Selbsthilfegruppe
Ein Lichtblick bei psychischen Erkrankungen
Eine psychische Erkrankung kann stark belasten. Für Angehörige von psychisch erkrankten Menschen gibt es in Kirchdorf ein stärkendes Angebot in Form einer monatlichen Selbsthilfegruppe.
KIRCHDORF. In ihrer Arbeit erlebt es Psychotherapeutin Tanja Landerl regelmäßig, wie schwer es sein kann, sich aus der Isolation heraus Hilfe zu suchen. Es gibt unterschiedliche Ursachen, warum sich jemand zurückzieht: "Verlust des Arbeitsplatzes, Scham, Tod eines nahen Angehörigen, niemandem zur Last fallen wollen... Depressionen, Psychosen, Angsterkrankungen und traumatische Erlebnisse können zu einer völligen Zurückgezogenheit führen", erklärt Landerl. Ist dieser Punkt der Zurückgezogenheit erreicht, schaffen es die Menschen nicht, zu einem Verein oder ins Krankenhaus zu gehen. "Solche Menschen fallen oft aus den diversen Systemen", sagt die Psychotherapeutin und Psychologin.
Seit 2017 gibt es im Raum Kirchdorf über das Projekt Lichtblick nachgehende Betreuung für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Vier Psychotherapeuten und Psychologen treten mit Betroffenen in ihrer gewohnten Umgebung in Kontakt und versuchen, Vertrauen aufzubauen, individuelle Ziele und eine Verbesserung der Lebensqualität gemeinsam zu erarbeiten.
Gleichzeitig gibt es eine Anlaufstelle für das Umfeld: eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von psychisch Erkrankten, die sich jeden letzten Dienstag im Monat, um 18.30 Uhr, im Haus 16 A, in der Bahnhofstraße 16a in Kirchdorf, trifft.
Gegenseitiges Verständnis
Gegenseitiges Verständnis, füreinander da sein und Unterstützung geben sich die Angehörigen in der Selbsthilfegruppe, die von Tanja Landerl begleitet wird. "Die Erfahrung nicht allein zu sein ist besonders stärkend", so Landerl. Zielgruppen der Selbsthilfegruppe sind: Angehörige, Partner, Freunde und oft auch Eltern von psychisch erkrankten Menschen.
Die Eltern von chronisch erkrankten Kindern befinden sich in einer schwierigen Situation. Viele Versuche, dem eigenen Kind zu helfen, haben nicht den gewünschten Erfolg erzielt. Aufgeben können sie nicht. Oft fühlen sie sich hilflos und allein gelassen. Zusätzlich zur psychischen Belastung kommt eine finanzielle dazu. Menschen, die noch nirgends arbeiten konnten, haben keinen Anspruch auf Sozialhilfe, Notstand, Pension oder Krankengeld, auch wenn sie nicht arbeitsfähig sind. Diese Gesetzeslücke müsste endlich geschlossen werden.
In der Selbsthilfegruppe können die Angehörigen erleben, dass sie über ihre schwierigen Erfahrungen vertrauensvoll reden können, Mitgefühl erfahren. „Das sind oft stärkende und
berührende Momente“, berichtet Landerl. Eine psychische Erkrankung könne jeden treffen und sei kein Einzelfall. "Es ist an der Zeit, dieses Thema aus der Tabuzone zu befreien."
Kontakt: Tanja Landerl , Anmeldung zur Selbsthilfegruppe, Teilnahme kostenlos Tel: 0699/11994355.
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