Autonomes Fahren
Die Zukunft von Fahrschulen und Fahrlehrern
365 Fahrschulen gibt es in Österreich. Doch Klimawandel, Carsharing und autonomes Fahren stellen den Individualverkehr vor neue Herausforderungen. Was bedeutet das für Fahrschulen und ihre Mitarbeiter?
ÖSTERREICH. Seit 2012 ist ein rückläufiger Trend bei Pkw-Führerscheinen zu beobachten. 2018 haben laut Statistik Austria etwas über 80.000 Personen einen Pkw-Führerschein im Österreich erworben. Auch in der Fahrschule Gabriel spürt man den Rückgang. "Vor 20 Jahren gab es deutlich mehr Fahrschüler", bestätigt Fahrschulinhaber Josef Gabriel gegenüber meinbezirk.at.
Weniger 16-Jährige
Der Rückgang hat eine demografische Ursache: Waren es Anfang der 1980er Jahre noch knapp 130.000 16-Jährige in Österreich, sind es derzeit etwa 93.000. Doch auch der Stellenwert des rosa Lappens hat sich geändert. "Der Führerschein gilt nicht mehr als klassisches Statussysmbol", nennt Herbert Wiedermann, Obmann des Fachverbands der Fahrschulen, einen weiteren Grund für den Rückgang.
Autonomes Auto noch weit weg
Dennoch ist die Zahl der Fahrschulen seit 15 Jahren konstant, wie Fachverbandsgeschäftsführer Stefan Ebner im Gespräch mit meinbezirk.at betont. Das autonome Fahren bereitet den Branchenvertreter keine großen Sorgen. "Autonomes Fahren ist noch sehr weit weg und wird schrittweise einziehen", sagt Ebner im Gespräch. Außerdem werde automatisiertes Fahren auch geschult.
Zu wenige Fahrlehrer
Ebner spricht sogar von einem Mangel an Fahr- und Fahrschullehrern. Er beziffert den Personaledarf auf etwa 150 österreichweit. Warum das so ist? "Ein Thema ist sicherlich, dass das Image besser sein könnte", so Ebner. Denn Fahrstunden finden in der Regel an den Tagesrandzeiten statt. "Dafür ist eine Viertage-Woche möglich", betont Ebner, der bestätigt, dass diese in der Branche auch verbreitet sei.
Fahrlehrer nicht die besten Fahrer
Welche Voraussetzungen sollten angehende Fahr- und Fahrschullehrer abseits von den formalen Kriterien (siehe unten) mitbringen? "Als Fahrschullehrer muss man nicht der beste Fahrer sein, das ist wie beim Fussball: ein guter Trainer ist nicht unbedingt der beste Spieler", weiß Gabriel. Fahrlehrer brauchen jedenfalls eine hohe Konzentrationsfähigkeit. "Man muss immer aufpassen. Während des Fahrunterrichts kann man sich nicht einmal entspannen", betont Gabriel. Unfälle mit Fahrschülern sind ihm aus der Praxis nur wenige bekannt. "Die größte Gefahr besteht an Ampeln, wenn dem Fahrschüler der Motor abstirbt und der hintere Wagen reinfährt, weil nicht genug Abstand gehalten wurde", sagt Gabriel zum Unfallrisiko während der Fahrpraxisstunden.
Kaum Rücksicht auf Fahrschüler
Aufgefallen sei ihm, dass der Ton im Verkehr rauer geworden ist. "Auf Fahrschüler wird kaum Rücksicht genommen. Autofahrer passen immer weniger auf, wegen der ständigen Erreichbarkeit durch Handys", sagt der langjährige Fahrschulinhaber. Für die Sicherheit sei das fürchterlich.
Fahrer sind nicht ersetzbar
Was die Zukunft der Autos und seiner Branche angeht, ist auch er zuversichtlich. "Fahrer werden nie ganz ersetzbar sein. Assistenzsysteme sind eine gute Sache, denn sie erleichtern das Fahren." Ebner geht davon aus, dass es bis mindestens 2040 noch Mischverkehr geben wird. "In dieser Phase wird der Schulungsaufwand steigen, um mit neuen Systemen richtig umgehen zu könne", so Ebner. Fahrschulen werden in seiner Zukunftsvision Mobilitätszentralen sein.
Ausbildung und Einstiegsgehalt
Die Ausbildung zum Fahr- oder Fahrschullehrer wird an Berufsakademien angeboten und dauert etwa ein halbes Jahr. Voraussetzung für Fahrlehrer, die nur die Fahrpraxis lehren, ist eine mindestens dreijährige Fahrpraxis sowie keine schweren Verstöße. Für Fahrschullehrer, die auch Theorie unterrichten, ist die Matura Voraussetzung oder eine mindestens einjährige Tätigkeit als Fahrlehrer. Das Einstiegsgehalt liegt bei 2.000 Euro brutto.
Mehr Infos zu Ausbildung und den Qualifikationsanforderungen finden Sie hier.
Die Ausbildung bieten verschieden Berufsakademien wie das Wifi oder Bfi spezialisierte Institute sowie auch einige Fahrschulen an.
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