Ein Kamel läuft einfach nicht so leicht ...

Team 441, ein Holzexperte, ein Kamel, eine Klangschalentherapeutin ... vor dem FIRMENLAUF
3Bilder
  • Team 441, ein Holzexperte, ein Kamel, eine Klangschalentherapeutin ... vor dem FIRMENLAUF
  • hochgeladen von Herr.Bert Waltl

... wie ein Giraffe. Ich, ich bin einer von 200, einer von 66 Team-Kapitänen der Hypo Tirol Bank. "Gemeinsam Bewegen"! Ich möchte eigentlich nicht mehr. Oder war es umgekehrt? (Das mit der Giraffe!) 1000 Gedanken schießen durch meinen Kopf. Aufhören! Stoppen. Rasten. Gehen. Nix da.

Mich überholen immer mehr. Ich versuche krampfhaft zu erkennen - "Die haben alle KEIN Handicap!" ICH SCHON. Meine vorherigen, soeben noch vor mir trabenden Laufkollegen habe ich verloren. Einen meiner Direktoren und einen Berater, der noch lapidar vorgab, ein kaputtes Knie zu haben, habe ich einfach so aus den Augen ... verlieren müssen. Jünger. Schneller.

Drei FC Wackerspieler tuscheln hinter mir. "Jetzt geben wir aber Gas". Wir biegen in die Maria Theresien Straße ein. Ich sehe die vielen Menschen am Straßenrand. (Jetzt weiß ich, was die Wacker-Spieler gemeint haben! Erkannt habe ich sie an ihrem grünen Dress) An mein Aufhören ist hier nicht zu denken. "Die Wackerspieler dürften nicht einmal als Ersatzspieler beim morgigen Sturm-Spiel nominiert sein" signalisiert mein Kopf. Schritt um Schritt, schön einen Fuß vor den anderen setzen. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich schon unterwegs bin. 20, 30 Minuten. Schnapsideen haben meist ihren Ursprung im Alkohol. Mein Beweggrund war ein anderer. Aber das bleibt wohl mein Geheimnis. Ja, ja ich weiß schon selber. Beim Firmenlauf mitzumachen ist ja jetzt grundsätzlich nichts besonderes. Und. Es gefällt mir ja. Tolle Stimmung, viele Menschen am Straßenrand, die anfeuern.

Aber! Nur mein Körper fühlt sich so anders an. Der Kopf ist klar und signalisiert, daß er laufen will. Das kann DER aber NOCH nicht. Die Beine sind schwer wie Blei. Ich fühle mich wie eine, unglaublich! - ja wie eine Giraffe. Ich weiß schon, das klingt nicht nur komisch. Ist es auch. Hoch oben der Kopf, der nicht mehr genau weiß, was die Beine tun oder tun sollen. Der KOPF funktioniert und nimmt alles im Umfeld wie durch einen hochsensiblen Sensor auf. DAS IST ABER AUCH SCHON ALLES.

Jetzt hatsche ich langsamen Laufschrittes den Inn entlang. Der Regen prasselt gegen meine Brille. Klitsche-Klatschnaß. Eigentlich bin ich ja der Teamkapitän von einer 3er Mannschaft. Christian S. hat mir zuerst Walkingpartner, dann ehrgeizige Läufer und zuletzt zwei nette Menschen aus dem Zillertal ins Team gestellt. "Der Christian ist schuld" signalisiert mir mein Giraffenkopf. Ein erster Rollstuhlfahrer, geschoben von einem "Läufer" überholt mich. Dann ein zweiter. Die vielen jungen und älteren "Mädchen" die an mir vorbeiziehen, verletzen meinen Stolz. Tun sie wirklich ...!

Der Giraffenkopf, der auf meinem führerlosen Körper sitzt, ist machtlos. Die Füsse sind inzwischen die eines Kamels. Ich weiß nicht ob es inzwischen noch zwei oder doch schon vier sind. Quasi Stützräderfüsse. Sie laufen und laufen. Oder das was man dafür halten kann. Ich quere die Brücke, sehe den Hofgarten. Es macht mir nichts mehr aus. Gefühlt "schwebend" laufe ich durchs Ziel. Zugegeben, die Bilder, die mir ein befreundeter Fotograf danach zeigt, zeigen ein anderes Bild. Von Schweben keine Rede.

Das Gefühl danach: Es ist gut, ich verstehe alle "Sportmaniacs" gut, sehr gut und wieder besser - und meine sportliche Vergangenheit. In den hohen Achzigern. 60 Kilometer Dolomitenlauf mit ungewachsten Langlaufschiern - ein 9 Stunden-Erlebnis in der jugendlich-verklärten Vergangenheit. Meine Teamkollegen aus dem Zillertal kommen. Klangschalentherapeutin-und Holzexperte aus Aschau - zum Abklatschen. Bier trinken. Verschwitztes Leibchen ausziehen. In die Normalität zurückschlüpfen.

Nichts tut mehr weh! Alles glücklich-all around. "Running On Empty" von Jackson Brown (1997) schießt durch den Kopf der Giraffe. Und das Kamel wippt vierstimmig im Takt. MIt den Füssen. Die Band auf der Bühne spielt "Volare". (Domenico Modugno 1958) Das weckt ganz andere Erinnerungen. Ich bin eigentlich aufgekratzt wie nach einem Festival mit 20 Clowns. Und froh, daß das Kamel doch noch ins Ziel gekommen ist. Fünf Kilometer sind nicht weit.

Für ein Kamel mit einem Giraffenkopf aber ganz schön hart. Ich glaube, nächstes Jahr mache ich wieder mit. "Gemeinsam Bewegen" macht ganz schön Spaß. "Und durstig", meint das Kamel in mir. Richtig.

Wann: 17.09.2011 17:30:00 Wo: altstadt, Innsbruck auf Karte anzeigen
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.