Gedenkspaziergang – Diana Budisavljević
Erinnerung an eine stille Heldin

Bei einem Gedenkspaziergang am 27. August wurde an Diana Budisavljević erinnert.  | Foto: SPOIJ
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Ihr Leben liest sich wie ein Krimi: Die gebürtige Innsbruckerin Diana Budisavljević rettete im Zweiten Weltkrieg tausende Kinder vor dem sicheren Tod. Am 27. August wurde bei einem Gedenkspaziergang an die stille Heldin erinnert. 

INNSBRUCK. Diana Budisavljević kam 1891 als Tochter des Kaufmanns Max Obexer in der Tiroler Landeshauptstadt zur Welt. Als Aktivistin und Humanistin rette sie während des Zweiten Weltkriegs tausenden serbischen Kindern das Leben. Ihr Geburtshaus befindet sich in der Maria-Theresien-Straße, das sich auch heute noch dort befindet und in dem heute der Verlag „Tyrolia“ angesiedelt ist. Bei einem Gedenkspaziergang am 27. August wurde an die Innsbrucker Heldin erinnert. 

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ließen sich nicht vom schlechten Wetter abhalten.  | Foto: SPOIJ
  • Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ließen sich nicht vom schlechten Wetter abhalten.
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Der Treff- und Startpunkt des Spaziergangs war direkt nach der Heiligen Liturgie vor der Serbisch Orthodoxen Kirche zur Geburt des Heiligen Johannes des Täufers (ehem. Herz-Jesu Kirche). Trotz des schlechten Wetters versammelte sich eine Gruppe Teilnehmer bei der Kirche, um an die Innsbrucker Heldin zu erinnern. 

Mag. Vladimir Vlajić und Jovan Tomić, Sekretär von „SPOJI“ (v.l.), zündeten am Familiengrab der Obexer eine Kerze an.  | Foto: SPOIJ
  • Mag. Vladimir Vlajić und Jovan Tomić, Sekretär von „SPOJI“ (v.l.), zündeten am Familiengrab der Obexer eine Kerze an.
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Dann ging es von der ehem. Herz-Jesu-Kirche in Richtung Westfriedhof wo Diana am Familiengrab der Familie Obexer ihre letzte Ruhestätte fand. Dort zündeten Jovan Tomić, Sekretär von „SPOJI“, und Mag. Vladimir Vlajić, eine Kerze an und legten Blumen als Zeichen der Dankbarkeit und des ewigen Gedenkens im Namen aller Beteiligten nieder. Mag. Vladimir Vlajić, erzählte über die wichtigsten Fakten aus Dianas Biografie und erinnerte über das Engagement von „SPOJI“, der seit 2010 zahlreiche Initiativen und Aktivitäten umgesetzt hat, um an Diana und ihre HelferInnen zu erinnern.

„Den Gedenkspaziergang für Diana und ihre HelferInnen haben wir deshalb ins Leben gerufen, um ihr und ihren HelferInnen jedes Jahr im August unseren ewigen Dank auszudrücken, sowie ein Zeichen der aktiven und lebendigen Erinnerungskultur in unserer Heimatstadt Innsbruck und unserem Heimatland Tirol zu setzen. Dadurch wollen wir auch zum Ausdruck bringen wie sehr uns eine lebende Erinnerung an Diana und ihre HelferInnen wichtig ist, wie sehr wir sie lieben und schätzen, da sie mit ihren UnterstützerInnen während des Zweiten Weltkriegs zwischen 7.500 und 12.000 serbische Kinder vor dem Völkermord und zwei kroatische Partisanenkinder vor dem politischen Revanchismus in den Todeslagern des faschistischen Ustascharegimes im damaligen Unabhängigen Staat Kroatien retten konnte. Wir wollen damit auch jedes Jahr an alle Opfer des Zweiten Weltkriegs erinnern, da Diana zwar tausende vorwiegend serbische Kinder aus diesen KZs retten konnte, jedoch weitaus mehrere tausende serbische, jüdische und Roma-Kinder Opfer des Völkermords waren und auch Kinder von Antifaschisten verschiedenster Nationen in den KZs umkamen nur weil sie anderer Abstammung waren oder sich ihre Eltern dem Wahnsinn der Nazis, Ustascha und anderer faschistischer Gruppierungen wiedersetzt haben.“

Mag. Vladimir Vlajić, erzählte über die wichtigsten Fakten aus Dianas Biografie und erinnerte über das Engagement von „SPOJI“.  | Foto: SPOIJ
  • Mag. Vladimir Vlajić, erzählte über die wichtigsten Fakten aus Dianas Biografie und erinnerte über das Engagement von „SPOJI“.
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Über Diana  Budisavljević

Diana Budisavljević kam 1891 als Tochter des Kaufmanns Max Obexer in der Tiroler Landeshauptstadt zur Welt. Nach ihrer Ausbildung arbeitete als Krankenschwester im Innsbrucker Stadtspital. Hier lernte sie den aus Kroatien stammenden Serben Julije Budisavljević kennen, der hier sein Facharztstudium absolvierte. 1917 heirateten die katholische Diana und der serbisch-orthodoxe Julije und zogen kurze Zeit später nach Zagreb. 

