Gedanken
Brücken bauen in herausfordernden Zeiten

Andreas Geisler feiert einen Gottesdienst | Foto: Haus St. Josef am Inn
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  • Andreas Geisler feiert einen Gottesdienst
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  • hochgeladen von Georg Herrmann

INNSBRUCK. Die vergangenen Monate waren gerade für alte Menschen nicht einfach. In Wohnheimen waren auch die MitarbeiterInnen der Altenseelsorger herausgefordert. Sibylle Geister-Mähner und Andreas Geisler arbeiten als hauptamtliche Seelsorger im Senioren- und Pflegeheim St. Josef am Inn. Sie berichten darüber, wie sie die Corona-Zeit erlebt haben.

Echte Begegnung ermöglichen

„Könnten Sie mir bitte meine Mutter ans Telefon bringen? Ich möchte so gerne wieder einmal ihre Stimme hören.“ Solche und ähnliche Anrufe standen am Beginn der Corona-Krise auf der Tagesordnung. Das Wohnheim war isoliert, Besuche von Ehrenamtlichen und selbst von den engsten Angehörigen waren nicht mehr erlaubt. Viele Fragen und Ängste tauchten bei den Bewohnern auf. "Gerade in dieser Zeit war es uns als hauptamtliche SeelsorgerInnen umso mehr ein Anliegen, mit gebotener Distanz nahe bei den Menschen zu sein, Zeit zu haben und den kostbaren Moment echter Begegnung zu ermöglichen", berichten Sibylle Geister-Mähner und Andreas Geisler unisono.

Brückenbauer sein

Das Haus St. Josef am Inn liegt nahe einer Fußgängerbrücke über den Inn. Die beiden SeelsorgerInnen weiter: "Diese Brücke ist ein Bild für unsere Aufgabe, verstehen wir uns doch als Brückenbauer zwischen den BewohnerInnen, den Angehörigen und den MitarbeiterInnen. Durch das Besuchsverbot mussten wir kreative Wege finden, um Verbindungen nicht abreißen zu lassen. Eine eigene 'Video-Telefonzelle' wurde ins Leben gerufen. Angehörige beim Telefonieren auch zu sehen, ist für viele eine faszinierende neue Erfahrung." Unter dem Motto „Ich denke an dich“ – „Du denkst an mich“ wurde eine Postkartenaktion initiiert, um die Verbundenheit trotz Besuchsverbotes bewusst zu halten.

Gott zur Sprache bringen

Bedingt durch die Corona-Krise mussten auch im Haus St. Josef am Inn die gemeinschaftlichen Gottesdienste in der Kapelle eingestellt werden. Das Team der Seelsorger gestaltete aber für jede Wohngruppe einmal in der Woche eine kleine Andacht. "Wir erlebten in diesen 'Hauskirchen', wie wichtig es vielen war, ihr Leben, ihre Ängste und Hoffnungen vor Gott zur Sprache zu bringen", ergänzt Sibylle Geister-Mähner.

Ganzheitliche Begleitung

Das Seelsorger-Duo weiter: "Seniorenheime sind Orte, wo sowohl die Schönheit und als auch die Zerbrechlichkeit unseres Lebens deutlich wird. Für SeelsorgerInnen ist es ein Geschenk, in einer solchen Einrichtung Menschen über einen längeren Zeitraum begleiten zu dürfen. Lange Lebensgeschichten gilt es zu würdigen, Menschen in ihrem Gewordensein und ihrem Charakter zu verstehen. Von Einzelgesprächen im Zimmer bis hin zu tröstenden Ritualen und Feiern in der Hauskapelle erfahren wir, dass Religion vielen Älteren das Gefühl von Zugehörigkeit und Heimat gibt. Im Kreis der Wohngruppe verabschieden wir auch eine Person, die verstorben ist, indem wir uns Zeit für Erinnerungen nehmen und beten. Nicht selten dankt eine Bewohnerin zu Tränen gerührt und bittet, dass wir es bei ihr genauso machen sollten." Sibylle Geister-Mähner und Andreas Geisler abschließend: "Gerade in der Zeit der Corona-Krise erleben wir, dass Seelsorge in Seniorenheimen eine Form von Pflege ist, die die körperliche Pflege notwendig ergänzt. Indem sich die Seelsorge für alle Berufsgruppen im Haus für christliche Werte, ein humanes Klima und Weiterbildung einsetzt, stellt sie einen unverzichtbaren Beitrag zur Qualität eines Senioren- und Pflegeheimes dar."

Neuer Ausbildungslehrgang

Die Altenseelsorge der Diözese Innsbruck bietet im kommenden Jahr wieder einen Ausbildungslehrgang für ehrenamtliche Seelsorger/innen in Alten- und Pflegeheimen an. Dauer: Jänner bis Juni 2021 mit sechs Einheiten von jeweils 1,5 bis 2 Tagen. Information und Anmeldung bis 11. September bei Rudolf Wiesmann, Riedgasse 9, 6020 Innsbruck oder unter 0676/8730-4315 oder rudolf.wiesmann@dibk.at.

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