Arbeiterkammer Kärnten
Kritik an der neuen Pflegelehre: Keine Lösung für Probleme im Pflegebereich

„Der Schlüssel zur Bekämpfung des Personalmangels sowie der Drop-Out Rate in der Pflege ist und bleibt die Attraktivierung des Berufsbildes“, so Goach. | Foto: freepik
  • „Der Schlüssel zur Bekämpfung des Personalmangels sowie der Drop-Out Rate in der Pflege ist und bleibt die Attraktivierung des Berufsbildes“, so Goach.
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Die neue Pflegelehre sei laut Arbeiterkammer-Präsident Goach keine geeignete Ausbildungsform, um den Fachkräftemangel im Gesundheits- und Pflegebereich entgegenzuwirken. Die AK fordere daher verbesserte Ausbildungskonzepte und fairere Arbeitsbedingungen.

KÄRNTEN. Neben den drei bestehenden Ausbildungsschienen der Pflegeassistenz, der Pflegefachassistenz und dem akademisierten gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege, soll ab dem Schuljahr 2021/22 ein neuer dreijähriger Pflege-Lehrberuf eingeführt werden. Der Lehrabschluss soll mit der Pflegefachassistenz gleichzusetzen sein. Die Gesundheits- und Krankenpflegeschulen würden die Aufgabe der Berufsschulen übernehmen.

Kritik am neuen Lehrberuf

Goach lehne die neue Ausbildungsform ab: „Es gibt bereits drei Ausbildungsschienen, ein neuer Lehrberuf würde eine Vermischung von Pflege und Betreuung mit sich bringen. Als Betreuer leistet man z. B. hauswirtschaftliche Hilfestellung wie Kochen oder Botengänge. Für die Pflege wiederum gibt es klare gesetzliche Standards, denn das Berufsgesetz verlangt hier immer eine diplomierte Kraft.“ Weiters befürchte er, Jugendliche würden durch den neuen Lehrberuf als billige Arbeitskraft eingesetzt werden, um den Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Generell sei der Einsatz von 15-Jährigen in einem Pflegeberuf problematisch. „Dafür bedarf es neben der fachlichen auch eine hohe soziale und persönliche Kompetenz, welche in jungem Alter nicht als Voraussetzung gesehen werden kann“, so Goach. Weiters soll empirisch nachgewiesen sein, dass Personen mit höhere Schulbildung, ressourcenschonender mit beruflichen Belastungen und Anforderungen im Pflegebereich umgehen könnten. Diese Voraussetzungen erfülle eine Lehre nicht!“, erklärt der AK-Präsident.

Forderungen der AK Kärnten

Anstatt einen neuen Lehrberuf einzuführen, fordere die AK Kärnten Änderungen im bestehenden Ausbildungssystem.

  • BMS beziehungsweise BHS Modell als Ausbildungsweg

Es soll eine neu gestaltete Pflegeausbildung geschaffen werden, die in einer berufsbildenden mittleren oder höheren Schule erfolgt. Dafür werde der von Landeshauptmann Peter Kaiser angekündigte neue Schulzweig – die Bundeshandelsschule für Soziales und Wirtschaft – der im Herbst in Feldkirchen startet, begrüßt. In einer BHS für Pflegeassistenzberufe soll modulhaft die Ausbildung zur Pflegeassistenz und Pflegefachassistenz absolviert werden können. Dadurch würden Jugendliche nicht zu früh den psychischen Belastungen von Pflegearbeit ausgesetzt werden.

  • Ein zweijähriges Ausbildungskonzept für die Erwachsenenbildung

Damit auch Berufs-Wiedereinsteiger oder Berufs-Umsteiger im Erwachsenenalter die Möglichkeit bekommen eine Ausbildung im Gesundheits- oder Pflegebereich zu machen, würden sie einen Lohnausgleich während der gesamten Dauer der Ausbildung benötigen, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren.

  • Verbesserte Arbeitsbedingungen im Gesundheits- und Pflegebereich

Das Personal im Gesundheits- und Pflegebereich ist oft großen psychischen und physischen Belastungen ausgesetzt. Hinzu kommen unsichere Dienstpläne, Personalmangel, uneinheitliche Personalbedarfsberechnuns-Methoden und ein bescheidenes Einkommen. Hier wären dringende Verbesserungen notwendig.

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