Koralmbahn, Lithium, Demographie
Ökonom: "Alles hat zwei Seiten"

Kärntner Ökonom Norbert Wohlgemuth über wirtschaftliche Kärntner Jahrhundert-Projekte | Foto: stock.adobe.com/oatawa, Johannes Puch/AAU
  • Kärntner Ökonom Norbert Wohlgemuth über wirtschaftliche Kärntner Jahrhundert-Projekte
  • Foto: stock.adobe.com/oatawa, Johannes Puch/AAU
  • hochgeladen von Mirela Nowak-Karijasevic

Volkswirt Norbert Wohlgemuth über Koralmbahn, Lithiumabbau und demographischen Wandel.

KÄRNTEN. Kärnten habe vielversprechende Projekte am Start, "auf die man aber auch einen kritischen Blick haben muss", betont Ökonom und Leiter des Kärntner Instituts für Höhere Studien und wissenschaftliche Forschung (KIHS) Norbert Wohlgemuth: "Sei es das Jahrhundert-Projekt Koralmbahn, die hohen Ausgaben im Bereich der Forschung und Entwicklung in Kärnten oder der Lithiumabbau in Wolfsberg - wenn man all dies nüchtern betrachtet, sieht man auch die Risiken, die diese Projekte mit sich bringen könnten. Alles hat zwei Seiten."

Pflegenotstand verschärft

So sei es doch besorgniserregend, dass ein Großteil der Forschungs- und Entwicklungsausgabe auf ein einziges Unternehmen in der Mikroelektronik-Branche entfalle. "Stellen Sie sich vor, dieses würde aus Kärnten abziehen." Weiters gäbe es zu den Auswirkungen der Koralmbahn keine seriösen Untersuchungen. "Ein Krankenhausbetreiber befürchtet sogar, dass einige seiner Mitarbeiter mit der Koralmbahn nach Graz pendeln würden, weil dort das Gehalt höher ist. Das würde den Pflegenotstand in Kärnten weiter verstärken." Aus den angedachten 400 Arbeitsplätzen, die der Lithiumabbau auf der Koralpe bringen sollte, dürfte laut dem Volkswirt nichts werden. Wohlgemuth: "Das Lithium soll nun doch mittels Koralmbahn nach Italien, dann weiter in den Nahen Osten gebracht und dort verarbeitet werden."

Arbeitszeitverkürzung

Die negative demographische Entwicklung sei in Kärnten längst keine Prognose mehr, sondern harte Realität. "Die Erwerbsbevölkerung nimmt immer weiter ab. Daher sind Vorschläge hinsichtlich drastischer Arbeitszeitverkürzung aus ökonomischer Perspektive nicht nachvollziehbar", so Wohlgemuth, der auch betont, dass Kärnten - und Österreich insgesamt - nicht besonders gefragt sei bei Spitzenkräften aus dem Ausland. "Das Stichwort hierbei lautet: Besteuerung. Was nutzen mir der schöne See und die schöne Landschaft, wenn das Einkommen dermaßen hoch besteuert wird?"

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.