Frei im Theater 07
Abgründe und Wahnsinn
Johannes Reitmeier hat ein Faible für (Rock-)Musicals und abgründigen Schauer. „Das Cabinet des Doktor Caligari“, dessen Uraufführung er vor 20 Jahren ebenfalls schon inszenierte, fügt sich daher nahtlos in die Serie der Musicals "Nostradamus" und "Everyman" und der Glass-Kammeroper "The Fall of the House of Usher" ein.
Dass der selbsternannte Magier und maligne Narzisst Caligari Morde in Auftrag gibt, weil er den letzten Atemzug der Opfer als Energy-Shot benötigt, fährt einem nach einer Pandemie, die vielen den Atem nahm, ziemlich ein. Zudem zeigt das Musical deutlich auf, wie schwer es ist, sich der Raffinesse von gefinkelten Manipulatoren zu entziehen.
Ein großer Verführer war auch Teufelsgeiger Niccoló Paganini, den der frühere TLT-Schauspielchef Klaus Rohrmoser derzeit im Kellertheater als ziemlich lebendigen Untoten verkörpert. Tatsächlich wurde seinem Leichnam fast vier Jahrzehnte lang die Beisetzung verweigert, weil ihn die Kirche mit dem Teufel im Bunde wähnte. Die Odyssee seines Sargs ist in Michael Korths launigem Monolog ebenso Thema wie natürlich sein wechselvolles Leben als Musikwunderkind und Don Juan.
Was schon die Caligari-Autoren Mayer und Janowitz zum Schreiben brachte, war auch für Shakespeare thematischer Dauerbrenner. Wie etwa bei Hamlet, den Gernot Plass klug und gewitzt in eine heutige Sprache übertragen hat. Seine überaus kurzweilige Überschreibung ist dieses Wochenende noch im Generationentheater zu sehen. Auch hier hat der Wahnsinn Methode, die alle ins Grab bringen wird. „Der Rest ist Schweigen“.
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