Mühlau
Ein Spaziergang mit Christian Kössler durch den Stadtteil

Der Mühlauer Literat Christian Kössler (li.) auf einem Spaziergang mit BB-Redakteur Michael Steger.  | Foto: Michael Steger
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In Mühlau gibt es keinen Bankomaten und auch nur einen sehr kleinen Nahversorger, auf den ersten Blick wirkt der Stadtteil, mit Ausnahme des Gewerbegebiets, wie ein verschlafenes Nest. Bei einem Spaziergang mit dem Mühlauer Literaten Christian Kössler haben sich die BezirksBlätter vom Gegenteil überzeugt.

INNSBRUCK. Christian Kössler, ist hauptberuflicher Bibliothekar und nebenberuflicher Literat. Ganz zufällig ist er auch Torhüter im österreichischen Fußball Nationalteam – dem Autorennationalteam und er ist Mühlauer und das genießt er. "Mit dem Rad ist man in ein paar Minuten in der Innenstadt – man ist einerseits schnell drinnen und andererseits schnell draußen." Mit draußen meint Kössler, die Mühlauer, Hügel und Wälder. "Es ist eine Gratwanderung, die man in Mühlau genießen kann." Sein absoluter Lieblingsplatz ist das Mühlauer Fuchsloch – ein Biotop. Von dort spaziert er gerne durch den Wald hinauf zur Schweinsbrücke, wo der Sage nach der Teufel seine Finger mit im Spiel hatte. Genau diese Sagen sind das Spezialgebiet des gebürtigen Rumers. Seit 2007 tourt er mit seinen Büchern durch ganz Europa und hält dabei Lesungen vorwiegend vor Germanistik-Studenten. Die Ideen für seine Sagen holt er sich auch in Mühlau. "Eine Geschichte spielt beispielsweise am Mühlauer Friedhof. Man holt sich immer wieder etwas aus der Praxis, denn die Realität übertrifft zumeist die Fantastik", erklärt Kössler. 

Der Schillerweg ist nur einer von vielen Naherholungsoasen im Stadtteil Mühlau.  | Foto: Michael Steger
  • Der Schillerweg ist nur einer von vielen Naherholungsoasen im Stadtteil Mühlau.
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Der Reiz der Lage

In wenigen Minuten geht es weiter zum Schillerweg. Hier wird der Reiz der Lage besonders sichtbar. "Leider ist er ziemlich ausgeholzt. Dafür hat man jetzt eine wunderbare Aussicht auf die Stadt. Ein Tiroler muss immer irgendwo hinauf gehen und runterschauen, das haben wir alle im Blut und gerade in Mühlau ist das besonders schön. Die Lage Mühlaus offenbart hier den besonderen Reiz, denn die Spaziergänge sind auch abwechslungsreich. Von einem verschlafenen Nest will Kössler nichts wissen. "In Mühlau gibt es ein reges kulturelles Leben, es gibt Vereine, wie die Tuner, die Sänger oder die Muller, eminent wichtig für ein Marta-Dorf." Zusätzlich gibt es die Dorfwerkstatt, der nächste Halt des Spaziergangs. Dabei handelt es sich nicht um eine Werkstatt im eigentlichen Sinn, sondern ein kultureller Raum. "Hier finden Ausstellungen und Begegnungen statt. Aber auch die Bibliothek ist darin untergebracht", was den Bibliothekar ganz besonders freut, immerhin hat er dort auch schon zweimal Lesungen veranstaltet.

Als leidenschaftlicher Torhüter, ist der Mühlauer Fußballplatz für Kössler ein Ort, an dem er nicht gerne ist.  | Foto: Michael Steger
  • Als leidenschaftlicher Torhüter, ist der Mühlauer Fußballplatz für Kössler ein Ort, an dem er nicht gerne ist.
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Von der Kirche über den Friedhof zum Acker

Der Pfarre Mühlau ist, wie Kössler weiß, sehr rege in den Stadtteil eingebunden. Das zeigt sich darin, dass viele Menschen aus Mühlau in der Pfarre mitarbeiten. Ob das an der Tatsache liegt, dass Bischof Reinhold Stecher, selbst in Mühlau geboren wurde, ist nicht bekannt. Was jedoch nicht schaden dürfte ist, wiederum die Lage der Kirche. Wer von innen vor die Tore tritt, dem offenbart sich erneut ein Ausblick, der in Innsbruck seinesgleichen sucht. Selbiges gilt für den Mühlauer Friedhof. "Er liegt nicht nur schön, er ist auch wunderschön angelegt. Mit Carl Dallago und Georg Trakl sind auch ganz besondere Literaten dort begraben", weiß Kössler gekonnt den Bogen zurück zur Literatur zu spannen. Und ganz zufälligerweise liegt vor dem Mühlauer Friedhof der Fußballplatz des Stadtteils und somit die letzte Station des Stadtteilspaziergangs. Dieses Konglomerat an Grashalmen, umzäunt von Maschendrahtzaun, als Fußballplatz zu bezeichnen, fällt beiden Spazierpartner schwer. In der Fußballersprache würde man wohl eher von einem Acker sprechen. 

"Ein Tor ist, wer im Tor isst!" | Foto: Michael Steger
  • "Ein Tor ist, wer im Tor isst!"
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Der kickende Literat

Als Fußballbegeisterter ist der Torhüter des österreichischen Autoren-Nationalteams froh, dass es überhaupt eine Möglichkeit gibt, im Stadtteil Fußball zu spielen. Dennoch richtet er den Apell an die Stadt, entweder den Rasen zu pflegen oder einen Kunstrasenplatz daraus zu machen. "Als Tormann ist es ein Alptraum, wie es hier aussieht. Ich bin ja auch ehrgeizig. Wenn du dich auf dem Platz reinschmeißt, dann schmeißt du dich volley ins Krankenhaus", macht Kössler auf die Verletzungsgefahr aufmerksam. Aus diesem Grund finden seine Hobby-Runden auch auf der Innsbruck USI statt. In seinem jüngsten literarischen Schaffen hat sich Kössler auch dem runden Leder gewidmet. "Ein Tor ist, wer im Tor isst!" ist eine literarische Abhandlung aus der Torhüter Perspektive. Darin erzählt er auch über sein erstes Länderspiel, in der Gruabn, der langjährigen Heimstätte von Sturm Graz. Ein wenig erinnert der Mühlauer Fußballplatz auch an diese steirische Fußballstätte, doch das ist eine andere Geschichte. 

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