Zwischenzeugnis
Bürgermeisterkandidaten mit ganz viel Luft nach oben

Vor vier Jahren konnte Bürgermeister Willi das Amt des Bürgermeisters erringen. Wer es ihm entreißen will, muss erst in der eigenen Partei Rückhalt finden.  | Foto: zeitungsfoto.at
  • Vor vier Jahren konnte Bürgermeister Willi das Amt des Bürgermeisters erringen. Wer es ihm entreißen will, muss erst in der eigenen Partei Rückhalt finden.
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Vorgezogene Gemeinderatswahlen scheinen in Innsbruck aufgrund der aktuellen Mehrheitsverhältnisse ausgeschlossen. Somit sind in ziemlich genau einem Jahr die InnsbruckerInnen aufgerufen, die politischen Mehrheitsverhältnisse neu zu bestimmen. Das gilt auch in der Bürgermeisterfrage, hier zeigt sich bei einigen Kandidaten noch Aufholbedarf.

INNSBRUCK. Würde in Innsbruck bereits jetzt gewählt werden, dann hätten nach der vom Wirtschaftsbund in Auftrag gegebenen Umfrage, die von der steirischen GMK durchgeführt wurde, erneut die Grünen die Nase vorne. Mit 22 Prozent der Wählerstimmen läge man knapp vor der ÖVP, die um fast 8 Prozentpunkte auf 20 Prozent zulegen würde. Auf ähnlich starke Zugewinne dürfte die SPÖ bauen, die aktuell bei 17 Prozent (+7 Prozentpunkte) und damit knapp hinter der stagnierenden FPÖ(18 Prozent) liegen würde. Wenig Grund zur Freude dürfte momentan bei der Liste "Für Innsbruck" vorliegen. Die Telefonbefragung unter 420 InnsbruckerInnen zeigt, dass sie mit Verlusten von etwa 5 Prozentpunkten nur mehr 11 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinen würde. Die kleineren Parteien liegen in etwa da, wo sie auch bei der vergangen Wahl lagen, das Lebenswerte Innsbruck wäre nach aktuellem Umfragestand nicht im Gemeinderat vertreten. 

Spitzenkandidaten suchen Rückhalt

Wie bereits berichtet, liegt auch der amtsführende Bürgermeister, Georg Willi, der Umfrage zufolge weiterhin an der Spitze. So wie seine Konkurrentin vor vier Jahren, Christine Oppitz-Plörer ist auch er mit einem Vertrauensverlusten konfrontiert. Ob Johannes Anzengruber für die ÖVP als Spitzenkandidat um das Amt des Bürgermeisters ins Rennen geht, ist weiterhin fraglich. Während Staatssekretär Florian Tursky seine Ambitionen weiterhin offen lässt, würden aktuell 24 Prozent der Innsbrucker Anzengruber zum Bürgermeister wählen. Damit liegt er auch deutlich vor der bürgerlichen Konkurrenz in der Person von Oppitz-Plörer. Mit Ausnahme von Bürgermeister Georg Willi kämpfen alle Kandidaten vor allem mit dem fehlenden Vertrauen in der eigenen Partei. 81 Prozent der Grün-Wähler würden Willi auch in der Bürgermeisterfrage wählen. Im Gespräch mit den BezirksBlättern meint dieser: "Das ist ein guter Wert, an dessen Verbesserung wir durch inhaltliche Arbeit mit den InnsbruckerInnen arbeiten werden. Das Vertrauen entsteht, wenn wir viel miteinander reden und Projekte miteinander entwickeln." 

