Ein Zuhause für blinde Kinder

Der kleine Samuel fühlt sich wohl im Blindeninternat.
5Bilder
  • Der kleine Samuel fühlt sich wohl im Blindeninternat.
  • hochgeladen von Sara Erb (sara)

SAGGEN (sara). Vormittag besuchen sie die hausinterne Landesschule, zu Mittag wird im Internat/Tagesheim St. Raphael (vom Verein St. Raphael mit Vereinspräs. Eugen Sprenger finanziert) gemeinsam gegessen, am Nachmittag ist Spielezeit. Im Moment sind Internat und Tagesheim für jeweils 7 Kinder ein Zuhause. Anders als erwartet finden sich aber nicht eigens für sehgeschädigte Kinder präparierte Einrichtungen. Im Gegenteil, die Räumlichkeiten sind ganz normal gestaltet, damit die Kinder lernen können, sich in Räumen in der Außenwelt zu orientieren. Rehabilitationstrainerin Sonja Ritzer trainiert die Kids am Nachmittag, übt mit ihnen die Braille-Schrift und aber auch das Alphabet, das die Kinder für Unterschriften können müssen, und trainiert sie auf Selbstständigkeit hin. "Es ist schön zu sehen, wie mutig sie werden, wenn sie etwas alleine schaffen", meint sie. Das fängt schon bei "im Zimmer zurecht finden", "Anziehtechniken" oder "Essen schneiden" an. Internatsleiter Alois Handle findet den Entwicklungsprozess auch wunderbar: "Anfangs sind die Kinder sehr unselbstständig. Das hängt damit zusammen, dass die Eltern auch besonders beschützend fungieren. Wir fördern die Selbstständigkeit der Kinder. Die Eltern müssen das Loslassen lernen." Seit 16 Jahren ist Alois schon da, das Team aus 7 Leuten ist schon lange dasselbe. "Das ist gut, die Kinder schätzen die Atmosphäre und Kontinuität", so Handle. Die Kinder sind zwischen 6 und 18 Jahre alt und bleiben, bis sie die Pflichtschule beendet haben. Auch ein Hauptschulabschluss ist möglich. Das oberste Ziel sei es, den Kindern Lebensqualität durch Unabhängigkeit und Selbstständigkeit zu geben, so Ritzer und Handle.

Zur Sache

Ab 2 % Sehvermögen und weniger ist man blind. Mit 2 und mehr Prozent Sehvermögen ist man sehbehindert, das kann auch hochgradig sein. Der Überbegriff für blinde und sehbehinderte Kinder heißt sehgeschädigt. In Tirol gibt es circa 120 sehgeschädigte schulpflichtige Kinder. 14 davon gehen im Internat und Tagesheim St. Raphael in die Schule. Dort sind sowohl blinde als auch sehbehinderte Kinder, zudem auch Kinder mit mehrfacher Behinderung wohnhaft. Die Kinder werden rund um die Uhr betreut, auch nachts. Die Schule ist eine vom Land, das Internat und Tagesheim St. Raphael ist vom Verein St. Raphael finanziert. Die Einrichtung wird nächstes Jahr 110 Jahre alt, war jedoch nicht immer am Standort in der Ingenieur-Etzel-Straße. Die Braille-Schrift, die Kinder unter anderem dort lernen, ist die Blindenschrift, benannt nach dem französischen Erfinder Louis Braille.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.