Frei im Theater: Die Dunkelheit kennt keinen Namen
Suchbilder zu Edith Stein
Nach der Frau will sie suchen, die Theaterautorin. Und sie hegt den Verdacht, dass die katholische Kirche Edith Stein deshalb heiligsprach, um von ihrer eigenen opportunistischen Haltung im Nationalsozialismus abzulenken. Dass Stein beim Phänomenologen Husserl zwar mit Auszeichnung dissertierte, dann aber vier Mal mit ihrer Habilitation abgewiesen wird, markiert zweifelsohne einen schmerzhaften Wendepunkt in ihrem Leben, ähnlich wie die nur angedeuteten Liebesenttäuschungen, doch all diese Suchbilder verhallen sofort im lautstarken Disput zwischen der Theaterautorin (Wiltrud Stieger) und dem ihr beigestellten und von ihr als schulmeisterlich bezeichneten Dramaturgen (Martin Strehle).
Raffiniert gesetzte Parallelhandlung
Tatsächlich hat die Autorin in Bernhard J. Langs Stück „Die Dunkelheit kennt keinen Namen“, welches Anfang Oktober unter seiner Regie im Westbahntheater seine Uraufführung erlebte, gleich in der ersten Szene das strikte Ruhegebot am Schabbat nicht im Aug. Zudem baut sie zum Zwecke der dramatischen Zuspitzung auch ein paar biografische Mutmaßungen mit ein. Was der Dramaturg relativ schamlos ausnutzt, um sie unzureichender und tendenziöser Recherche zu bezichtigen. Letztlich schreibt Lang als Autor durch diese raffiniert ausgebreitete Parallelhandlung fort, was Stein auch selbst wiederholt widerfahren ist. Aber anders als Stein, die diese Möglichkeit nicht hatte, wird sich die Autorin im Stück, spät aber doch, lautstark zur Wehr setzen und entnervt das Handtuch werfen.
Eine schillernde und geheimnisvolle Persönlichkeit
Lang zeigt freilich auch unmissverständlich auf, dass wir selbst im Kultur- und Kunst-Kontext kaum mehr in der Lage sind, uns einem Thema umfassend und konstruktiv anzunähern. Die einzelnen Szenen aus Steins Leben, die das Westbahntheater-Ensemble, angeführt von Maren Menzel in der Rolle der Edith Stein, überaus sinnig auf einem Baugerüst anspielt, machen jedenfalls Lust, sich intensiver mit dieser schillernden und vielschichtigen Frauenpersönlichkeit auseinander zu setzen, die so vieles war - Jüdin, Katholikin, Philosophin, Karmelitin, Märtyrerin - aber letztlich ihr Geheimnis für sich behielt.
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