Krebs ist kein Todesurteil mehr

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Eine Krankheit, die jeder kennt und doch weiß keiner so genau darüber Bescheid.

Vor allem im Alter tritt die Krankheit Krebs immer häufiger auf. Unheilbar ist er aber nicht. Was ist Krebs eigentlich? Was kann man tun, um nicht daran zu erkranken und wie wird diese Krankheit behandelt? Hier die Antworten!

(vk). Krebs ist die zweithäufigste Todesursache in Österreich. Jeder vierte stirbt an dieser Krankheit. Nur an Schlaganfällen und Herzinfarkten sterben noch mehr Menschen. „Jeder zweite Bewohner in Österreich wird irgendwann einmal in seinem Leben an Krebs erkranken, aber nicht zwangsläufig daran sterben“, sagt Prof. Dr. Günther Gastl, Onkologe und Direktor der Inneren Medizin V in der Uniklinik Innsbruck, voraus. Die Hälfte aller Krebspatienten kann nämlich geheilt werden.

Krebs, oft auch als bösartiger Tumor bezeichnet, kennzeichnet sich dadurch, dass er sich im ganzen Körper ausbreitet und Tochtergeschwülste, auch Metastasen genannt, bildet.

Gutartige Tumore
Neben den bösartigen gibt es auch gutartige Tumore mit weitgehend normalen Zellen, die sich nicht ausbreiten und auch nicht als Krebs bezeichnet werden. Gutartige Tumore werden meist operativ entfernt. „Im Grunde ist auch schon eine Warze ein gutartiger Tumor, der durch einen Virus entsteht. Entfernt man die­se, wächst sie normalerweise nicht mehr nach, so verhalten sich in der Regel alle gutartigen Tumore“, erklärt Prof. Dr. Günther Gastl.

Ursachen und Entstehung
Krebs ist eine erworbene, genetische Erkrankung, die nur ganz selten vererbt wird. „Meistens entstehen die Störungen der Gene im Laufe des Lebens durch unterschiedliche Einflüsse“, weiß Prof. Gastl. Die wichtigsten Einflüsse sind die Nahrung, Umweltgifte, und „ein ganz wesentlicher Faktor: das Rauchen. Im Rauch befinden sich ca. 50 krebserregende Stoffe“, so Prof. Gastl weiter. Diese Umweltfaktoren bewirken dann beispielsweise Genbrüche oder -verluste. Das trifft vor allem Gene die das Wachstum oder das Überleben von Zellen steuern. „Jede Zelle hat ein Art Programm das bestimmt, wie lange eine Zelle lebt. Im Schnitt leben normale Körperzellen oft zwei bis drei Jahre. Sterben aber Krebszellen nicht mehr, häufen sie sich an und bilden Knoten, die lateinische Bezeichnung für solche Knoten heißt „Tumor“. Aus diesen Krebsknoten lösen sich dann die Krebszellen, gehen im Körper auf Wanderschaft und bilden Tochtergeschwülste, auch Metastasen genannt. „Krebszellen können sich überall im gesamten Körper ausbreiten und Organe schädigen oder zerstören“, erklärt Prof. Gastl die schwerwiegenden Folgen.

Häufige Krebsarten in Europa
In den westlichen Industrieländern sind Lunge, Darm, Brust, und Prostata besonders häufig von Krebs betroffen. Laut Prof. Gastl hängt dies mit den Lebensgewohnheiten und Umweltbedingungen in westlichen Industrieländern zusammen. Der häufigste Krebs in Österreich ist bei Männern Lungenkrebs, bei Frauen Brustkrebs. „In Zukunft wird aber auch bei Frauen der Lungenkrebs der häufigste sein, da immer mehr Frauen und leider auch Mädchen rauchen“, prognostiziert Prof. Gastl. Krebs ist aber keine „westliche“ Krankheit. Auch in anderen Regionen der Welt gibt es besonders häufig vorkommende Krebsarten, die mit den dortigen Lebensumständen zusammenhängen. Ein Beispiel ist China, wo häufig Leberkrebs vorkommt, weil es dort einen Virus gibt, der wahrscheinlich über die Ernährung in den Körper gelangt und dort Leberkrebs verursacht. Bei uns kommt dies laut Gastl eher selten vor.

