„Generation iPod“: Gehör in Gefahr

Gutes Hören ist lange keine Selbstverständlichkeit mehr. Rund 1,6 Millionen ÖsterreicherInnen leiden an Hörschäden. ExpertInnen warnen vor zu hoher Belastung für unser Hörorgan. Denn ein Leben mit Beeinträchtigung kann sehr still sein.

(lg). Das Wort Lärm geht laut Wikipedia auf das italienische „all`arme“ zurück, was soviel bedeutet wie „zu den Waffen“. Bei erhöhter Lärmbelastung befindet sich unser Körper folglich in Kampf- und Fluchtbereitschaft. Lärm löst Stress aus. Nicht umsonst schlagen WissenschaftlerInnen Alarm: Das Gehör ist von unseren fünf Sinnesorganen besonders belastet.

Bis die Ohren rauschen
Laut „Österreichischem Schwerhörigenbund Dachverband“ (ÖSB) sind rund 20 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren schwerhörig. „Die Schmerzgrenze des Menschen liegt bei 120 Dezibel, Geräusche über diesem Pegel können das Gehör irreparabel schädigen“, warnt der ÖSB. Eine Schädigung sei allerdings bereits ab einem Wert von 85 Dezibel möglich. Zum Vergleich: „Manowar“, die laut Guinness-Buch der Rekorde lauteste Band der Welt, kam bei einem ihrer Konzerte auf eine Lautstärke von 139 Dezibel. Da kann sogar ein Ghettoblaster mit rund 100 Dezibel oder ein Presslufthammer mit rund 120 Dezibel nicht mehr mithalten. Ein iPod kommt ebenfalls auf rund 120 Dezibel, geht also Hand in Hand mit der Schmerzgrenze des menschlichen Ohres.

Zu viel Lärm macht krank
Die Auswirkungen für die Gesundheit können enorm sein. Sind die empfindlichen Haarzellen in der Hörschnecke einmal geschädigt, gibt es meist kein zurück. Länger andauernder Lärm kann beispielsweise zu folgenden Beschwerden führen: erhöhtes Bluthochdruck- und Herzinfarktrisiko, beeinträchtigte Leistungsfähigkeit, negative Beeinflussung des Hormonhaushaltes und nicht zuletzt die Entstehung von Tinnitus oder Hörschäden.

Tinnitus – das Klingeln im Ohr
Unter Tinnitus versteht man jede Art von Ohr- und Kopfgeräuschen, die auf keine äußere Schallquelle zurückzuführen sind. Das Wort kommt vom lateinischen „tinnire“, was „klingeln“ bedeutet. Laut „Österreichischer Tinnitus Liga“ (ÖTL) sind rund eine Million ÖsterreicherInnen in unterschiedlichen Ausprägungen betroffen. Diesen „gedachten“ Geräuschen dürfte vermutlich eine Funktionsstörung im Innenohr zugrunde liegen.

Hören mit Beeinträchtigungen
Das Wort Hörschäden führt in die Irre: Schwerhörige hören nicht schlecht, sie verstehen schlecht. Verschiedene Frequenzen werden nicht mehr wahr genommen. Das Gehörte wirkt verschwommen, das Meer an Geräuschen kann schwer zugeordnet werden. Nebengeräusche werden als zu laut empfunden, das Gesprochene als zu leise. Ähnliche Laute können schlecht unterschieden werden. Sand – Hand – Rand: Alles klingt gleich und muss dem Sinn des Gespräches zugeordnet werden. Das bedeutet für Betroffene eine große, psychische Belastung. Hans Neuhold, selbst schwerhörig, erzählt: „Wir neigen dazu, unsere Hörbehinderung wie einen Bauchladen vor uns herzutragen. Vor mir und meinem Leben steht die Behinderung fast allgegenwärtig und manchmal übermächtig.“ Auch andere Menschen würden ihn oftmals in erster Linie nach seiner Behinderung beurteilen, beschreibt Neuhold das ausgrenzende Gefühl weiter. Als Präsident der „Österreichischen Schwerhörigen Selbsthilfe“ (ÖSSH) bietet er vor allem Hilfe zur Selbsthilfe an. „Der Ansatz liegt immer beim Betroffenen selbst, nur er kann durch sein Wollen, Wirken und Bemühen Verbesserungen erreichen.“ Weiteres Ziel ist der Zugang zum Hören in allen Lebensbereichen – unter Einsatz aller möglichen hörtechnischen Hilfsmittel.

Ohren auf – wie vermeide ich Schäden?

Um Schädigungen des Hörsinns durch dauerhafte Lärmbelastung zu vermeiden, hier einige Tipps:

1. Wichtig ist, die Ohren nicht dauerhaft übermäßigem Lärm auszusetzen. Das gilt sowohl im Arbeitsbereich als auch in der Freizeit.

2. Am Arbeitsplatz sorgen gesetzliche Bestimmungen dafür, dass bei einem Lärmpegel von mehr als 85 Dezibel Hörschutzmaßnahmen getroffen werden müssen.

3. Besonders zu lauter Freizeitlärm, z.B. in Diskotheken, auf Konzerten, von iPods oder Motorrädern wird in seiner gehörschädigenden Wirkung oftmals unterschätzt. iPods & Co. möglichst leise und nicht länger als ein bis zwei Stunden pro Tag nutzen. In Diskotheken hilft es oft schon, nicht zu nahe am Lautsprecher zu stehen.

4. Bei einer Veränderung der Hörwahrnehmung immer den HNO-Arzt aufsuchen!

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