Olympische Winterspiele in Kärnten
"Nachhaltige Nutzung ist fraglich"

"Senza confini" soll mit den Olympischen Winterspielen 2034 wiederbelebt werden. | Foto: stock.adobe.com/maxoidos
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Olympische Winterspiele in Kärnten? Wenn es nach LH Peter Kaiser geht, ja. Skeptisch sieht Helmut Manzenreiter die Idee. Auch die wissenschaftliche Stimme stimmt nicht in den Jubelchor mit ein. 

KÄRNTEN. Kärnten, Slowenien und Friaul-Julisch Venetien planen, sich für die Austragung der Olympischen Winterspiele 2034 zu bewerben. Die Kandidatur wäre eine Neuauflage von "Senza Confini". Ende der 1990er-Jahre hatte sich Kärnten mit Friaul und Slowenien für die Olympischen Winterspiele 2006 beworben. Auf die Frage, ob eine mögliche Bewerbung für die Olympischen Winterspiele ein Wahlkampfgag wäre, sagt Landeshauptmann Peter Kaiser: "Es ist jedenfalls alles, nur kein Wahlkampfgag. Da wäre man sehr dumm und töricht, wenn man das schon ein Jahr vorher anfängt.“

Veränderte Einstellung zu Olympia

Der Kärntner Sportreferent weiter: „Es ist eine notwendige sportpolitische Reaktion auf Gigantomanie, die versucht darauf zu reagieren, dass wir Klimaveränderungen haben, dass es auch eine Veränderung in der Einstellung vieler Menschen zu Olympia gibt.“ Keine Region wäre für Olympische Winterspiele prädestinierter als das Dreiländereckgebiet. Kaiser: „Mein Wunsch wäre es, dass die nationalen olympischen Komitees von Österreich, Italien und Slowenien sich der Sache annehmen.“

Villachs Ex-Bürgermeister Helmut Manzenreiter: "Habe meine Zweifel…" | Foto: Privat
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Keine Host City in Kärnten

Kritisch sieht das Vorhaben der langjährige Villacher Bürgermeister Helmut Manzenreiter. Er war bei der ersten Olympiabewerbung Kärntens mitten drin. Heute sagt er: "Wir sollten damals die Host City werden. Wir haben uns gefragt, was die nachhaltigste Form einer Entwicklung ist. Olympia kostet sehr viel Geld, speziell mit der Nachnutzung. Wir haben uns damals entschieden, dass wir die Hochtechnologie setzen und dort investieren und haben daher abgelehnt, die Host City zu werden.“

"Volksbefragung machen"

Manzenreiter weiter: "Bevor man sich so einem Projekt nähert, sollte man eine Befragung der Bürger machen." Eine Frage sei auch die Entwicklung nach Olympia: "In Villach sind wir kein typischer Wintersportort, wir haben in der Stadt kaum ein Hotelbett, das mit Wintersport gefüllt wird. Wir hätten damals Investitionen in Hallen und ähnliches gehabt, die in dieser Dimension nie gebraucht worden wären. Ich habe meine Zweifel, wie weit so etwas für die Stadt oder das Land wirklich nachhaltig einen Vorteil hat."

Wissenschaft ist skeptisch

Auch die wissenschaftliche Forschung ist insgesamt eher skeptisch gegenüber der Möglichkeit, Großereignisse im Sport wie etwa Olympische Spiele kostendeckend oder sogar profitable auszurichten. "Es besteht durch das auktionsähnliche Bewerbungsverfahren grundsätzlich immer die Gefahr, dass Interessenten Kosten tendenziell zu unter- und Nutzen oder Erträge zu überschätzen", sagt Rahel M. Schomaker, Wirtschaftswissenschaftlerin an der FH Kärnten. Finanzierungen über Schuldenaufnahme der öffentlichen Hand können durchaus zu negativen Effekten führen. Kooperationen mit privaten Investoren könnten hier eine Lösung bieten, insbesondere in den Bereichen bzw. Sportarten/Sportstätten, wo eine kommerzielle Nachnutzung realistisch erscheint.

Rahel M. Schomaker, Wirtschaftswissenschaftlerin an der FH Kärnten | Foto: Privat

Touristisch kaum nutzbar

Der Tourismus hat heute zwei wesentliche Zielgruppen: Die Gäste von außerhalb und die Einheimischen. "Sportstätten haben insbesondere auch im Nachgang der eigentlichen Olympischen Spiele touristischen Wert und können auch dem heimischen Sport zugutekommen. Die profitable Nachnutzung ist jedoch tendenziell schwerlich sicherzustellen, da es in zahlreichen Wintersportarten nur eine beschränkte Anzahl von aktiven Sportlern bzw. regelmäßiger Events gibt, und aufgrund der Spezialisierung der Sportstätten die Möglichkeiten alternativer Nutzung sehr eingeschränkt sind. Dies gilt in gleicher Weise für die Touristen, die die Einrichtungen nicht derart nutzen werden", betont Stefan Nungasser, der Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Hotel- und Tourismusmanagement an der FH Kärnten lehrt. 

Stefan Nungasser lehrt Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Hotel- und Tourismusmanagement an der FH Kärnten | Foto: Privat
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Multipliktor-Effekte

Im Gegensatz dazu seien Verkehrs- und Kommunikationsinfrastruktur für die Gesamtbevölkerung von Bedeutung, die insbesondere auch für den Tourismus wichtig sind (Ausbau der Öffentlichen Verkehrsmittel etc.). Sie könnten damit nicht nur Wohlfahrtseffekte für die Bürger erzeugen, sondern etwa auch Multiplikatoreffekte, durch Ansiedelung von Unternehmen etwa, ermöglichen. Zudem entsteht ein "Brandingeffekt", der Kärnten als attraktiven Lebens- und Urlaubsort international bekannt macht.

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