Frei im Theater: Die Schildbürger
Wie einst die Dummheit entstand
Dass die Strategie, sich aus Bequemlichkeit dümmer zu stellen, als man ist, irgendwann zum fatalen Selbstläufer werden kann, davon zeugen nicht zuletzt die wahnwitzigen Geschichten rund um die Bürger von Schilda, welche Erich Kästner in den fünfziger Jahren neu verewigte und 2023 zum zweiten Mal in Torsten Schillings Bühnenfassung bei den Haller Gassenspielen zu sehen waren. Und das in einer derart gelungenen charmant-burlesken Inszenierung und mit so viel komischer Inbrunst gespielt, dass einem bereits beim Trommel-Einzug der Darsteller:innen das Herz aufgeht. Nicht minder grandios die dargebotenen Lieder, die Multitalent Ali Sackl, der ja auch Regie führte, für das Stück komponierte und gemeinsam mit Christina Nessmann (Saxophon) und Hubert Prokop (Fagott) live am Klavier begleitet.
Haarsträubend hinreißend
Der ganze Abend lebt natürlich von der hinreißend haarsträubenden ‚Dummheit‘ der prototypisch dargestellten Schildbürger:innen: der prinzipiell alleswissenden Schulmeisterin (Christina Matuella), der pseudo-pragmatischen Ochsenwirtin (Nina Arch-Fischler), der leichtfüßig-verhuschten Schneidermeisterin (Michaela Posch), der krachend-gewitzten Bäckermeisterin (Tanja Rainalter), dem tolpatschigen Schmied (Keanu Pöttinger) und dem per Reim-Wettbewerb ermittelten Bürgermeister (Maximilian Stroka). Zudem liefert dieser kurzweilige Abend nichts weniger als eine Genealogie der menschlichen Dummheit. Wer also immer schon wissen wollte, wie es nur sein kann, dass sich die Dummheit so gleichförmig in aller Welt ausbreiten konnte und was ausgerechnet des Musikers Katze damit zu tun hat, erhielt in der Burg Hasegg endlich eine plausibel-launige Erklärung dafür
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