Van der Bellen: "Habe im Alter von 18 Jahren ÖVP gewählt"
bz-Wiener Bezirkszeitung und das Stadtmagazin "biber" veranstalteten für ihre Leser einen Talk mit Alexander Van der Bellen.
Wann hat man schon die Möglichkeit, mit einem Politiker in intimer Atmosphäre zu plaudern. Die bz-Wiener Bezirkszeitung und das Stadtmagazin machten es für 30 Leser möglich.
Hier können Sie den Talk, der im Café Urania statt gefunden hat. nachlesen. Eines vorab: Es war wie ein großes Lagerfeuer: Alexander Van der Bellen erzählte und man hätte eine Stecknadel fallen hören können.
Ist Wien auf dem richtigen Weg, sich als intellektuelles Zentrum zu positionieren?
ALEXANDER VAN DER BELLEN: "Die Voraussetzungen dafür sind nicht schlecht. Wir haben eine unerhörte Fülle von Universitäten und Fachhochschulen und 190.000 Studierende, also zehn Prozent der Bevölkerung. Das ist ungewöhnlich und wird sogar von Paris und London nicht übertroffen. Ökonomisch ausgedrückt, ist das Humankapital vorhanden. Allerdings gibt es eine ganze Reihe von Problemen: von Finanzierungsfragen bis hin zu der Frage, was mit den ausländischen Studenten nach ihrem Abschluss passiert."
Was machen Sie so den ganzen Tag als Uni-Beauftragter der Stadt Wien?
"Das werde ich immer wieder gefragt (lacht). Wir haben Meetings zu aktuellen Themen und hatten beispielsweise gerade Budgetverhandlungen mit der SPÖ. Wir arbeiten auch eng mit dem Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds, kurz WWTF, zusammen."
Was beschäftigt Sie aktuell?
"Ich beschäftige mich immer wieder mit Problemen rund um Drittstaatstudierende und -forscher. Die Gesetze werden jedes Jahr komplizierter. Daher haben wir mit dem zuständigen Magistrat einen runden Tisch initiiert und Lösungen diskutiert. Es gibt in Wien immer wieder Fälle, beispielsweise von Dissertanten, deren Visa nicht verlängert werden. Die Professoren melden sich dann bei mir. Es wäre wichtig, dass es direkt an den Unis Ansprechpartner für solche Fragen gibt."
"Damals hat man uns Grüne als Chaoten kritisiert, heute sind wir zu stromlinienförmig. Das nehme ich nicht zu ernst.
Was wird aus der Mahü?
"Sie wird zu einer Prachtstraße. Der Rest wird sich im Laufe des Jahres noch zeigen."
Wie gehen Sie mit dem Populismus-Vorwurf an die Grünen um?
"Ich habe immer Schwierigkeiten, diesen Vorwurf zu verstehen. Populus ist das Volk, das bedeutet nicht, nach dem Maul des Volkes zu reden, sondern ins Maul des Volkes zu schauen. Ersteres ist opportunistisch und – wenn Sie wollen – populistisch."
"Wenn sich bereits ein Kult um meine Person bildet, muss das wohl sehr stark an der Konkurrenz liegen."
Sie haben von der SPÖ zu den Grünen gewechselt. Wie kam es dazu?
"Als ich das erste Mal wählen durfte, habe ich ÖVP gewählt, aber mit 18 macht man solche Fehler (lacht). Dann habe ich SPÖ gewählt und ich war von Mitte der 1970er bis Ende der 1980er auch SPÖ-Mitglied. Ausgeschlossen wurde ich, weil ich vergessen hatte, den Mitgliedsbeitrag zu bezahlen."
Wenn es um Politiker geht, die keinen Dreck am Stecken haben, kommt Ihr Name oft vor. Wie erklären Sie sich das?
"Wenn sich bereits ein Kult um meine Person bildet, muss das wohl sehr stark an der Konkurrenz liegen."
Zur Person
Alexander Van der Bellen (70) ist seit 2012 Wiener Gemeinderat und Universitätsbeauftragter der Stadt Wien. Van der Bellen war von 1999 bis 2008 grüner Klubobmann im Parlament und von 1997 bis 2008 Bundessprecher der Grünen. Bis 1999 hatte der gebürtige Wiener, der in Tirol aufwuchs, eine Professur an der WU Wien.
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