Falsche Fährte?
Haben nichts gegen Radfahrer, nur bitte nicht in der Stadt

Die nächsten Radbügel, der nächste künstliche Skandal.  | Foto: privat
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  • Die nächsten Radbügel, der nächste künstliche Skandal.
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Wenn in Innsbruck die politischen Wogen wegen eines errichteten Fahrradbügels hochgehen, ist normalerweise das Gerechte Innsbruck nicht weit. Mittlerweile hat sich aber auch die ÖVP, dem Kampf gegen Fahrradabstellplätze angeschlossen. Anders dürfte der Aufschrei nicht zu verstehen sein, den neue Parkplätze für Räder an einem Kreisverkehr betreffen.

INNSBRUCK. Innsbruck ist jung. Innsbruck ist alt. Innsbruck ist Auto und Innsbruck ist Rad. Sieht man sich die Zahlen der Messstellen an Innsbrucks Radwegen an, dann ist Innsbruck sogar immer mehr Rad. Wie in den BezirksBlättern schon des Öfteren berichtet, fehlt es für den zunehmenden Radverkehr aber auch entsprechender Infrastruktur. Speziell der weiterhin anhaltende E-Bike-Boom führt dazu, dass immer mehr Menschen in der Stadt das Auto gegen das Rad eintauschen. Gleichzeitig kommt es auf den überfüllten Radstreifen durch hohe Geschwindigkeitsunterschiede immer öfter zu Gefahrenmomenten oder Unfällen. Ein weiteres Manko sind Fahrradabstellplätze. Wer nach Innsbruck einpendelt, der muss sein Rad zumeist illegal an eine Mauer lehnen, da einfach keine freien Radparkplätze frei sind. Immerhin, mit einer Radgarage, wie sie in anderen Städten Europas längst üblich sind, soll in Bahnhofsnähe Abhilfe geschaffen werden. Die Stadt hat den offensichtlichen Mangel erkannt und errichtet zusätzliche Radbügel, in Wilten, vor dem Metropol-Kino und, wie jetzt auch am Claudiaplatz – am "Gehsteig" der um einen Kreisverkehr gezogen wurde. Ein Gehsteig, den Fußgänger nicht nützen, weil sie ihn gar nicht gefahrlos erreichen.

Jeder Radbügel ein Skandal

Innsbrucks "gerechtester" Gemeinderat, sieht einmal mehr einen "Anschlag". Diesmal nicht auf die Autofahrer, sondern gegen die vermeintlichen Fußgänger. Bei seinen Anhängern in den sozialen Medien erntet GR Depaoli für seine Aussage und seine derbe Wortwahl naturgemäß große Zustimmung. Mittlerweile ist auch die ÖVP auf das Schlachtross aufgestiegen und sieht ebenfalls in jedem "für Radfahrer" ein "gegen alle anderen". Schon die Errichtung von 40 wirklich notwendigen Radabstellplätzen, vor dem Metropol-Kino, die noch immer nicht ausreichen, um den Bedarf zu decken, wurden zum Skandal stilisiert. Warum? Weil zwei Autoparkplätze zum Opfer fielen. Die neu errichteten Radabstellplätze am Claudiaplatz sorgen erneut für "riesen Aufregung", so die ÖVP. Auch im Saggen sind sichere Radabstellplätze, an denen man die Räder so versperren kann, dass sie nicht davongetragen werden können, Mangelware. GR Mariella Lutz sieht durch die neuen Radbügel die Fußgänger als Verkehrsteilnehmer zweiter Klasse degradiert. Zur Erinnerung auf einem Kreisverkehr, der von einem Asphaltband umgeben ist, das sich Gehsteig schimpft und von Fußgängern gemieden wird. Zugegeben, es gibt bessere Abstellplätze für Räder, dafür müssten jedoch wieder Autoparkplätze weichen, was den noch größeren aufgebauschten Skandal zur Folge hätte. Ob die Taktik, Radfahrer gegen Autofahrer und nun auch Fußgänger auszuspielen, gut geht, oder ob man damit auf der falschen Fährte ist und einem am Ende die Wähler davon radeln, wird sich in spätestens im Frühjahr 2024 zeigen.

Die Daten der Radmesstellen sind Live abrufbar.  | Foto: IKM/ Bär
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Daten und Fakten

Allein in den ersten 40 Tagen des Jahres 2023 sind über 400.000 Fahrten an neun Radzählanlagen erfasst worden. Kürzlich wurden zwei weitere Radzählstellen saniert und sind jetzt auf der New-Orleans-Brücke und im Bereich Vögelebichl in Betrieb. Diese wurden jeweils an eine Solarstromversorgung und an den vorhandenen Stromanschluss der Schrankenanlange vor Ort angeschlossen. Von den neun Radzählstellen sind drei mittlerweile Solar-, zwei mit Batterie und fünf mit einem Stromanschluss betrieben.  Die Daten aus den Radzählstellen dienen als eine der Grundlagen für die Förderung nachhaltiger Fortbewegungsmittel durch die Stadt Innsbruck. Auf Basis der Zahlen können so Rückschlüsse gezogen werden, wo sich die Stadt bewegt und wo Maßnahmen sinnvoll sind. Insgesamt sind aktuell neun städtische Radzählstellen im Innsbrucker Stadtgebiet im Einsatz und erfassen den täglichen Radverkehr. Die Live-Daten der städtischen Radzählstellen sind rund um die Uhr online unter folgendem Link abrufbar: innsbruck.gv.at/radzaehlstellen

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