Appetit auf Zukunft: neue Initiative zur Allianz zwischen Konsumenten und Produzenten

Foto: Fotolia/HappyAlex

BEZIRK (wey). Immer mehr Konsumenten ärgern sich über die steigende Abhängigkeit von industriell hergestellten Lebensmitteln. Sie suchen nach Alternativen und wollen ihre Wertschätzung zu regionalen Produzenten ausdrücken. Aus diesem Grund startet Konsumentenschutz-Landesrat Rudi Anschober gemeinsam mit Bio Austria das Projekt „Appetit auf Zukunft“. Dabei geht es um "Allianzen zwischen engagierten Konsumenten und Produzenten". (nähere Infos siehe unten und auf www.anschober.at).

Projekt "GüterWeGe"

Bereits jetzt sind erste Initiativen erfolgreich. Eine davon ist das Projekt "GüterWeGe", eine Kurzform für "Güter Werte Gemeinschaft". In Kirchdorf hat sich vor einem halben Jahr der gleichnamige Verein gegründet. Über ein Vorbestellungs- und Abholsystem wird der gemeinsame Einkauf von Lebensmitteln aus der Region organisiert.

Die Konsumenten bestellen einmal pro Woche via Internet beim Laden. Somit kauft jeder nur das, was wirklich gebraucht wird. Die Vereinsmitglieder sollen aber nicht nur konsumieren, sondern sich auch selbst aktiv einbringen, indem sie ein- bis zweimal pro Jahr einen Dienst im Laden übernehmen. Für die Zusammensetzung des Sortiments sucht der Verein nach Produkten, die biologisch beziehungsweise ökologisch und tierfreundlich erzeugt sind und deren Produzenten fair bezahlt werden. Mit einem Beitrag von 20 Euro pro Jahr kann man Mitglied werden.

"Zurück zum Ursprung"
„Anbieter-Verbraucher-Netzwerke waren ein wichtiges Thema bei der Erarbeitung unserer neuen lokalen Entwicklungsstrategie", erklärt Christian Schilcher, Geschäftsführer der Leader-Region Traunviertler Alpenvorland. Konsumenten wünschen sich innovative Formen für die (Eigen-)Versorgung mit hochwertig, fair und nachhaltig produzierten Lebensmitteln. Schilcher: "Die GüterWeGe sind ein hervorragendes Beispiel. Man könnte sagen, dass diese Entwicklung eigentlich `zurück zum Ursprung´ geht. Die Versorgung mit Lebensmitteln durch die lokale Landwirtschaft war ja lange Zeit der Normalzustand. Wir haben in unserer Region mit vielen guten Direktvermarktern, Biolandwirten, Bauernmärkten und Kooperationen wie den Güterwegen eine österreichweite Stärkeposition, die wir in der kommenden Leader-Periode ausbauen möchten." Mehr über den Verein auf www.gueterwege.at.

Appetit auf Zukunft - Start am 18. September

Konsumentenschutz-Landesrat Rudi Anschober startet gemeinsam mit BIO AUSTRIA das Projekt „Appetit auf Zukunft“ – eine Allianz zwischen engagierten Konsumenten und Produzenten. Am 18. September wird der Startschuss für das oö. Bündnis erfolgen.

Neben den "Güterwegen" sind bereits weitere Pilotprojekte erfolgreich: Das CSA-Projekt „Gemüsefreude“ oder die FoodCoops NETs.Werk. Konsumenten kooperieren mit Produzenten aus der Region, um einen sicheren Absatzmarkt zu bilden – auf Vorbestellung wird einmal wöchentlich geliefert, was Feld und Hof gerade hergeben.

„Besser Essen“ im oö. Umweltressort

Im Schwerpunkt „BESSER ESSEN“ des oö. Umweltressorts bündelt Landesrat Rudi Anschober eine Reihe von Initiativen für die notwendige Ernährungswende. Die erfolgreiche Kochshow „Kochtopf statt Mistkübel“ gegen Lebensmittelmüll gehört da ebenso dazu wie die Initiative FleischFreiTag, Aktionen gegen Lebensmittelverschwendung mit diversen Partnern, auch dem Handel und Großküchen, öffentliche Tausch-Kühlschränke („Fairteiler“), Gemeinschaftsgärten und viele andere mehr.

