Fünf Jahre zurück im Leben
Von Pech, Glück und den richtigen Freunden

Dank seiner Freunde führt Erik Richter-Alten ein ganz normales Leben.  | Foto: Symbolfoto: Pixabay
  • Dank seiner Freunde führt Erik Richter-Alten ein ganz normales Leben.
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Vor fünf Jahren stürzt ein Paragleiter-Pilot unbemerkt im Gschnitztal ab. Ein Suchflug der Polizei bleibt erfolglos. Ein computerverrückter Freund des Verunfallten kommt über dessen PC an die Google-Standortdaten des Handys. Im Morgengrauen finden die Freunde den Schwerverletzten und retten ihm dadurch das Leben. Der 7. Juli wird zum zweiten Geburtstag.   

INNSBRUCK. Es ist der 6. Juli 2017. Erik Richter-Alten startet an einem schönen Tag mit seinem Paragleiter vom 11er im Stubai. Der unerfahrene Pilot ist mit einem zu aggressiven Schirm unterwegs. Die Thermik zieht den nur mit kurzen Hosen und einem T-Shirt bekleideten Studenten bis 1.000 Meter über den Habicht. Die Erinnerung ist aufgrund der Schwere seiner Verletzungen lückenhaft, aber soviel ist klar. Er versucht über das Gschnitztal in Richtung Wipptal zu fliegen und verliert dabei stetig an Höhe. Um nicht zu weit zu Fuß gehen zu müssen, sucht er Thermik über dem Hang. Dabei kommt er den Bäumen gefährlich nahe und als der Schirm plötzlich zusammenklappt, kracht der gebürtige Deutsche in einen Baumwipfel. Ein späterer Lokalaugenschein zeigt, dass er die obersten Meter des Baums abgerissen hat. Erik fällt 15 Meter tief und schlägt hart auf und bleibt nahe eines Weges liegen. Zu seinem Pech gibt es eine kleine Erhöhung zwischen ihm und dem Forstweg. Er ist also von zufällig vorbeikommenden nicht zu sehen. Auch die Helikopterbesatzung hatte wie sich später herausstellte keine Chance, da der Schirm gänzlich zusammenklappte und von oben nicht zu sehen war. 

Suche mit besonderen Fähigkeiten

Da Freund Thomas, der zusammen mit Erik unterwegs war, seinen Flugkammeraden nicht am verabredeten Landeort antrifft und ihn telefonisch nicht erreicht, entschließt er nach Hause zu fahren. Zusammen mit Mitbewohnerin Steffi entschließt sich dieser, die Polizei zu verständigen. Diese vermutet, so gibt Erik an, es von seinen Freunden erfahren zu haben, dass er wahrscheinlich sicher gelandet ist und sich nur noch nicht gemeldet habe. Die Freunde machen sich dennoch Sorgen und informieren spät nachts einen weiteren Freund, Nico, der die Idee hat, über den PC von Erik an dessen Google-Standortdaten zu gelangen. Sie haben Glück, der PC ist nicht verschlüsselt. Erik hat glücklicherweise seine Handystandortdaten nicht gesperrt und so finden die drei Freunde den Standort im Gschnitztal. Um 3.00 Uhr starten sie mit dem Auto in Innsbruck, um 5.00 Uhr sind sie an der Unfallstelle.  Sie kontaktieren den Notruf und Richter Alten wird wenig später mit dem Helikopter geborgen. 

Zweiter Geburtstag

Die Diagnose im Krankenhaus ist ernüchternd. Axonale Scherverletzung. Das schwere Schädelhirntrauma führt oft zu schweren Behinderungen oder dem Tod. So erzählen es die Ärzte auch Eriks Vater. "Wenn mein Vater heute darüber spricht, dann ist er noch immer sauer auf die Ärzte", erzählt Erik. Denn Erik kämpft sich durch die Reha in Hochzirl. Er lernt wieder seine Muskeln zu steuern und normal zu sprechen. "Ich konnte keine Tasse mehr heben, es braucht unglaublich viele unterschiedliche Muskeln, damit man scheinbar einfach machen kann", erzählt er. Vier Wochen nach seinem Unfall wird er aus der Reha entlassen und mit mehreren Schwimmtrainings täglich kämpft er sich auch wieder in ein normales Leben zurück und dank seinen Freunden Steffi, Stefan und Nico feiert er immer am 7. Juli seinen zweiten Geburtstag. "Ohne die drei wäre ich heute sicher nicht so wie ich bin", ist Erik froh über seine Freunde. 

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