Alkohol am Steuer
Jeder dritte Alkolenker verursacht Autounfall

2020 gab es in Kärnten 174 Unfälle mit alkoholisierten Lenkern, 213 Menschen wurden dabei verletzt | Foto: stock.adobe.com/Panumas
3Bilder
  • 2020 gab es in Kärnten 174 Unfälle mit alkoholisierten Lenkern, 213 Menschen wurden dabei verletzt
  • Foto: stock.adobe.com/Panumas
  • hochgeladen von Mirela Nowak-Karijasevic

Höhere Strafen alleine würden Alkoholisierte nicht davon abhalten, sich ans Steuer zu setzen, sagt Mediziner.

KÄRNTEN. „Alkolenker prallt in Baum“, „Verletzte nach Alkofahrt“, „Alkolenker hatte 1,8 Promille“ – kaum ein Tag vergeht ohne Schreckensmeldungen wie diese. Und trotzdem: Nur jeder achte Alkolenker hat laut einer Umfrage von alles-fuehrerschein.at Angst, einen Unfall zu verursachen. Tatsächlich verunfallt aber laut Statistik jeder dritte Alkolenker. Auf die Frage, was haben Sie sich vor Ihrer Alkofahrt gedacht, antworteten die meisten (39,7 %), dass sie sich einfach noch fahrtauglich fühlten. 32,7 % haben sich schlicht gar nichts dabei gedacht und weitere 25 % dachten, es sei eh nicht weit und es würde schon nichts passieren. Das bestätigt auch Andreas Schuh, Leiter der Station für Abhängigkeitserkrankungen am Klinikum Klagenfurt, der immer wieder Alkolenker begutachten muss. „Viele Alkolenker sind leider der irrigen Annahme, sie würden genauso gut, wenn nicht sogar besser fahren als andere nüchtern. Das hat meist was mit einem überzogenen Selbstwertgefühl zu tun. Immer wieder kommt es vor, dass die Klienten erst bei den Nachschulungen etwas über den Tunnelblick erfahren, den man unter Alkoholeinfluss unweigerlich hat.“ Es gebe aber auch Autofahrer, die „unfreiwillig“ zu Alkolenkern werden. „Der Alkoholkonsum ist in unserer Gesellschaft nicht nur erlaubt, sondern wird sogar gefördert. Alkoholische Getränke werden zu jeder Gelegenheit angeboten. Oft ist es dann eine Charaktersache, ob man ablehnen kann oder sich dem Gruppendruck hingibt“, so der Oberarzt.

Wer trinkt, gibt seine Schlüssel lieber ab | Foto: stock.adobe.com/Africa Studio

Lernen "Nein" zu sagen

Auf seiner Station werden Patienten auf Situationen, in denen großer sozialer Druck ausgeübt wird, geschult. „Viele Alkolenker sind aber nicht alkoholabhängig und daher noch in keiner Therapie. Vor allem junge Menschen erkennen den Ernst der Lage nicht und meinen, dass nur ein starker Mann viel Alkohol verträgt.“ Rund 80 Prozent der Patienten auf der Suchtstation sind Männer, auch bei den Alkolenkern überwiegt das scheinbar „starke Geschlecht“. Höhere Strafen alleine würden das Problem nicht lösen, bedauert Schuh: „Es muss ein Gesamtpaket sein, wo natürlich auch höhere Strafen eine große Rolle spielen. Aber es ist vor allem Aufklärung notwendig. Die Gesellschaft muss wachsamer sein, die Gastwirte dürfen nicht dabei zusehen, wie ihre betrunkenen Gäste einfach ins Auto steigen und davonfahren.“ Auch als Angehöriger oder Freund solle man einen Betrunkenen offen darauf ansprechen und ihn vom Autofahren abhalten.

Alkolenker auf zwei Rädern: Betrunkene Radfahrer werden auch in Kärntens Städten zu einem Problem | Foto: stock-adobe.com/bartholomäus
  • Alkolenker auf zwei Rädern: Betrunkene Radfahrer werden auch in Kärntens Städten zu einem Problem
  • Foto: stock-adobe.com/bartholomäus
  • hochgeladen von Mirela Nowak-Karijasevic

Rad ist keine Alternative

Wer meint, unter Alkoholeinfluss aufs Auto, nicht aber aufs Fahrrad verzichten zu müssen, irrt gewaltig. Auch betrunkene Radfahrer müssen mit saftigen Strafen rechnen, selbst wenn sie auf Strecken unterwegs sind, auf denen keine Autos verkehren. Ab 0,8 Promille gibt es eine Strafdrohung zwischen 800 und 3.700 Euro, ab 1,2 Promille werden 1.200 bis 4.400 Euro fällig, ab 1,6 Promille beziehungsweise bei Verweigerung einer Alkoholkontrolle drohen Strafen zwischen 1.600 und 5.900 Euro. Weil Radfahren im betrunkenen Zustand ein Hinweis auf mangelnde Verkehrszuverlässigkeit sein kann, ist es sogar möglich, dass der Kfz-Führerschein entzogen wird. Die Entscheidung, ob ein solches Verfahren auf Überprüfung der Verkehrszuverlässigkeit gestartet wird oder nicht, obliegt dem einschreitenden Polizisten. Eine "Sofortabnahme" wäre nur dann möglich, wenn hinreichende Gründe zur Annahme bestehen, der Radfahrer werde in seinem Zustand ein Kraftfahrzeug in Betrieb nehmen. Vor allem in Städten werden laut der Kärntner Verkehrspolizei betrunkene Radfahrer, aber auch E-Scooter-Nutzer und E-Bike-Fahrer zu einem Problem. Aus diesem Grund gibt es hierzulande nicht nur immer wieder Schwerpunktkontrollen für alkoholisierte Pkw-Lenker, sondern auch Radfahrer werden genau beobachtet.

Sollten Gastwirte mehr Verantwortung übernehmen?

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.



Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.