LR Anschober: „Allen ist gemeinsam: Es geht um eine neue Beziehung zu Lebensmitteln, eine neue Wertschätzung. Die geplante Allianz zwischen Konsument/innen und Produzent/innen bei ,Appetit auf Zukunft‘ ist dafür ein logischer Schritt.“

Erste Projekte in Oberösterreich

NETs.Werk – Nachhaltig leben
Zu Beginn stand bei den Gründern Ingrid und Gerhard Zwingler die Frage: „Wie können wir sicherstellen, dass mit jedem Euro, den wir – mühsam erarbeitet ;-) – wieder ausgeben, Gutes finanziert wird? Der rollende Euro soll sich einfach gut für uns Menschen, die Tiere, die Pflanzen, Boden und Wasser und die Luft auswirken.“

Nach dem Motto „Aussteigen – Umsteigen – Mitmachen“ wurde nach Biobäuerinnen und Biobauern in der Region gesucht und aus ihren Erzeugnissen ein Sortiment zusammengestellt. Damit faire Preise bezahlt werden können und der Endpreis trotzdem günstig bleibt, wurde ein Vorbestellungs-Abholsystem aufgebaut, nach dem Modell eines alternativen Nobelpreisträgers, dem Seikatsu-Club Consumers Cooperative.

Im November 2005 wurde das NETs.Werk (noch unter dem Namen NEST) gegründet, mittlerweile gibt es acht Regionalstellen in Oberösterreich, eine in Niederösterreich sowie zahlreiche Partner-Läden in Oberösterreich, Niederösterreich und Wien.
Das NETs.Werk schafft Beziehungen, leistet Informationsarbeit, organisiert und beherbergt Veranstaltungen, beschäftigt sich mit alternativen ökonomischen Ansätzen und ermöglicht insbesondere den Einkauf von Produkten, die nachhaltiges Leben sichern.

Regionale Versorgungsstrukturen – primär für Lebensmittel – werden über Erzeuger-Konsumenten-Beziehungen und Vorbestellungs-Onlinemarktplätze aufgebaut. Das Ziel ist ein Wirtschaftssystem mit menschlichen Werten und dem artgemäßen Umgang mit allen Lebewesen, jeder ausgegebene Euro soll regional, biologisch, sozial und tierfreundlich wirken.

Gemeinschaftsgärten
Gemeinschaftsgärten greifen den Trend auf, wieder selbst Gemüse und Obst anzubauen, selbst zu ernten – wieder „ein Gespür“ zu bekommen für Lebensmittel und ihre natürliche Herkunft, für den Wert unseres Bodens. Nebenbei werden so auch soziale Kontakte zwischen den Gärtnerinnen und Gärtnern geknüpft, neue Interessen und Hobbies geschürt, ein allgemeiner Austausch findet statt.

Ende 2013 gab es in ganz Oberösterreich bereits zwölf Gemeinschaftsgärten und einen eigenen Landeskoordinator für Urban Gardening –
Christoph Wiesmayr vom Klimabündnis OÖ. 2014 verdoppeln sich die Gemeinschaftsgärten: Weitere zwölf Gemeinschaftsgärten befinden sich im Entstehen. Und die Zahl der Hobby-Gärtnerinnen und –Gärtner sowie der Interessierten wächst und wächst. In den Projekten sind bereits Hunderte aktiv!

Brach liegende Flächen in den Städten und Gemeinden werden zu kostbarem Boden, wenn sie Gemeinschaftsgärten beherbergen – in denen Menschen wieder die natürliche Reifung von Obst und Gemüse mitverfolgen können, selbst zu Gestaltung und (torf- und pestizidfreier) Pflege beitragen, vertraut werden mit der Natur und dem Boden, sich austauschen, Gesellschaft und Ruhe finden.