Andere hinken hinterher

Von den KandidatInnen, die bereits Interesse am politischen Spitzenamt in Innsbruck verkündet haben, hat nach der Umfrage aktuell SPÖ-Stadträtin Elisabeth Mayr das schwierigste Innerparteiliche Standing. Nur 51 Prozent der SPÖ-Wählerinnen würden sie aktuell zur Bürgermeisterin wählen. Mayr zeigt sich im Gespräch mit den BezirksBlättern wenig überrascht. "Wir haben in der Bürgermeisterfrage eine extreme Zuspitzung. Wird es Willi noch einmal oder übernimmt ein ÖVP-FPÖ-Kandidat. Hier spielen auch taktische Überlegungen eine Rolle, wo auch die Frage dominiert, wen man verhindern will, anstatt der Frage, wem man vertraut", so Mayr. Für Markus Lassenberger den aktuell auch nur 67 Prozent der FPÖ-Wähler als Bürgermeister sehen, hat die von der GMK durchgeführte Umfrage wenig Gewicht. "Zu einer Umfrage mit 420 Personen hab ich nicht viel zu sagen. Sie wurde ja vom Wirtschaftsbund in Auftrag gegeben, da geht es wahrscheinlich um eine Stimmungsmache für Anzengruber". Der liegt in der aktuellen Umfrage rund knapp hinter Willi, von den ÖVP-WählerInnen würden ihn aktuell aber auch nur 64 Prozent zum Bürgermeister machen. "Ich gebe zu bedenken, dass im bürgerlichen Lager gleich zwei potenzielle Kandidaten abgefragt wurden, (Anm. Anzengruber, Oppitz-Plörer). Die Zustimmung, die ich aus der Bevölkerung spüre, ist eine sehr hohe", so Anzengruber.

Die gesammelten Statements

Vizebürgermeister Johannes Anzengruber (ÖVP):

Im Vergleich zu den anderen Parteien ist der Wert mit 64 % sehr hoch. Ich gebe zu bedenken, dass im Bürgerlichen Lager zwei potenzielle Kandidaten abgefragt wurden. Bei allen anderen Listen gibt es nur einen Kandidaten oder eine Kandidatin. Ich bin erst seit knapp drei Jahren als Vizebürgermeister im Amt. Die Zustimmung, die ich aus der Bevölkerung spüre ist eine sehr hohe. Allerdings weiss ich nicht, ob das alles ÖVP Wähler sind. Als Bürgermeister ist man allen Bürgern verpflichtet. Gerade in Innsbruck ist es wichtig, die gespaltenen Lager wieder etwas zusammenzuführen und ausgleichend zu wirken. Und gleichzeitig sollten die Herausforderungen der Gegenwart gemeistert und Zukunftsvisionen umgesetzt werden.

Bürgermeister Georg Willi (Grüne):

"Vertrauen entsteht, wenn wir viel miteinander reden, miteinander tun, Projekte miteinander entwickeln. Daran wollen wir arbeiten. Es ist ein guter Wert, an dessen weiterer Verbesserung wir durch inhaltliche Arbeit mit den Innsbrucker:innen arbeiten werden. Denn diese interessiert, wie die aktuelle Teuerung abgefedert werden soll und wie wir durch die Klimakrise kommen. Mammutaufgaben, die von allen Seiten viel Vertrauen bedürfen."

SPÖ-Stadträtin Elisabeth Mayr:

Die Umfrage schaut für uns sehr positiv aus: Bei der Partei-Frage und bei der BürgermeisterInnen-Frage liegen wir klar über dem Ergebnis der letzten Wahl.
Die Differenz zwischen dem SPÖ-Wert und meinen Umfragewerten als Bürgermeisterkandidatin wundert mich nicht, weil wir eine extreme Zuspitzung bei der Bürgermeisterfrage haben. Wird es Willi noch einmal oder übernimmt ein ÖVP-FPÖ-Kandidat? Hier spielen taktische Überlegungen der WählerInnen auch eine große Rolle. Dominant ist oft die Frage, wen man verhindern will, weniger, wem man am meisten vertraut. Wir freuen uns jedenfalls über dieses tolle Ergebnis, wir werden immer mehr als die konstruktive Alternative wahrgenommen. Und dieses Vertrauen sowohl in die SPÖ als auch meine Person wollen wir weiter ausbauen, durch glaubwürdige und soziale Politik. Dabei sind die konkreten Anliegen und persönlichen Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern zentral, zum Beispiel bei unserer aktuell laufenden Stadtteiltour, bei Veranstaltungen oder bei meiner Sprechstunde im Rathaus.

FPÖ-Vizebürgermeister Markus Lassenberger:

"Zu einer Umfrage mit 420 Personen hab ich nicht viel zu sagen. Sie wurde ja vom Wirtschaftsbund in Auftrag gegeben, da geht es wahrscheinlich um eine Stimmungsmache für Anzengruber"

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