Tierschutz geht nach hinten los
"Eine Familie wird zerrissen" – mit Umfrage

Human Purmand hätte sich gewünscht, dass die Politik den Tierschutz auch weiterdenkt.
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  • Human Purmand hätte sich gewünscht, dass die Politik den Tierschutz auch weiterdenkt.
  • hochgeladen von Agnes Czingulszki (acz)

Für Human Purmand ist es ein großer Schlag. Wenn kein Pony-Karussell, dann auch keine Ponys.

INNSBRUCK. "Ich hab die Qual der Wahl: Soll ich sie einem Händler oder dem Metzger geben?", Human Purmand ist aufgebracht und traurig. Kürzlich hat der Besitzer der Ponys – die am Christkindlmarkt am Marktplatz im Pony-Karussell arbeiten – erfahren, dass der Marktbetreiber diese Attraktion am Marktplatz nicht mehr wünscht. Für Purmand ein Aderschnitt.

Kritik an Attraktion

Die Rechnung ist einfach: Wenn Purmand keine Einnahmen mehr durch das Pony-Karrussell lukriiert, muss er die Tiere weggeben. Marlboro, Sternenschweif, Trixi, Felix, Paul und Annabelle heißen die Ponys, die bisher Kinder und Eltern am Christkindlmarkt glücklich gemacht haben. Seit Jahrzehnten sind sie eine Herde. Aber die Attraktion erntete auch viel Kritik. Schon letztes Jahr gab es eine heftige Diskussion: GR Mesut Onay meinte damals, das Pony-Karussell sei überholt, aus Sicht des Tierschutzes nicht mehr wünschenswert, da es den Tieren dabei nicht gut geht und sie gestresst sind. "Der Gedanke ist richtig, allerdings wurde das Ziel verfehlt", ist sich Purmand sicher.

Seine Tiere arbeiten zirka sechs Wochen, vier Tage die Woche, im ganzen Jahr, im Sommer sind sie auf der Alm, im Herbst und Frühjahr auf der Weide in Arzl und, wenn es kalt ist, sind sie im Stall. "So ein Leben kann man sich nur wünschen", ist sich Purmand – der alleinerziehender Vater ist und seinen Lebensunterhalt hauptsächlich mit dem Verkauf von Kartoffelspiralen auf Märkten bestreitet – sicher. Der Stress, den die Tiere vom Zerriss der Herde erhalten, wäre um einiges größer als die Arbeit am Christkindlmarkt. "Wir halten uns an alle Regeln, haben sogar eine mobile Wand, um die Tiere zu schützen, wenn es windig wird oder der Trubel zu groß und auch seitens des Amtstierarztes und des Tierschutzombudsmannes gibt es keine Bedenken", so Purmand.

"Nicht mehr gewünscht"

Auch Marktbetreiber Christian Mark von Innsbruck Creative ist aufgebracht: "Human schaut wirklich auf seine Tiere, auch der Amtstierarzt hat das bestätigt, aber, wenn das der Wunsch der Politik ist, muss ich mich danach richten." Der Wunsch selbst kam von ganz oben. Bürgermeister Georg Willi, in seiner Funktion als Liegenschaftsverwalter, entschied nach einer Diskussion Anfang des Sommers im Stadtsenat: Das Pony-Karussell muss weg. Eine Abstimmung gab es dazu nicht.

Für Vizebürgermeister Franz X. Gruber, der in der Stadt für Markt- und Veterinärwesen verantwortlich ist, ist die endgültige Entscheidung neu: "Wir haben das Thema in der Koalition diskutiert, eine Beschlussfassung in städtischen Gremien gab es dazu nicht. Bisher wurden alle tierschutzrechtlichen Auflagen immer kontrolliert und erfüllt. Das könnte also auch in Zukunft so stattfinden, der Bürgermeister hat aber anders entschieden." Und trotzdem ist das Ansuchen von vornherein niedergeschmettert worden. Statt Pony-Karussell soll künftig eine andere Familienattraktion her. "Für mich ist es weniger Arbeit, nur die Tiere tun mir leid, wenn sie nicht mehr zusammen sein können", sagt Purmand abschließend.

Stellungnahme der Tierschutzorganisation Vier Pfoten

Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten erklärt im Allgemeinen zum Thema Pony-Karussell: "Prinzipiell ist es absolut nicht tiergerecht und nicht mehr zeitgemäß, Ponys stundenlang im Kreis laufen zu lassen. Auch die Bevölkerung trägt es nicht mehr mit." Allerdings gibt Pressesprecherin Elisabeth Penz zu bedenken: "Es braucht eine nachhaltige Lösung, in der es den Ponys besser und nicht schlechter geht." Human Purmand fordert außerdem auch die Politik auf, den Tierschutz nun weiterzudenken: "Was soll jetzt mit den Ponys passieren? Wenn ich sie weggeben muss, bin ich mir nicht sicher, dass es ihnen so gut geht wie bei mir."

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