LR Anschober: „Von meinem Ressort gefördert werden die Anlage, die Erweiterung und der Ausbau von nachhaltigen Gemeinschaftsgärten – außerdem auch Veranstaltungen, Workshops, Vorträge, Exkursionen, die Gestaltung von Websites und allgemeine Fortbildungen. Ziel ist es, breiten Bevölkerungsschichten die Bedeutung von Gemeinschaftsgärten für unsere Lebensqualität und als naturnahen Lebensraum nahe zu bringen.“

Veranstaltung am 18. September und Arbeitsziel

Am 18. September 2014 startet das Projekt „Appetit auf Zukunft“ in Zusammenarbeit von Bio Austria OÖ und dem Referat für Konsumentenschutz des Landes OÖ mit Unterstützung der Agenda21-Bewegung mit einer Auftaktveranstaltung für engagierte Konsumenten und nachhaltige Produzenten, Verantwortliche und Akteure in den Gemeinden und Regionen sowie für Vertretern der Medien und allgemein Interessierte.

Mit Impulsvorträgen, Infoständen, Beratungen und Austausch soll das Bewusstsein bei den Konsument/innen für eine regionale und biologische Versorgung mit Lebensmitteln gestärkt und die verschiedenen Möglichkeiten des Engagements dorthin aufgezeigt werden.

LR Anschober: „Nur jene Konsumenten, die sich über die globalen Abläufe der Lebensmittelindustrie bewusst sind, die aus dem Kreislauf ausbrechen wollen, auf regionale, saisonale, biologische und fair produzierte Produkte zurückgreifen möchten – sind bereit zum Engagement und können nach Lösungen für einen nachhaltigen Konsum suchen. Diese Veranstaltung zeigt Möglichkeiten auf, verbindet erstmals Konsumenten mit Produzenten und legt damit den Startschuss für ein weites Netzwerk ganz im Sinne der Ernährungswende.“

Dieses Netzwerk ist auch das große Ziel der Initiative von Land und Bio Austria, um gleich mehrere Themenfelder anzugehen:

• Förderung eines lebendigen oberösterreichischen Konsument/innen und Produzent/innen- Netzwerks unter Einbeziehung bestehender relevanter Initiativen und Organisationen in OÖ.
• Impulsgeber: Konsument/innen, Bäuerinnen und Bauern werden zu Akteur/innen und nehmen ihre Lebensmittelversorgung selbst in die Hand.
• Unterstützung bei der Gründung neuer Konsument/innen und Produzent/innen-Initiativen.
• Wissenstransfer von bestehenden Initiativen und Expert/innen in die Gemeinde/zu den Interessierten.
• Aufbau und Sammeln von Know How, Informations-Beratungspaketen, u.ä. für Initiativen.
• Stärken des Konsumentenbewusstseins für biobäuerliche Produktion und Info über die Auswirkungen von Konsumgewohnheiten (Klima, Boden, Wasser, Soziale Aspekte -> bio/regional/saisonal...).
• Unterstützung der Biobauern, damit diese dem Wunsch der Konsument/innen nach neuen Versorgungswegen nachkommen können.
• Erhöhung der Ernährungssouveränität in den Regionen.
• Aufzeigen von Wegen eines solidarischen Wirtschaftens.

Anzeige
1:46
1:46

WKOÖ Maklertipp
Rechtsschutzversicherung: Sichern Sie Ihr Recht!

Eine Rechtsschutzversicherung schützt Sie vor den Folgen von vielen möglichen Konfliktfällen – vor allem finanziell.  Es gibt viele Gründe für einen Streit vor Gericht: Angenommen, Ihr Vermieter erhöht den Mietzins in ungerechtfertigter Weise, Ihr Hund läuft einem Biker vor das Rad, Ihnen wird nach einem Verkehrsunfall das Schmerzensgeld verwehrt oder Ihr Arbeitgeber zahlt die Überstunden nicht. Von all diesen Fällen haben Sie schon gehört oder Sie haben sogar schon selbst eine solche oder eine...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Kirchdorf auf MeinBezirk.at/Kirchdorf

Neuigkeiten aus Kirchdorf als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Kirchdorf auf Facebook: MeinBezirk.at/Kirchdorf - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Kirchdorf und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.