Ihr Leben liest sich wie ein Krimi: Die gebürtige Innsbruckerin Diana Budisavljević rettete im Zweiten Weltkrieg tausende Kinder vor dem sicheren Tod.  | Foto: Stadt Innsbruck - Stadtarchiv
  • Ihr Leben liest sich wie ein Krimi: Die gebürtige Innsbruckerin Diana Budisavljević rettete im Zweiten Weltkrieg tausende Kinder vor dem sicheren Tod.
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Als am 6. April 1941 Nazi-Deutschland das Königreich Jugoslawien ohne Vorwarnung aus der Luft angriff, wurde es unter den Kollaborateuren des Dritten Reichs aufgeteilt. Dabei wurde unter der Führung des faschistischen Ustascha-Regimes der unabhängige Staat Kroatien ausgerufen. Dieser Vasallenstaat von Hitlers Gnaden setzte aggressive Rassengesetze um und es begann der Völkermord an Serben, Juden und Roma. Das KZ Jasenovac war als Auschwitz des Balkans bekannt und die faschistischen Mörderbanden machten auch vor Kindern nicht Halt.

Als Diana Budisavljević Ende Oktober 1941 voninhaftierten serbischen Frauen und Kindern erfuhr, beschloss sie ihnen zu helfen.  | Foto: BB-Archiv
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Mit Mut zum Erfolg 

Als Diana Budisavljević Ende Oktober 1941 von den inhaftierten serbischen und jüdischen Frauen und Kindern im Lager Loborgrad, das sich in der Nähe von Zagreb befindet, erfuhr, beschloss sie ihnen zu helfen. Der Plan erschien am Beginn noch aussichtslos. Trotzdem ließ sich Diana nicht unterkriegen und begann Sinnvolles für die Inhaftierten zu sammeln. Strohballen, Decken, Nahrung und Kleidung. Schnell sprach sich vor allem unter den Serben Zagrebs die Aktion herum und immer mehr Menschen beteiligten sich an der Spendenaktion. Als sie erfuhr, dass nichts von den Spenden bei den serbischen Kindern und Frauen ankam, machte sie einen mutigen Schritt. Sie wandte sich direkt an das Regime. Mit Erfolg - Nach vielen Gesuchen und Gesprächen erhielt sie im Februar 1942 die Erlaubnis Hilfsgüter nach Loborgrad zu senden und fünf Buben und sechs Mädchen aus dem Lager herauszuholen. 

Gelungene Rettungsaktionen 

Budisavljević verbrachte auch viel Zeit am Zagreber Hauptbahnhof und versorgte dort Personen, die zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert werden sollten. Eines Tages kamen dort 400 Kinder aus Deutschland zurück, da sie zu schwach für die Zwangsarbeit waren. Im Wissen, dass die Kinder sonst im Kroatischen KZ landen würden, schaffte sie es, sie im Zagreber Gehörlosenheim unterzubringen. Gleichzeitig erfuhr sie von sehr vielen inhaftierten serbischen Kindern im Konzentrationslager Stara Gradiška. Dank Kamilo Bresler, einem hohen Mitarbeiter im Kroatischen Gesundheitsministeriums und einem wichtigen Unterstützer Dianas, ermöglichte sie die Unterbringung vieler inhaftierter Kinder im Heim. 

Diana Budisavljević rettete von 1941-1945 – eine genaue Zahl steht leider nicht fest – etwa 15.000 serbische Kinder aus den Konzentrationslagern der Ustaša. | Foto: BB-Archiv
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Befreiungsaktion aus dem KZ

Im Juni 1942 lernte Diana Budisavljević den Wehrmachtsoffizier Gustav von Kocijan kennen. Diana offenbarte ihm, dass sie serbische Kinder aus dem KZ befreien möchte. Der Offizier willigte bei der höchst riskanten Aktion ein. Über Beziehungen gelang es, eine Erlaubnis von der Ustaša-Polizei zu bekommen. So schaffte es Budisavljević, weitere Kinder aus Jasenovac und den Nebenlagern zu holen. Mithilfe des Roten Kreuzes und der Caritas wurden tausende Kinder in Familien untergebracht und vor dem sicheren Tod im KZ gerettet. Diana Budisavljević rettete von 1941-1945 – eine genaue Zahl steht leider nicht fest – etwa 15.000 serbische Kinder aus den Konzentrationslagern der Ustaša.

Grab von Diana Budisavljević am Westfriedhof Innsbruck | Foto: Innsbruck Informiert
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1972 kehrte Diana Budisavljević wieder nach Innsbruck zurück, wo sie 1978 starb. Sie ist am Friedhof in Wilten begraben. Ihre heldenhaften Taten blieben im Verborgenen. Bis das Kroatische Staatsarchiv und die Gedenkstätte des KZ Jasenovac 2003 Dianas Tagebuch veröffentlichten und damit die Erinnerung an diese besondere Frau wieder ins Bewusstsein holten.

Die Gedenktafel am Obexer-Haus in der Maria Theresienstraße.  | Foto: Ch. Niederwolfsgruber
  • Die Gedenktafel am Obexer-Haus in der Maria Theresienstraße.
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