Mutter Teresa und ihre Verbindung zu Anna Dengel
Mutter Teresas Heiligsprechung ermöglicht einen Blick auf die Außerferner Ordensgründerin Anna Dengel.
Am 4. September 2016 wird Mutter Teresa, die Gründerin des Ordens der "Missionarinnen der Nächstenliebe", durch Papst Franziskus heilig gesprochen. Kaum bekannt ist, dass es zwischen der neuen Heiligen und der Tiroler Missionarin und Ärztin Anna Dengel (1892 – 1980), Gründerin der „Gemeinschaft Missionsärztlicher Schwestern“, eine Verbindung gab. Mutter Teresa absolvierte 1948, bevor sie mit ihrer Gemeinschaft die Arbeit in den Slums von Kalkutta aufnahm, eine Ausbildung in Krankenpflege in Patna (Indien) in der Krankenschwesternschule des dritten von Anna Dengel gegründeten „Holy Family Hospitals“.
Zahlreiche Briefe
Brieflicher Kontakt bestand über Jahre hinweg zwischen den beiden Frauen. So forderte Anna Dengel einmal Mutter Teresa etwas energisch auf, sich auch um gute Arbeitsbedingungen ihrer Schwestern zu bemühen, denn diese, von denen härteste Arbeit gefordert wird, brauchen auch eine ausreichende Ernährung. Sie können daher nicht, wie sie gehört habe, nur von Reis leben, dem bengalischen Essen der Armen. Mutter Teresa nahm den Rat der „Kollegin“ an.
Besuch am Krankenbett
Als Anna Dengel nach einem Schlaganfall im Krankenhaus lag, erhielt sie Besuch von Mutter Teresa, die sie bat, ihr nach indischer Sitte zum Zeichen des geistigen Vermächtnisses die Hände auf das Haupt zu legen. Mutter Teresa und Anna Dengel – zwei Frauen, die durch ihr unbeirrtes Engagement einen wichtigen Beitrag zur Missionsgeschichte der Kirche geleistet haben. Anna Dengel gelang es, dass das 700 Jahre bestehende kirchenrechtliche Verbot, wonach Ordensfrauen nicht medizinisch tätig sein durften, 1936 aufgehoben wurde. Ihr Ziel war, die Stellung der Frau und das Gesundheitsbewusstsein in den Ländern des Südens zu verändern. Mutter Teresa wollte in der kompromisslosen Nachfolge Jesu den Armen, Ausgestoßenen und Sterbenden beistehen und ihnen Hilfe in ihrer ausweglos scheinenden Situation bieten. Beide Frauen gründeten Gemeinschaften nach ihren Zielvorstellungen, deren Mitglieder heute weltweit tätig sind.
von Prof. Ingeborg Schödl
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