Vorbeugung und Früherkennung
„Jede Schwellung oder jeder Knoten, der länger als ein Monat besteht und vor allem jene Knoten, die nicht weh tun, sollte man untersuchen lassen“, weist Prof. Gastl hin. Diese können zwar auch harmlos sein, sind aber manchmal auch erstes Symptom einer Krebserkrankung. Außerdem gibt es abhängig vom Lebensalter sinnvolle und empfehlenswerte Vorsorge- oder Früherkennungsuntersuchungen („Zur Sache“ unten) die Krebs frühzeitig erkennen lassen. Denn je früher Krebs entdeckt wird, desto eher kann er geheilt werden. „Die Heilungschancen sind für manche Krebsarten sehr gut, beispielsweise werden heute 80 % der Brustkrebspatientinnen im Frühstadium geheilt“, betont Prof. Gastl.

Zur Sache

Früherkennung

1. Brustuntersuchung: Ein Mal im Monat selbst Brust nach Knoten abtasten.

Mammographie ab 40. LJ jährlich (Röntgenaufnahme der Brust)

2. Darmuntersuchung: Ab 45. LJ Test ob Stuhl im Blut ist.

Darmspiegelung ab 50 LJ. alle fünf bis zehn Jahre; Schreckensgeschichten darüber sind nicht mehr aktuell, durch eine sanfte Narkose schläft man praktisch während der Untersuchung.

3. Abstrichuntersuchungen vom Gebärmutterhals ab 20. LJ jährlich

4. Prostatauntersuchung ab 50. LJ

5. Hautcheck: Braune Flecke, die sich in kurzer Zeit verändern, wachsen, schwarz werden, bluten, unregelmäßige Ränder formen und Flecken an Hand- und Fußflächen abklären lassen.

Bewährte Krebsbehandlungen
Personalisierte Krebsbehandlung lautet die Devise

(vk). Bei der Behandlung von Krebs werden grundsätzlich zwei Arten unterschieden: Jene von Krebstumoren und Blut- oder Lymphdrüsenkrebs. Letztere betreffen Blut, Knochenmark und Lymphdrüsen und werden vorzugsweise mit Medikamenten behandelt. Bei allen anderen wird im ersten Schritt versucht, den Tumor operativ zu entfernen. Kann nicht operiert werden oder hat man bei der Operation nicht alle Teile einer Krebsgeschwulst entfernt, folgt häufig eine Strahlentherapie und Chemotherapie. Bei der Strahlentherapie wird der bösartige Tumor mit energiereichen Strahlen (z.B. Röntgenstrahlen, radioaktive Strahlen) behandelt. „Krebszellen sind sehr anfällig für solche Strahlen, da sie sich schneller teilen als gesunde Körperzellen. Deshalb können sich Krebszellen auch nicht so gut und rasch von Strahleneinwirkungen erholen wie gesunde Zellen“, erklärt Prof. Gastl. Die Strahlentherapie erfolgt meistens in kleinen täglichen Portionen über mehrere Wochen. Dritte Säule der Krebsbehandlung ist die Chemotherapie, also die Behandlung mit Medikamenten. Zum einen gibt es dafür Zytostatika, die das Wachstum des Tumors bremsen. Viel verträglicher sind moderne, biologische Medikamente, die eigentlich aus dem eigenen Körper stammen. Der Körper bildet z.B. Immunstoffe, sogenannte Antikörper, die heutzutage gentechnologisch hergestellt und dann in reiner Form bei Krebstherapien eingesetzt werden. Ganz neu sind die sogenannten Designermedikamente, die erst seit wenigen Jahren eingesetzt werden. Diese sind maßgeschneidert für bestimmte Krebsarten und wirken genau dort bei den Krebszellen, wo fehlerhafte Gene das Krebswachstum steuern. Durch solche Designermedikamente kann das Krebswachstum gehemmt und im Idealfall sogar gestoppt werden. In solche Medikamente setzt die Krebsmedizin hohe Erwartungen für die Zukunft.

Erschienen am 17.02.2010

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