Vor allem im Nachwuchs
Fußball: Prävention beim Kopfballtraining

Im Nachwuchsbereich sollten Kopfbälle möglichst vermieden werden. | Foto: imago images
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  • Im Nachwuchsbereich sollten Kopfbälle möglichst vermieden werden.
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Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) hat kürzlich darüber informiert, dass laut Statistik die Gehirnerschütterungen im Fußball immer mehr zunehmen. Aus diesem Grund sollte bereits im Nachwuchsbereich rechtzeitig gehandelt werden.

KÄRNTEN/SPITTAL/LURNFELD. „Grundsätzlich halte ich es für sehr gut, dass dieses Thema aufgegriffen wird. Ich war selbst Bundesligaspieler und habe hier auch schon Erfahrungen mit Gehirnerschütterungen gemacht. Andererseits bin ich nun im Nachwuchsbereich tätig, wo wir bis zur U12 versuchen, so wenig wie möglich oder gar kein Kopfballtraining zu machen“, sagt Mario Brenter, Nachwuchstrainer des FC Lurnfeld. Ganz verhindern kann man die Kopfbälle trotzdem nicht, schließlich kommen diese auch im Spiel vor. „Wenn da mal ein hoher Ball kommt, dann geht man natürlich trotzdem mit dem Kopf zum Ball, aber im Training versuchen wir es eben in einem ganz geringen Prozentsatz einfließen zu lassen. Ich spreche aus Erfahrung und wenn ich mir heutige und frühere Trainingsmethoden ansehe, dann wissen wir, dass früher vieles falsch lief“, so Brenter.

Verletzungsrisiko

Auch Zweikämpfe sind nicht ungefährlich, in erster Linie geschehen die Gehirnerschütterungen jedoch bei Kopfbällen. „Wichtig wäre für mich, dass schon im Nachwuchsbereich bei der Trainerausbildung entsprechende Erste-Hilfe-Kurse angeboten werden und die Trainer vor allem wissen, wie sie im Fall des Falles reagieren können. Oft passiert etwas am Rasen und niemand weiß, was zu tun ist, da eben kaum jemand eine entsprechende Ausbildung hat“, berichtet der erfahrene Nachwuchstrainer.

Mario Brenter, Fußballlegende des SV Spittal | Foto: privat
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Internationale Initiativen

Erst Mitte September gaben auch die FIFA (Weltfußballverband) und die WHO (Weltgesundheitsorganisation) bekannt, dass man unter dem Motto „Vermuten und schützen: Kein Spiel ist das Risiko wert“ eine Kampagne zu den Gesundheitsrisiken und Symptomen von Schädel-Hirn-Traumata zu starten. „Heute ist es wissenschaftlich erwiesen, dass Kopfbälle nicht gesund sind. Da geht es gar nicht so sehr um Gehirnerschütterungen, denn man weiß, dass mit jedem Kopfball Gehirnzellen absterben“, betont Nachwuchstrainer Brenter. Laut dem Oberkärntner ist es zudem wichtig, dass die Vereine darauf achten, im Nachwuchsbereich spezielle Light-Bälle zu verwenden und nicht mit schweren Bällen zu arbeiten. „Bis zur U12 gibt es bei uns im Verein kein eigenes Kopftraining. Dies ist jedoch nicht in allen Vereinen so und so hört man immer noch oft den Spruch ‚Wir haben das ja früher auch gemacht‘, aber Zeiten ändern sich und daher sollte hier ein wenig mehr nachgedacht werden“, sieht der Trainer die Sichtweise einiger Kollegen kritisch.

Jedes Prozent ist zuviel

Laut der KFV-Unfalldatenbank IDB-Austria verunfallten 2023 rund 39.200 Personen in Österreich beim Fußball so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. Brenter möchte daher seine Kollegen aufrütteln und auf gewisse Probleme hinweisen. „Ein Kind, das Kopfweh hat und dann trotzdem weitergespielt – das kann so nicht sein“, so der Experte. Zwei Prozent der genannten Verletzungen waren Kopfverletzungen, darunter rund ein Prozent Gehirnerschütterungen. Dies bedeutet somit in etwa 400 Fälle pro Jahr. „Dieses eine Prozent ist sowieso mehr als genug. Hier muss auch auf lange Zeit vorausgedacht werden. Wenn man jede Woche zum Beispiel dreimal trainiert und du hast pro Training 20 Kopfbälle, dann muss man das erstmal bis ins höhere Fußballeralter hochrechnen. So kommen dann auch Erkrankungen wie Demenz nicht von irgendwo“, warnt der Fußballtrainer. Jene Spieler mit Gehirnerschütterung waren laut KFV „nicht in der Lage, das Spiel am selben Tag fortzusetzen und litten mindestens zwei Tage lang unter Beschwerden.“ Leider suchen Betroffene zudem meist nicht das Krankenhaus auf und gehen nicht von einer Gehirnerschütterung aus, obwohl ein begründeter Verdacht besteht.

Ansätze zur Risikominimierung

  • Frühzeitige Technikschulung: Bereits ab der U9 (Fußballer*innen ab 8 Jahren) sollte das Kopfballtraining mit speziellen, leichteren Bällen beginnen, um die richtige Technik zu erlernen.
  • Altersgerechtes Krafttraining: Regelmäßiges Krafttraining zur Erhöhung der Belastungsverträglichkeit kann Verletzungen vorbeugen.
  • Regeländerung: Wechsel aufgrund von Verdacht auf Gehirnerschütterung sollten nicht als reguläre Wechsel gezählt werden. Dies setzt eine unabhängige ärztliche Untersuchung voraus.
  • Gezielte Aufklärung: Trainer*innen und Spieler*innen sollten regelmäßig geschult werden, um Symptome einer Gehirnerschütterung überhaupt erkennen zu können und in weiterer Folge richtig zu agieren.
  • Return-to-Play-Protokoll: Ein strukturiertes Protokoll zur sicheren Wiedereingliederung nach Gehirnerschütterungen ist unerlässlich.
  • Eltern einbeziehen: Eltern sollten in die Ausbildung und Aufklärung einbezogen werden, um die Gesundheit der jungen Spieler*innen zu schützen.
Im Nachwuchsbereich sollten Kopfbälle möglichst vermieden werden. | Foto: imago images
Mario Brenter, Fußballlegende des SV Spittal | Foto: privat

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