Frei im Theater: La Paloma ...
Endzeit ohne Erlösung

In Judith Mirjam Kellers düsterer Endzeitsatire „La Paloma oder das Ende der Welt“ wird ähnlich wie in Dantes Inferno jede Hoffnung hinweggespült - selbst  Zweckgemeinschaften wie jene von Andy (Markus Oberrauch), Anna (Anne Clausen) und dem angeschwemmten Surfer (Nik Neureuter) zerbröseln.  | Foto: Daniel Jarosch
  • In Judith Mirjam Kellers düsterer Endzeitsatire „La Paloma oder das Ende der Welt“ wird ähnlich wie in Dantes Inferno jede Hoffnung hinweggespült - selbst Zweckgemeinschaften wie jene von Andy (Markus Oberrauch), Anna (Anne Clausen) und dem angeschwemmten Surfer (Nik Neureuter) zerbröseln.
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  • hochgeladen von Christine Frei

Weltuntergänge sind kein neues Narrativ, wie auch Judith Mirjam Keller in ihrer dystopischen Parabel „La Paloma oder das Ende der Welt“, welche im Rahmen des Tiroler Dramatiker:innenfestivals im Mai im Brux uraufgeführt wurde und die sie auch selbst inszenierte, zuletzt überaus satirisch ausführen wird. Angesichts der anhaltenden Klimaturbulenzen und insbesondere der Bilder, die es uns unentwegt in den Bad-News-Feed über den Zustand der Welt hereinspült, hatte der von ihr skizzierte Endzeitentwurf schon etwas deutlich Beklemmendes. Keller zeigt uns eine heruntergekommene Imbissbude auf einer kleinen, bereits großteils verlassenen Atlantikinsel, die schon so gut wie zur Gänze von der Außenwelt abgeschnitten ist und sich mehr als nur symbolträchtig als einzige Müllhalde präsentiert (Ausstattung: Salha Fraidl).

Ein Ende mit Schrecken
Denn die Sturmfluten schwemmen ständig neuen Unrat heran, schließlich sogar einen Surfer (Nik Neureuter), der noch unbedingt diese eine besondere Welle erleben wollte. Der trifft dort mit Andy (Markus Oberrauch) und Anna (Anne Clausen) auf ein als Zweckgemeinschaft getarntes Paar, das sich nur noch pausenlos gegenseitig annervt. Andy war einst Annes Freier, der sie – wie er meint – heldenhaft aus der Gosse holte, um sie freilich trotzdem noch bei jeder sich bietenden Gelegenheit neu zu verschachern. Doch anders als noch bei Defoes Robinson Crusoe sind Inseln schon längst kein Rettungsanker mehr, auch der unmittelbar bevorstehende Kollaps hat auf die Beteiligten keinerlei läuternden Effekt. Selbst der dort Gestrandete erweist sich letztlich als Wolf im Schafspelz. Und die gesammelten Fakten, welche die von Andy aus allerlei Abfällen kunstvoll gebaute riesige Möwe Paloma zuletzt wie ein leibhaftig erstandender KI-Roboter von sich gibt, will wenig verwunderlich ebenfalls keiner hören.

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