam dann in der Fastenzeit 2022. Ein Gläubiger hatte die Idee, ein Glockenspiel für die Minoritenkirche errichten zu lassen. Er erklärte sich bereit, eine Glocke zu spenden. Außerdem wollte der Gläubige andere dazu motivieren, ebenso zu investieren.
Insgesamt 24 Glocken wären möglich
Im Mai dieses Jahres konnten schlussendlich elf neue Glocken in der Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck gegossen werden. Das traditionsreiche Familienunternehmen wurde im Jahr 1599 gegründet. Die größte Glocke hat einen Durchmesser von 42 Zentimeter, wiegt 50 Kilogramm und wurde im Ton C3 gestimmt, die kleinste misst 20 Zentimeter und ist zehn Kilogramm schwer. Um diese aufzuhängen war eine Erweiterung des Glockenstuhls mit Lärchenholzbalken erforderlich. Künftig könnte das Glockenspiel dann sogar auf insgesamt 24 Glocken erweitert werden.
Beim Guss der Glocken durften rund 40 Gläubiger dabei sein. "Es war für alle Anwesenden äußerst eindrucksvoll, den hoch professionell agierenden Glockengießern bei ihrer äußerst gefährlichen Arbeit mit dem flüssigen Metall, das eine Temperatur von 1200 Grad hatte, zuzusehen", heißt es von der Priesterbruderschaft Pius St. X.
Traurige und freudige Töne
Kürzlich wurden die elf neuen Glocken mit einem Kran in der Minoritenkirche aufgehängt. Je nach Gemütslage soll das Glockenspiel künftig traurige Moll-Akkorde oder freudige Dur-Akkorde spielen. Auch die Loblieder "Christus vincit, Christus regnat, Christus imperat" und "Großer Gott, wir loben Dich" sollen gespielt werden, um so "Gottes Lob über unserer Stadt Wien zu verkünden", wie auf der Website der Priesterbruderschaft zu lesen ist.
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