Suchtberatung Tirol: Fehlende Väter(„Missing Daddies“) in den Beratungsstellen der Tiroler Drogenberatung

Birgit Keel und Dietmar Kamenschek von der Suchtberatung Tirol. Bild: Suchtberatung/Köll.
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„Über 80 Prozent unserer suchtkranken Klienten sind Männer. Unsere Beratungsstellen werden im Gegensatz dazu allerdings sehr stark von Müttern und Partnerinnen von suchtkranken Männern besucht. Ein ähnliches Bild zeigt sich in den Angehörigengruppen. Die Väter und Partner fehlen“, berichtet Mag. Birgit Keel, Geschäftsführerin der Suchtberatung Tirol.

Die Suchtberatung Tirol bietet in allen Tiroler Bezirken psychosoziale und klinisch-psychologische Beratung, Betreuung und Begleitung von drogengefährdeten und drogenabhängigen Personen mit illegalem Substanzkonsum. (www.verein-suchtberatung.at)

„Aus den Gesprächen mit unseren KlientInnen wissen wir, dass die Abwesenheit der Väter in unseren Beratungsstellen mit der emotionalen Abwesenheit der Väter in den Familien einhergeht. Die Verantwortung wird auf die Schultern der Mütter und Frauen abgelegt, Väter nehmen ihre Rolle als Elternteil von suchtkranken Kindern nicht wahr und können diese nicht emotional unterstützen“, so Dr. Dietmar Kamenschek, Klinischer- und Gesundheitspsychologe in der Beratungsstelle Innsbruck.
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„Dabei wissen wir aus unserer Erfahrung, dass der Zusammenhalz zwischen beiden Elternteilen insofern eine ‚heilende’ Wirkung hat, als dass die Regeln und die daraus resultierenden Sanktionen in der Familie unmissverständlich aufgestellt werden können. Es fällt dem süchtigen Kind weniger leicht, das System zu manipulieren und weitere Geschwister werden besser geschützt“, so Dr. Dietmar Kamenschek.

Ein Erklärungsversuch für die „fehlenden Väter“ sei deren Verankerung in der geordneten Arbeitswelt. „Väter sind geistig und emotional oftmals eher in der Arbeitswelt als im Familienleben beheimatet. Die in der Arbeitswelt gängigen Methoden lassen sich bei der Regelung von familiären Problemsituationen meist nicht einsetzen. Dadurch entsteht bei Vätern das Gefühl der Hilflosigkeit, die sie sich nicht eingestehen können. Fremde Hilfe wird nicht in Anspruch genommen. Manchmal können wir beobachten, dass Väter die Mütter in die Beratungsstelle schicken, um sich dann zuhause von der Beratung berichten zu lassen“, so Dietmar Kamenschek.

„Rund 2100 Menschen in Tirol weisen einen sogenannten ‚problematischen’ Konsum von illegalen Drogen (vor allem Cannabis, seltener Heroin, Kokain oder Ecstasy)auf. Drogensucht ist auch in Tirol noch immer ein gesellschaftlich polarisierendes Problem. Wir versuchen die Menschen mit allen Problemen mit ihrer Drogensucht zu sehen und umfassend und unkompliziert Hilfe zu bieten. Auch für Angehörige haben wir ein spezielles Beratungsangebot entwickelt“, berichtet Mag. Birgit Keel, Geschäftsführerin der Suchtberatung Tirol. Im vergangenen Jahr hat die Suchtberatung Tirol 658 KlientInnen (plus 15 Prozent) und 153 Angehörige (plus 35 Prozent) beraten und betreut. Die Zahl der Einzelkontakte stieg auf 4617 (plus 17 Prozent).

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