Mord in Poppendorf
Mit Leiche im Kofferraum 200 Kilometer quer durchs Burgenland
Ein heftiger Streit unter drei Männern endete für einen zweifachen Familienvater tödlich. Wir berichteten exklusiv. Knapp ein Jahr später gibt es neue Details zum „Mord in Poppendorf“. Ähnlich einem Hollywood-Blockbuster. Denn laut tschechischen Kriminalisten fuhren die Täter mit der Leiche im Kofferraum ihres Autos rund 200 Kilometer quer durchs Burgenland. Deponierten dann den leblosen Körper in der Slowakei und leben seither mangels Haftbefehl aus Österreich unbehelligt in der Tschechei.
POPPENDORF. „Die beiden Männer sind bereits verhört worden. Auch von österreichischen Kollegen. Dass die Verdächtigen mit dem Verbrechen zu tun haben, ist unbestritten!“, so ein Offizier der tschechischen Kriminalpolizei SKPV. „Einzig die Schilderung des Tatherganges unterscheidet sich. Und zwar dahingehend, dass sie sich gegenseitig die Schuld zuschieben! Das scheint aber eine abgesprochene Strategie zu sein! Für mich ist dieser Fall trotzdem kurz vor der endgültigen Klärung!“
Obduktion deckte Todesursache auf
Und ergänzt: „Die genaue Art und Weise, wie das Opfer zu Tode gekommen ist, konnte zwar durch eine Obduktion der Leiche geklärt werden, wird unsererseits aber derzeit nicht bekannt geben. Ebenso wie weitere tatrelevante Details. Denn die Ermittlungen werden federführend von den Kollegen aus Österreich geleitet!“ Der hochrangige Beamte abschließend: „Was mich erstaunt, ist, dass es für die beiden Verdächtigen keinen Haftbefehl aus eurem Land gibt. Daher befinden sie sich nach wie vor auf freiem Fuß. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Männer jemals freiwillig zu einem Prozess nach Österreich zurückkehren werden!“
Kollegen töteten zweifachen Familienvater
Doch der Reihe nach. Im Jahr 2013 wurde vom Eigentümer eines Bordells in Poppendorf eine tschechische Firma mit Umbau und Renovierung des Gebäudes beauftragt. Kurz vor Abschluss der Arbeiten gerieten drei Handwerker in Streit. Die Auseinandersetzung eskalierte und fand für einen zweifachen Familienvater aus Polen ein tödliches Ende. Um das Verbrechen zu vertuschen, legten die Gewaltverbrecher den leblosen Körper ihres Kollegen in den Kofferraum eines Pkw. Reinigten danach den Tatort akribisch und hofften, sämtliche Spuren verwischt zu haben.
Kofferraum nach Leichentransport gereinigt
Im Anschluss daran fuhren sie mit der Leiche quer durchs Burgenland, überquerten die slowakische Grenze und stoppten in einem Waldstück. Dort warfen sie den Polen in eine Vertiefung, drapierten Laub und Geäst darüber und kehrten zurück zur Baustelle nach Poppendorf. Hier angekommen putzten sie penibel genau das Fahrzeug. Sowohl innen als auch außen. Ihre Aufmerksamkeit galt ganz besonders dem Kofferraum, um eventuelle Blutreste oder anderweitige DNA-Beweise zu vernichten. Nach dieser Säuberungsaktion widmeten sie sich wieder der Baustelle und brachten die Arbeiten am Gebäude zu Ende. So, als ob nichts passiert wäre.
Am Tatort menschliches Blut sichergestellt
Während Schwammerlsucher nach einigen Monaten die Leiche entdeckten, blieb der Mord in Poppendorf ganze acht Jahre lang unbemerkt. Mit ein Grund dafür dürfte sein, dass die slowakische Exekutive nicht von einem Gewaltverbrechen ausgegangen und es daher zu keinen internationalen Nachforschungen gekommen ist. Erst im Spätherbst 2021 nahmen burgenländische Kriminalisten im Freudenhaus von Poppendorf Erhebungen auf, setzten Spürhunde ein und fanden am Tatort tatsächlich geringe Spuren menschlichen Blutes. So der Beginn der Mordermittlungen, über die wir am 30.3.2022 erstmals und exklusiv berichteten.
Haftbefehl und Auslieferung?
Ob es bezüglich der beiden Verdächtigen demnächst einen Haftbefehl und den damit verknüpften Antrag auf Auslieferung geben wird, konnte zum jetzigen Zeitpunkt nicht eruiert werden. In einem Telefonat mit dem Besitzer der Liegenschaft in Poppendorf sagte dieser: "Ich habe das Areal über einen Notar von einem Masseverwalter gekauft. Als Investitionsobjekt. Von dem Vorfall selbst weiß ich nichts!"
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.