Trotz Fachkräfte-Mangel
Beate Prettner: "Pflege ist kein Pflegefall"

Knapp 36.500 Kärntner beziehen derzeit Pflegegeld, der Großteil davon ist in der Pflegestufe 1. 2018 hat Kärnten eine Ausbildungsoffensive gestartet mit dem Ziel 2022 die Zahl der Pflege-Absolventen zu verdoppeln. | Foto: stock.adobe.com/drubig-photo
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  • Knapp 36.500 Kärntner beziehen derzeit Pflegegeld, der Großteil davon ist in der Pflegestufe 1. 2018 hat Kärnten eine Ausbildungsoffensive gestartet mit dem Ziel 2022 die Zahl der Pflege-Absolventen zu verdoppeln.
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Landesrätin Beate Prettner im Interview über Kärntens Vorreiterrolle im Pflegewesen und Ausbildungswege.

Ist die Pflege in Kärnten bereits ein "Pflegefall", wie es vielfach hingestellt wird?
Beate Prettner: Keinesfalls! Kärnten nimmt gerade im Pflegebereich österreichweit gesehen eine Vorreiterrolle ein: Wir haben im Pflegewesen zahlreiche Leistungsangebote, Maßnahmen und Unterstützungen, mit denen wir für andere Bundesländer und für den Bund Vorbild sind - beispielsweise mit unserer Pflegenahversorgung oder den mehrstündigen mobilen Diensten oder dem kostenlosen Urlaub für pflegende Angehörige.

Dennoch: Es herrscht auch in der Pflege ein Fachkräfte-Mangel?
Wir müssen uns laufend neuen Herausforderungen stellen. Eine davon ist das Pflegepersonal: Die Menschen werden immer älter, womit die Zahl der Pflegebedürftigen steigt; wir brauchen daher noch mehr Pflegekräfte. Eine österreichweite Ausbildungsoffensive ist dringend erforderlich. Denn die Pflege steht und fällt letztlich mit bestens ausgebildeten PflegemitarbeiterInnen.

2018 wurde die Ausbildungsoffensive gestartet, deren Ziel es ist bis Ende 2022 die Zahl der Pflege-Absolventen zu verdoppeln. Kann man hier schon eine Zwischenbilanz ziehen?
Wir haben in Kärnten de facto alle Möglichkeiten aufgegriffen, um zusätzliche Ausbildungen umzusetzen: Aktuell bilden wir in Kärnten - dank der im Jahr 2018 gestarteten Ausbildungsoffensive - pro Jahr bereits 354 Fachkräfte aus; allerdings ohne Einberechnung jener drei neuen Schienen, die heuer an den Start gegangen sind bzw. gerade anlaufen. Wir werden damit unser angepeiltes Ziel erreichen. Leichter wäre es allerdings, wenn der Bund endlich erlauben würde, dass auch an berufsbildenden höheren Schulen ein Pflegeschwerpunkt angeboten werden dürfte, Stichwort Matura mit Pflegefachassistenz. Genau das setzen wir in den Privatschulen der Diakonie und Caritas um.

Landesrätin Beate Prettner: "Wir haben in der Pflege viele Angebote, mit denen wir österreichweit Vorbild sind." | Foto: Gernot Gleiss
  • Landesrätin Beate Prettner: "Wir haben in der Pflege viele Angebote, mit denen wir österreichweit Vorbild sind."
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Welche Ausbildungsangebote sind geplant?
Was wir jetzt zusätzlich gestartet haben ist: Eine weitere Ausbildungsschiene zur Pflegeassistenz in Kooperation mit dem AMS: Hier sprechen wir von 115 weiteren Plätzen an den Standorten Klagenfurt, Villach, Wolfsberg, St.Veit und Spittal. Zudem wurde eine Implacementstiftung ins Leben gerufen, die Quer-, Neu- und Umsteiger für den Pflegeberuf anspricht. Start war am 11. Oktober an der GuK-Schule Villach mit 20 Plätzen, ab 2022 werden es pro Jahr 50 Plätze sein. Und schließlich hat mit Beginn des heurigen Schuljahres auch die Caritas-Schule die Ausbildungsschiene zur Pflegefachassistenz mit Matura aufgenommen: Die Diakonie hat das bereits im Vorjahr getan mit 25 SchülerInnen. Zum Großteil finanziert wird das vom Land Kärnten.

Wie viele Pflegekräfte gibt es aktuell in Kärntner Krankenhäusern, Seniorenheimen, mobilen Diensten usw.?
In den Kärntner Kabeg-Krankenhäusern sind mit Stand heute 3.736 Pflegekräfte beschäftigt. Das ist ein historischer Höchststand. Wir stocken jedes Jahr auf, alleine vom Vorjahr auf heuer wurden in der Kabeg mehr als 60 Pflegekräfte neu angestellt. Das ist auch notwendig: Der Pflegeberuf ist ein sehr fordernder Beruf. Viele arbeiten in Teilzeit. Wir sind deshalb sehr dahinter, den Personalstand kontinuierlich zu erweitern. In unseren 83 Alten- und Pflegeheimen sind 3.022 MitarbeiterInnen beschäftigt. In den mobilen Diensten kommen noch einmal rund 1.800 dazu.

Kärnten war mit der Einsetzung eines Pflegekoordinators Vorreiter. Wie läuft dieses Projekt?
Die Pflege-Nahversorgung läuft sehr erfolgreich. Die Bundesregierung will nun dieses Projekt österreichweit ab 2022 unter dem Namen Community Nurse starten. Allerdings nur in 150 Gemeinden in ganz Österreich bis zum Jahr 2024, das wären für Kärnten neun community nurses - Tatsächlich haben wir mit Ende 2021 in Kärnten bereits mehr als die Hälfte unserer 132 Gemeinden mit an Bord! Die Menschen in den Gemeinden mit Pflege-Nahversorgung sind begeistert. Die Pflege-Koordinatoren werden hier wirklich als Freund, Berater und Helfer gesehen. Die Pflege-Nahversorgung trägt wesentlich dazu bei, dass Menschen länger im eigenen Zuhause betreut werden können.

Frage der Woche: Ist der Pflegeberuf zu unattraktiv?
Knapp 36.500 Kärntner beziehen derzeit Pflegegeld, der Großteil davon ist in der Pflegestufe 1. 2018 hat Kärnten eine Ausbildungsoffensive gestartet mit dem Ziel 2022 die Zahl der Pflege-Absolventen zu verdoppeln. | Foto: stock.adobe.com/drubig-photo
Landesrätin Beate Prettner: "Wir haben in der Pflege viele Angebote, mit denen wir österreichweit Vorbild sind." | Foto: Gernot Gleiss

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