Friederike Vass im Interview
Chefin des Hotels "Eisenberg" nimmt Abschied
Nach 17 Jahren als Geschäftsführerin des "Eisenberg" in Eisenberg an der Raab, des mit 106 Betten größten Hotels im Bezirk Jennersdorf, ist Friederike Vass in Pension gegangen. Wir trafen sie an ihrer früheren Wirkungsstätte.
MEINBEZIRK.AT: Mit welchen Gefühlen sitzen Sie heute als Gast im Hotel?
FRIEDERIKE VASS: Mit Gefühlen zwischen Freiheit und Wehmut. Schließlich war ich 17 Jahre und auch schon vor der damaligen Eröffnung hier tätig. Wenn man sechs bis sieben Tage jede Woche hier arbeitet, nur zwei bis drei freie Wochenenden im Jahr hat, prägt das natürlich.
Welche Tätigkeiten waren Ihnen die liebsten?
Am liebsten waren mir der Umgang mit den Gästen, die Organisation von Events und das Marketing.
Das "Eisenberg" ist heute als Hochzeits-Hotel überregional bekannt. Wie kam das?
Es hat sich von selbst ergeben, die Location bietet sich dafür ja an. Schrittweise haben wir dann das Marketing auf diese Schiene abgestimmt. Anfangs waren wir ein Pilgerhotel, heute haben wir die drei Schienen Hochzeiten, Seminare und Individualgäste.
Haben Sie einige Hochzeiten als besondere in Erinnerung?
Wir hatten alles Mögliche: einen Bräutigam im Rollstuhl, Trauringe, die von Hunden gebracht wurden, drei Hochzeiten von drei Schwestern hintereinander. Einmal gab es drei Einsätze des Notarzthubschraubers am selben Tag, als zwei Hochzeitsgäste von Wespen gestochen und einer von einem Hund gebissen worden ist.
Wie war die Situation nach der Corona-Pandemie?
Es gab enormen Nachholbedarf. Wir hatten rund 40 Hochzeiten im Jahr, manchmal sogar durchgehend von Mittwoch bis Samstag.
Welche Prominenten waren bei Ihnen zu Gast?
Beispielsweise Bundespräsident Fischer, die Landeshauptmänner Doskozil, Drexler und Kaiser, Innenminister Sobotka oder Minister aus Ungarn und Slowenien.
Das "Eisenberg" ist relativ abgelegen. Ist das ein Vorteil oder ein Nachteil?
Anfangs war es ein großer Nachteil. Aber gerade seit Corona ist es genau das, was von den Leuten gesucht wird.
Was hat sich in Ihren 17 Jahren allgemein im Tourismus geändert?
Die Gäste buchen immer kurzfristiger, und sie buchen immer mehr über Online-Plattformen als direkt. Allgemein wird mehr Wert auf Qualität gelegt.
War es schwierig, immer das notwendige Personal zu finden?
Anfangs ja. Aber dann hat sich ein langjähriger Personalstamm aufgebaut. Es ist ein Super-Team mit derzeit 30 Leuten.
Wie beurteilen Sie die aktuellen Strategien im südburgenländischen Tourismus?
Interessant ist das Thema Radfahren und Radwege, aber sonst gibt es wenig, wo wir uns anhängen hätten können.
Hätten Sie noch gerne etwas umgesetzt, was sich nicht ausgegangen ist?
Es gibt Pläne des Eigentümers für den Bau von Chalets und von einem Innenpool, da wäre ich noch gerne bei der Umsetzung dabei gewesen.
Wie werden Sie Ihren Ruhestand verbringen?
Ich bin erst seit Anfang Juni in Pension, aber ich merke schon jetzt, wie schön das Leben sein kann. Ich habe jetzt Zeit für Kunst, Kultur, Lesen, Reisen, Hund, Haus und Freunde. Und in den Wintern möchte ich in Zukunft drei Monate in Apulien leben.
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