Kunstobjekt im Gespräch
Gruß an Göttin sorgt für Wirbel

- Ausfahrt Innsbruck Mitte: Hier steht nun also das umstrittene Kunstwerk.
- Foto: Nilüfer Dag
- hochgeladen von Nadine Isser
Das Kunstobjekt „Grüß Göttin“, momentan aufgestellt am Kreisverkehr der Autobahnausfahrt Innsbruck Mitte, löst starke Reaktionen aus. Das Echauffieren darüber nimmt scheinbar kein Ende.
Während Werbefachleute das Schild aufgrund seiner Einfachheit bei gleichzeitiger Wirkung loben, sehen sich andere in ihren religiösen Gefühlen verletzt und stoßen sich an "der Göttin". Gott als weiblich darzustellen ist offenbar höchst provokativ. Das STADTBLATT hat sich mit der Künstlerin Ursula Beiler zum Gespräch getroffen.
STADTBLATT: „Grüß Göttin“ legt die Frage Nahe: Wie sehen Sie Weiblichkeit in der Kirche?
Ursula Beiler: Die Weiblichkeit als Teil der Kirche ist wichtig, so wie auch in der Gesellschaft: Egal ob in Jurys oder in der Politik, es ist wichtig, dass Frauen mitbestimmen können. Sie sind ja auch die Hälfte der Menschen. Im privaten Firmen kann das jeder halten wie er will, aber im öffentlichen Bereich gehören Frauen miteinbezogen. Es ist wichtig, dass Frauen mitbestimmen können.
SB: Ist ihr Kunstwerk feministisch? Ist Feminismus überhaupt notwendig?
UB: Ja. Ich bin nach ’68 aufgewachsen, also nach der Studentenrevolution, die ja eigentlich eine Frauenrevolution war, aber die wurde auch gleich von Männern vereinnahmt… also Studentenrevolution. Die Philosophie und auch die Religion waren mir immer zu männlich. Der Geist wurde dem Mann zugeschrieben, die Natur der Frau. Die Philosophie und die Religion sind unsere Grundlagen, das ist in uns, damit werden wir erzogen. Die Bereiche männlich zu halten regt mich auf, es ist wichtig, dass Weiblichkeit auch dort ihren Platz hat.
SB: Wie empfinden Sie es, dass Ihr Kunstwerk so heiß diskutiert wird?
UB: Ich finde es interessant und amüsant, dass das noch Thema ist und immer noch so aufregen kann.
SB: Was halten sie von der Umgestaltung in „Grüß Hötting“?
UB: Das finde ich super. So ist es eine lebendige Sache. Solange das Kunstwerk nicht zerstört wird, habe ich nichts dagegen, wenn man es verändert. Außerdem ist das wirklich lustig und kreativ. In Kufstein wurde es über 60 Mal übersprayt und überklebt, meistens das „in“ und die Ö-Striche weg. Irgendwann wurde sogar das „Grüß“ übersprayt, dann stand da nur noch „Gott“.
SB: Ein viel diskutiertes Thema ist auch der Kostenpunkt. Wie teuer war denn das Kunstwerk?
UB: Nicht sehr teuer, ich finde, man kann auch mit wenig Mittel Wirksames machen. Und verantwortlich bin ja ich, also das Putzen und so weiter übernehme ich selbst. Für die Aufstellung des Schildes in Innsbruck habe ich selbst nichts bekommen, nur die Sockel und die Arbeitsstunden fürs Aufstellen haben etwas gekostet.
SB: Viele KünstlerInnen sehen die Kunstfreiheit in Österreich unter der derzeitigen Regierung bedroht. Wie sehen Sie das, ist die Kunstfreiheit in Österreich bedroht?
UB: Es ist zurzeit schlimm, aber es war vorher auch nicht viel besser. Die Tendenz, dass Kunst nicht mehr so wichtig ist, weggedrängt wird und man keine finanzielle Mittel für Kunst freigibt, ist schon seit der Wirtschaftskrise 2007 so. Die Freiheit der Kunst leidet unter dem Rechtsruck, der war aber schon vor der jetzigen Regierung spürbar.


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