Kärntner Schmerzspezialist
Pharmakogenetik als Chance in der Medizin

- "Minimale genetische Veränderungen können schuld daran sein, dass bestimmte Medikamente nicht den erhofften Therapie-Erfolg bringen", sagt Kärntens Schmerzspezialist Rudolf Likar. Pharmakogenetik könnte die Lösung für viele schmerzgeplagte Menschen sein.
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Der Kärntner Schmerzspezialist Rudolf Likar spricht über die Chancen der Pharmakogenetik und die unglaubliche Macht der Selbstheilung.
KÄRNTEN. Hochkomplexe Enzymsysteme sind im menschlichen Körper dafür verantwortlich, dass Medikamente ihre volle Wirkung entfalten können. Körpergewicht, Geschlecht, die Funktion von Leber und Nieren oder Ernährungsweise haben unter anderem einen großen Einfluss auf diesen Prozess. "Aus diesem Grund kann es vorkommen, dass das gleiche Medikament bei verschiedenen Personen unterschiedlich wirkt", bestätigt der Kärntner Schmerzspezialist Rudolf Likar.
Erhoffte Erfolg bleibt aus
Wird ein Medikament zu langsam abgebaut, erhöht sich bei regelmäßiger Einnahme die Konzentration im Blut und kann zu einer Überdosierung und verschiedenen Nebenwirkungen führen. Wird es zu schnell abgebaut, bleibt der erhoffte Therapie-Erfolg aus. Zusätzlich werde laut dem Spezialisten zu wenig auf die "Interaktion zwischen verschiedenen Medikamenten" geachtet, die ebenfalls die Wirkung negativ beeinflussen könne.
Mehr Lebensqualität
Doch Likar gibt Hoffnung: "Mit der pharmakogenetischen Analyse kann man diese Unterschiede im menschlichen Körper nachweisen und dementsprechend die Medikamente und deren Dosierung individuell anpassen." Diese Analyse, die mittels Speichel- oder Bluttest durchgeführt wird, könnte also vielen Menschen, die scheinbar an chronischen Schmerzen oder auch depressiven Erkrankungen leiden, aber trotz verschiedener Therapiemaßnahmen keine Besserung eingetreten ist, zu mehr Lebensqualität verhelfen.

- Rudolf Likar ist Vorstand der Abteilung für Anästhesiologie und Allgemeine Intensivmedizin am Klinikum Klagenfurt.
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Individuelle Anpassung
Derzeit wird dieser innovative Ansatz gemeinsam mit dem Unternehmen PharmGenetix an den sieben Krankenhäusern des Südtiroler Sanitätsbetriebe getestet. "Die Pharmakogenetik geht noch einen Schritt weiter als etwa die Gendermedizin. Nicht nur Mann und Frau sind unterschiedlich und müssen deshalb verschieden behandelt werden, sondern jede einzelne Person hat unterschiedliche Voraussetzungen, die eine individuelle Anpassung der Behandlung und Medikation erfordern. Pharmakogenetik stellt den einzelnen Menschen noch mehr in den Mittelpunkt der medizinischen Betreuung", verdeutlicht Michael Mian von den Salzburger Sanitätsbetrieben.
Primar im Kopf
Auch in Kärnten hat man großes Interesse an der Methode. "Die pharmakogenetische Analyse wird sicherlich nicht Teil der Routine in der medizinischen Diagnostik werden, aber wenn die mangelhafte Wirkung von Medikamenten auffällt, wird man sie einsetzen", so Likar, der aber gleichzeitig auch auf die Kraft der Selbstheilung hinweist: "Der beste Primar wohnt im Kopf. Der Mensch muss sich mental darauf einstellen, dass er selbst etwas zu seiner Heilung beitragen kann." Wie man den Placeboeffekt auslösen kann, verrät Likar gemeinsam mit anderen Experten in seinem neuen Buch "Selbstheilung" und bringt neben wissenschaftlichen Fakten auch unglaubliche Beispiele.


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