Bestattung
So sind die Menschen im Steyrtal früher "heimgegangen"

Gustav Hilger, Robert Steinbichler und Fritz Kammerhuber (v.li.) mit einem Leichenwagen aus der Zeit um 1850. | Foto: Weymayer
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  • Gustav Hilger, Robert Steinbichler und Fritz Kammerhuber (v.li.) mit einem Leichenwagen aus der Zeit um 1850.
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Bis in die 1960er-Jahre wurden Verstorbene in Molln mit dem Pferdegespann zum Begräbnis gefahren.

MOLLN (wey). Zu Allerheiligen wird nicht nur der Heiligen gedacht. Damit verbunden ist auch das Totengedenken. Was nach dem Tod eines Menschen zu tun ist, regelt das oö. Leichenbestattungsgesetz. Beispielsweise heißt es in Paragraf 16: "Nach der Totenbeschau ist die Leiche in eine Leichenhalle (...) zu überführen." Dass dies bei uns bis vor rund 60 Jahren noch weitestgehend anders gehandhabt wurde, weiß man unter anderem im Museum im Dorf in Molln. Es besitzt einen original Leichenwagen aus der Zeit um 1850. "Eigentlich stammt er aus Inzersdorf", erzählt Robert Steinbichler, der ein leidenschaftlicher Sammler ist. Bis zum heutigen Gasthaus Wirt im Dorf hat man die Verstorbenen mit dem Pferdegespann kutschiert. Nur die letzten Meter bis zur Kirche wurde der Sarg getragen. "Wir sind bis zu 2,5 Stunden lang gefahren", erinnert sich Gustav Hilger, der selbst des öfteren mitfuhr. Viele Kilometer gingen die Menschen zu Fuß hinter der Kutsche her und erwiesen dem Verstorbenen die letzte Ehre. "Außer wenn im Winter ein Holzknecht aus Rosenau herüben in der Breitenau starb, dann war das anders", erzählt Gustav Hilger. "Wenn es viel Schnee gab, war es nicht möglich, den Toten heimzubringen. Dann wurde er mitsamt dem Sarg im Schnee eingegraben und erst im Frühjahr in die Heimatgemeinde überführt." Überhaupt, so Hilger, sprach man früher nicht davon, dass jemand gestorben ist. "Er oder sie ist heimgegangen", war der übliche Ausdruck.

Ansagen und Nachtwachten

Wenn also jemand heimgegangen war, wurde er zu Hause aufgebahrt. Zur Tradition gehörten das dreimalige "Nachtwachten" genauso wie das "Ansagen" des Begräbnisses – heute weitgehend durch E-Mails ersetzt. Am Tag der Bestattung wurde der leere Sarg zum Haus gebracht. Es wurde gebetet, der Tote wurde "versegnet" und in den Sarg hineingelegt. Diesen stellte man auf eine Bank. Beim Hinaustragen blieb man unter der Haustür noch einmal stehen. Es folgte das Ritual des "Kreuzmachens". Danach wurde der Verstorbene verladen – mit den Füßen in Fahrtrichtung, das galt es zu beachten. Alle, die entlang der Strecke wohnten, traten aus den Häusern und schlossen sich nach und nach dem Trauerzug an. Bis in die 1960er-Jahre wurde dieses Prozedere beibehalten, erst dann löste ein VW-Pritschenwagen die Kutsche ab.

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