Haus des Lebens einfach vor die Tür gesetzt

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Seit 16 Jahren kümmert sich das Haus des Lebens um Depressive und Menschen mit Angstzuständen. Jetzt wurde der Verein aber vor die Türe gesetzt und auch Obfrau Triendl kann die schwere Last des Vereins nicht länger alleine tragen.

(vk). Der vollständige Name des „Haus des Lebens“ – Tiroler Verein Ganzheitlicher und Nachhaltiger Gesundung bei Depressionen, Angst und anderen psychischen oder seelischen Erkrankungen – verrät schon, wie weit das Spektrum dieser Selbsthilfegruppe reicht. 600 Personen werden jährlich vom Verein mit Rundschreiben informiert. Rund 30 Betroffene sind bei den wöchentlichen Treffen dabei und brauchen akute Hilfe. Jetzt erhielt der Verein die Nachricht, dass die Räumlichkeiten in der Kaiser-Josef-Straße bis 1.12. geräumt werden müssen. Ersatz gibt es dafür keinen. Hinzu kommt, dass Obfrau Annelore Triendl am Ende ihrer Kräfte ist: „Ich schaff‘s nicht mehr, diese Last zu tragen. Und ich tu es mir nicht an, dass ich mich in meinem Alter noch runterarbeite“, klagt Triendl. Die 30 Teilnehmer an den zahlreichen Angeboten (Auszug siehe Kasten oben links) seien laut Triendl sehr betroffen.

Betroffener ohne Verein verloren
Das bestätigt uns auch ein Teilnehmer, den der Verein schon seit 4,5 Jahren unterstützt. „Ich bin vor 12 Jahren an einer Depression und einer Angststörung erkrankt. Eine dann begonnene Verhaltenstherapie hat alles nur noch schlimmer gemacht. Auch die Gesprächstherapie und der 3-monatige Aufenthalt im psychiatrischen Krankenhaus in Hall haben mir nichts gebracht. Erst das ‚Haus des Lebens‘ hat mir wirklich helfen können“, schildert dieser Teilnehmer seinen schweren Weg zur Gesundung.

Besonders das Malen habe ihm geholfen. Aber auch das Lauftraining, die Krisenwoche, in der die Betroffenen eine Woche lang durch Ärzte und Therapeuten begleitet werden und vor allem der Austausch mit anderen Betroffenen waren sehr wichtig“, berichtet der Betroffene.

Die Therapiegruppe sei wie ein Stück Heimat für ihn gewesen. „Ich bin nun fast über den Berg“, so der Betroffene, „aber wenn es den Verein nicht mehr gibt, geht es sicher wieder abwärts“, gibt es für ihn keine Zweifel.

Ohne den Verein wäre dieser Teilnehmer berufsunfähig. „Das wäre eine absolute Katastrophe, sowohl für mich als auch volkswirtschaftlich“, weiß der Betroffene sehr genau, welcher im Bereich Verwaltung tätig ist.

25.000 Euro Subventionen
Finanziert wurde der Verein mit 20.000 Euro vom Land und 5.000 Euro von der Stadt Innsbruck. Weitere 25.000 Euro hat sich der Verein selbst erarbeitet mit dem Verkauf eigener Bücher, Kalender, mit Mitgliedsbeiträgen etc. „Mehr geht aber nicht mehr“, so Obfrau Triendl. „Wir brauchen dringend eine bezahlte Vollzeitkraft, die den Verein weiterführt, und neue Räumlichkeiten. Wenn wir selbst Räume anmieten, müssen wird das Doppelte zahlen“, klagt Triendl. Ab 1.12. wird dem Verein nur noch ein Büro und ein Besprechungszimmer bleiben.

Tilg, Reheis und Gruber vertrösten
Aus dem Büro Tilg heißt es dazu: „Der Verein Haus des Lebens wurde vom Land Tirol 2008 mit 19.000 €
sowie 2009 und 2010 jeweils mit
€ 20.000 gefördert. Es handelt sich dabei um die höchstmögliche Förderung entsprechend den Förderrichtlinien des Landes.“

Der Verein hat schon angesucht, als eine Rehabilitationseinrichtung anerkannt zu werden. Sozial-LR Reheis dazu: „Unser Reha-Angebot ist derzeit ausreichend. Die budgetäre Situation lässt zur Zeit keine Erweiterung zu. Frau Triendl hätte früher mit dem Land Vereinbarungen treffen sollen, jetzt gibt es leider keine Möglichkeit mehr.“

Zu den Räumlichkeiten, die bisher von der Stadt Innsbruck zur Verfügung gestellt wurden, sagt Vizebgm. und Sozialreferent Franz Gruber „Ich hoffe, im Laufe der nächsten Monate eine Unterbringung zu finden. Derzeit gibt es leider keine. Für die Stadt ist das nicht einfach. Jede Initiative ist wichtig, aber die Mittel sind beschränkt.“

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