Stefan Petzner zur Klagenfurt-Wahl: "Tut mir menschlich leid für sie"

Stefan Petzner  | Foto: KK

Streitbarer Geist, Dancing-Star und Politikberater: Stefan Petzner zur Stichwahl in Klagenfurt.

KÄRNTEN. Obwohl in Wien lebend, hat Stefan Petzner – einst Kampagnenleiter in der Ära Jörg Haiders – die Kärntner Politik nach wie vor im Blick.

Herr Petzner: Wie sehen Sie das Abschneiden von Christian Scheider in Klagenfurt?
Stefan Petzner: Ich würde von einer österreichweiten Sensation sprechen. Dass jemand mit einer neuen Liste aus dem Stand heraus kandidiert und den Bürgermeister stellt, das hat es in Österreich in dieser Form noch nicht gegeben. Im Wahlkampfteam wurde sehr gut gearbeitet.

Wie haben Sie diesen Wahlkampf aus Wien verfolgt?
Ich war öfters in Klagenfurt. Aus alten Zeiten weiß ich, dass es gewisse Leute gibt, die wissen, wie die Stimmung ist. Taxifahrer zum Beispiel. Wenn ich also mit dem Taxi durch Klagenfurt gefahren bin, habe ich immer die Taxifahrer gefragt, wie sie denn Mathiaschitz sehen. Und da ist geschimpft worden. Ich war fast schockiert, wie auf sie geschimpft wurde. Das war kein Einzelfall. Da habe ich gewusst, da passt etwas nicht. Maria-Luise Mathiaschitz wurde von den Leuten nicht gemocht. Das ist hart, das tut vielleicht weh. Aber es ist so. Sie ist auch jemand, der sich schwer getan hat im Umgang mit Leuten. Das ist aber gerade als Bürgermeister sehr wichtig. Ich verstehe aber auch ihren Groll. Denn sachlich gesehen, hat sie gute Arbeit geleistet. Ich hab das dann den Taxifahrern immer gesagt, das wurde aber nicht zur Kenntnis genommen. Es tut mir menschlich leid für sie. Eine Bürgermeisterwahl ist aber immer eine Persönlichkeitswahl, da hat Mathiaschitz nicht gezogen. Christian Scheider hat von Jörg Haider gelernt, wie man auf die Leute zugehen muss, nach Fischl in die Arbeitersiedlungen zum Beispiel. Der ist unermüdlich unterwegs. Das hat sicher zum Erfolg beigetragen.

Wobei man anmerken muss, dass die Wahlbeteiligung nur bei rund 48 Prozent lag. Waren den Klagenfurtern beide Kandidaten egal?
Am Wahlsonntag wurde mir schlechtes Wetter gemeldet, da habe ich mir gleich gedacht: Das ist schlecht für die SPÖ. Das hat für potentielle SPÖ-Wähler demobilisierend gewirkt. Die Stichwahl in Klagenfurt war für viele SPÖ-Wähler ohnehin eher eine lästige Pflicht, da ist man dann wegen dem Wetter lieber daheim geblieben. Die Leute, die Christian Scheider wählten, sind aus Überzeugung hingegangen. Auch die Corona-Krise hat Scheider in die Hände gespielt. Die SPÖ hat die Mannstärke Wellen von Hausbesuchen zu machen. Auf das hat man immer gesetzt. Das durch Corona nicht möglich.

Halten Sie eine gelb-rote Koalition in Klagenfurt für möglich?

Ich denke, dass bei der SPÖ jetzt Leute kommen, mit denen das auch möglich ist. Ich würde das auch für klug halten.

Wie schätzen Sie das Team Kärnten in Klagenfurt ein. Ist eine neue Politik erwartbar oder eine FPÖ-Politik mit einem gelben Anstrich?

Ich glaube, dass die politische Ideologie gar nicht so eine große Rolle spielt. Da geht es eher um pragmatische Lösungen. Stichwort: Hallenbad, neue Eishalle.

Dennoch: Gerhard Köfer kommt aus der sozialdemokratischen, Christian Scheider aus der freiheitlichen Ecke. Was kann sich der Wähler vom Team Kärnten Ihrer Meinung nach erwarten?
Ich sehe da nicht wirklich ein Spannungsverhältnis. Das Team Kärnten stellt jetzt vier Bürgermeister. Gerhard Köfer geht sehr geschickt vor. Er ist bauernschlau und versteht es die jeweiligen Leute und Charaktere zusammenzuführen. Spannend wird es für mich eher, wie sich die Freiheitlichen in Klagenfurt gegenüber Christian Scheider verhalten werden.

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