wOHNMACHT
Markus Koschuh im BezirksBlätter-Gespräch über Kabarett

Markus Koschuhs neues Programm wOHNHMACHT startet am Mittwoch im Treibhaus.  | Foto: Michael Steger
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Markus Koschuhs neues Programm "wOHNMACHT" startet ab Mittwoch im Treibhaus. Kurz vor der Premiere haben die BezirksBlätter mit ihm bei den letzten Probearbeiten über das Programm, Tiroler Kabarett, aber auch über die Bedeutung von Kabarett im politischen Kontext gesprochen. 

BezirksBlätter: In Kürze findet hier im Treibhaus-Turm die Premiere deines neuen Programms "wOHNMACHT" statt. Du bist mittlerweile schon auf dieser Bühne gestanden, mit welchem Gefühl gehst du hier jetzt ins neue Programm?

Markus Koschuh: Das Treibhaus ist mein Kabarett-Wohnzimmer, jede Premiere der letzten 15 Jahre hat hier stattgefunden. Ich freue mich jetzt irrsinnig. Ich weiß noch, wie ich vor mehr als 20 Jahren bei einem Programm von Vitásek in der Galerie gesessen bin und mir dachte "Wie geil ist das? Da will ich auch hin." Jetzt mache ich das doch schon ein paar Jahre und es ist immer etwas Besonderes. Egal wie schwer der Probenprozess ist und wie kaputt man dadurch ist, wenn man auf die Bühne tritt, ist man ein anderer Mensch. 

Bist du jetzt kurz vor der Premiere nervös?
Mir geht's wahrscheinlich besser als meiner Frau. Man muss sich so fokussieren und alles andere ausblenden, sonst wird das nichts. Auf diesem Wege möchte ich auch meiner Frau danken, für die ist das natürlich auch eine Belastung und sie spielt mich frei. Ohne das wäre das gar nicht möglich. 

Wie sehen jetzt die letzten Vorbereitungen aus? 
Beim Schreiben mache ich mir bereits Gedanken, wie ich es auf der Bühne präsentieren möchte. Das ist ein verzahnter Prozess, aber wenn man dann auf die Bühne geht, muss man sich natürlich auch die Inszenierung überlegen, Dinge mit dem Regisseur besprechen oder auch mit der Technik. In Wahrheit ist es eine sehr getimte Geschichte. Man plant die Gänge, weil sich jeder Schritt ausgehen muss. Die letzten Wochen waren daher sehr intensiv. 

Für die Zuschauer wird es eine bitterböse Abrechnung zum Thema Wohnen geben.  | Foto: Michael Steger
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Wie entsteht so ein Programm?
Eigentlich bin ich schon ein Depp. Ich suche mir komplizierte Themen aus und versuche, sie für die Bühne zu übersetzen. Das bringt mich oft in arge Nöte. Denn lustig ist schnell etwas, aber witzig ist meiner Meinung nach etwas anderes. Da steckt viel Zeit und Gefühl drin, wie man eine Pointe aufbaut und das Publikum manchmal in die Irre führt. Mittlerweile weiß ich, wie ich auf der Bühne auf das Publikum wirke und das macht natürlich auch beim Schreiben etwas aus. 

Wie ist das für die, wenn das Publikum bei einem vermeintlichen Gag nicht lacht?
Das kommt natürlich vor, aber das ist das Schöne an Kabarett, man kann nach der Premiere noch etwas ändern und das macht eigentlich jeder Kabarettist und das ist das Schöne am Kabarett, denn in einem Theaterstück ist das ja nach zehnmal spielen, fertig. Als Kabarettist geht man auf Tour, spielt das öfter und kann nachjustieren. Das Wichtigste ist, dass man selbst Spaß an der Sache hat, dann merkt das auch das Publikum. 

