Land erhöht Fördertopf
Studierenden-Campus im politischen Scheinwerferlicht

Bereits im Jänner: Bürgermeister Georg Willi erklärt die Ergebnisse der Studie "Studentisches Wohnen". | Foto: Gratl
  • Bereits im Jänner: Bürgermeister Georg Willi erklärt die Ergebnisse der Studie "Studentisches Wohnen".
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Uni-Campus: Fünf Standorte im Visier, Land erhöht Fördertopf um 50 Prozent, eine Arbeitsgruppe wird eingerichtet, Campus soll modern werden – Mieten sollen unter 400 Euro betragen: Die politische Aufmerksamkeit liegt zurzeit am, noch nicht zu-ende-geplanten, Campus-Areal für Studierende. Die Stadt erhofft sich davon eine Entspannung am Innsbrucker Preisniveau am Wohnungsmarkt.

Hohe Mieten in der Uni-Stadt

Die horrenden Mieten in der Landeshauptstadt sind ein immer größer werdendes Problem, mitunter liegen die hohe Preise auch an den vielen Studierenden in Innsbruck – davon wird jedenfalls ausgegangen. Tatsächlich, wie bei einer kürzlich von der Stadt gemachten Studie herauskam, wohnen in Innsbruck im österreichweiten Vergleich überdurchschnittlich viele Studierenden in WGs. Und was sich beispielsweise bei einer Drei-Zimmer-Wohnung Studentinnen gerade noch so leisten können, nämlich jeweils 450 Euro pro Zimmer zu bezahlen, kann sich eine Kleinfamilie eventuell nicht mehr leisten: 1.350 Euro muss man erst einmal berappen können. Die Lösung: Studentinnen und Studenten sollen in Studentenheimen wohnen, auf dass der freie Wohnungsmarkt wieder entspannter wird.

Studierendeheime

Es gibt sie in Innsbruck, doch sie sind erstens voll, zweitens teilweise sanierungsbedürftig und drittens oft auch ziemlich teuer. Die Stadt möchte also ein weiteres Studtierendenheim bzw. Campus bauen lassen (verwendbarer Leerbestand gibt es scheinbar keinen). Die angefertigte Studie gibt dazu klare Empfehlungen, an die sich die Stadt auch halten möchte: Z. B. soll die Miete nicht über 400 Euro pro Zimmer und Monat betragen (weil sonst eben auf WGs ausgewichen wird), der Standort sollte mit den Öffis und Rad gut erreichbar sein, und eventuell könnte auch ein Zusatzangebot, wie Sauna oder Fitnessstudio ein Heim für die Studierenden attraktiv machen. Modern soll es auf jeden Fall sein, zeitgemäß und ansprechend.

Runder Tisch

Nach technischen Schwierigkeiten am Mittwoch, erfolgte nun am Donnerstag zur Mittagszeit der, absichtlich klein gehaltene, Runde Tisch, an dem sich Bürgermeister Willi, Landesrätin Palfrader und die Stadtplanung versammelten. Mit dem Land muss man sich vor allem einigen, wie es um die Richtlinien des Fördertopfes von 50 Millionen steht; Willi möchte, den Empfehlungen der Studie folgend, die Zimmer für unter 400 Euro pro Monat zur Verfügung stellen – das wird aber nur mit geförderten, gemeinnützigen Wohnbau möglich sein. Ein Ergebnis des Runden Tisches war aber auch eine Erhöhung der Förderung: Das Land Tirol hat eine Erhöhung um 50 % zugesagt. Außerdem wurde ein Arbeitsgruppe beschlossen, die soll relativ klein ausfallen – mit Vertreterinnen und Vertretern vom Land (Raumordnung), Stadt (Stadtplanung) und IIG, die einzelnen Personen stehen aber noch nicht fest. In dieser AG sollen die Regularien betreffend die Wohnbauförderung-Richtlinien erarbeitet werden und das bis Ende Jänner.

Standort

Der Standort, oder besser gesagt: die Standorte, es sollen nämlich mehrere werden, stehen noch nicht abschließend fest, fünf Projekte liegen aber auf dem Tisch: Sandwirt, Schlachthof-Block, Ulfiswiese (Technik), Frau-Hitt-Straße und Karmelittergasse. Wie groß und in welcher Form die an den jeweiligen Standorten ausfallen werden soll ebenfalls in der Arbeitsgruppe erarbeitet werden. "Sprich: Es kann sein, dass an einem Standort etwas größeres und an einem anderen etwas kleineres entsteht, es kann auch sein, dass am Ende nicht alle Standorte gebraucht werden. Am Ende sollen rund 1.000 Plätze entstehen", heißt es aus dem Bürgermeisterbüro. Und wie lange wird das dauern? "Die Stadt wird das nächste Jahr, sprich 2021, für die Projektentwicklungen brauchen, gebaut werden kann/soll ab frühestens 2022".

Politische Kommentare

Das Thema Wohnen, kürzlich im Landtag diskutiert, und insbesondere der geplante Campus, von dem nun auch medial mehrfach berichtet wurde, blieb von den Parteien nicht unkommentiert, der generellere Grundtenor der Opposition: alle gehe zu langsam, es passiere nichts, man kümmere sich nicht genug. Auch Standortideen trudeln ein, so schlägt das Gerechte Innsbruck den Frachtenbahnhof vor, die NEOS schlagen vor, mit der BIG zu verhandeln, ob eine Überbauung des Parkplatzes der technischen Universität in Frage komme. Auch die SPÖ hat wenig Verständnis für den verschobenen Runden Tisch und möchte Lösungen sehen, die ÖVP zeigt sich erzürnt, dass der ÖH-Vorsitzende (von der ÖVP-nahen AK) zum Runden Tisch nicht eingeladen wurde, möchte ebenfalls rasche Lösungen sehen und bringen als Standortvorschläge das Sandwirt-Areal und das Harterhof-Plateau vor. Auch die FPÖ schlägt als Standort das Sandwirt-Areal vor. Auch die Liste Fritz betont die Wichtigkeit eines Campus, schießt aber gleichzeitig gegen ÖVP-Gemeinderat Appler, der – während, die Stadt auf Standortsuche ist – auf privatem Grundstück eine Gartenhaussiedlung errichten lässt. Der Bürgermeister selbst meint: „Als Universitätsstadt ist es unsere Pflicht, Studentische Wohnplätze zu schaffen, auch um den Wohnungsmarkt zu entlasten. Genauso wichtig ist es aber, ein modernes und nachhaltiges Angebot zu realisieren, dass die Studierenden auch annehmen.“ Obwohl sich hier die Parteien einig zu sein scheinen, wird es wohl auch dieses Mal nicht ohne Reibereien vonstatten gehen.

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