Was bekommen die Zuschauer in deinem neuen Programm zu sehen?
Kurz: aberwitzige, bitterböse Abrechnung mit dem Thema Wohnen, mit Schwerpunkt Tirol und Innsbruck. Ich habe viel recherchiert und da kommt man auf Sachen drauf, die unfassbar sind. Wir haben in Tirol beispielsweise 647 Immobilienbüros, aber nur 450 Hausärzte. Die Prioritäten sieht man da schon heraus. Gerade in Innsbruck merkt man, dass sich das nicht mehr ausgeht, mit den Wohn-, Grundstücks- und Mietpreisen nicht mehr ausgeht. Jetzt greift die Politik das Thema wieder auf, und sagt, dass sie etwas tun müssen, aber die Sprüche hört man seit Jahrzehnten. Wir können diese Sprüche nicht mehr hören und deswegen haue ich das der Politik um die Ohren. 

Wen willst du mit dem Programm ansprechen?
Es ist ein Programm für Tirol, ja ganz Österreich. Ich kann auch nur der Politik raten, das Programm anzusehen, denn sie hat verloren, das Ohr bei den Menschen zu haben. Natürlich hat Kabarett das Problem, vor bereits Überzeugten zu spielen, daher gehe ich mit dem Programm auch raus aufs Land, weil ich der Meinung bin, dass Kultur den Auftrag hat, nicht nur in der Hauptstadt stattzufinden. Ich spiele gerne in Gemeindesäle oder Turnhallen. Erst Stopp wird im Ganghofer Museum in der Leutasch sein. Weitere Termine kommen auch dazu und ich werde auch in Salzburg spielen. 

Das Treibhaus ist quasi das kabaretistische Wohnzimmer Koschuhs.  | Foto: Michael Steger
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Wie geht es dir damit, dass du Missstände aufzeigst, aber scheinbar nichts passiert?
Wenn ich nicht an die Veränderungskraft des Kabaretts glauben würde, hätte ich schon längst eingepackt. Manche Dinge brauchen Zeit und je mehr Menschen das Programm sehen, die sich dann motiviert sehen, einen Leserbrief mehr zu schreiben oder einen Politiker mehr anzusprechen, dann tut sich langsam etwas. Steter Tropfen höhlt den Stein. 

Wie siehst du die Tiroler Kabarettszene, bist du die Speerspitze oder der einsame Eisberg?
Manchmal sage ich auf der Bühne, dass mich die Tiroler Fachpresse zu einem der fünf besten Kabarettisten des Landes zählt. Ich kenne selbst aber nur drei. Bis vor zwei, drei Jahren war es tatsächlich bitter.  Schön langsam tut sich was. Das liegt sicher auch am Kulturverein Schwindelfrei in Tux und mir. Wir haben vor vier Jahren ein Kabarettfestival aufgezogen und jetzt tut sich langsam was. Eine heiße Aktie ist sicher Thomas Posch aus Hall, da ist was am Werden. Was mir aber abgeht, sind Frauen, die sich Kabarett zutrauen. Wenn ich irgendwie unterstützend tätig sein kann, bitte einfach melden, denn eine lebendige Szene ist eine gute Szene. 

Wie siehst du die Kultur und die Kulturförderungen des Land Tirols?
Ich bin gerne die kritische Stimme, aber man muss auch ein Lob aussprechen können. Das Land Tirol hat in den letzten zwei Jahren mit guten Förderungen versucht, die Kultur am Leben zu halten. Von der Kultur können aber selten die leben, die sie schaffen. Von einem Buch kann beispielsweise der Drucker, der Grafiker und der Händler leben. Erst als letzter kommt der, der das Buch geschrieben hat, mit zehn bis 12 Prozent Beteiligung, da gehört etwas geändert. Die Förderpolitik ist das eine, die Wertigkeit von Kultur das andere. 

Willst du noch irgendwas sagen, was noch nicht gefragt wurde?
Ja gerne, kommt ins Programm, wer sich's nicht anschaut, ist selber schuld. 

Markus Koschuh, vielen Dank für das Gespräch. 

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