Kirchenaustritte
Dabei sein, weil es sich gehört?
Der Trend setzt sich fort. Im Jahr 2019 haben im Bezirk Kirchdorf 423 Personen der Katholischen Kirche den Rücken gekehrt.
KIRCHDORF (sta). Die Katholiken werden immer weniger. Die Zahl der Kirchenaustritte ist gegenüber dem Vorjahr in Österreich um 14,9 Prozent gestiegen.
Im Bezirk Kirchdorf gab es mit 1. Jänner 2020 insgesamt 41.438 Katholiken. 2019 sind 423 Menschen aus der Kirche ausgetreten. Im Jahr zuvor waren es 335. Im Einzugsgebiet der Kirchenbeitrag-Beratungsstelle Kirchdorf sind aber auch 31 Personen wieder, beziehungsweise neu in die Kirche eingetreten. Die Gründe für einen Kirchenaustritt sind vielfältig. Alois Dambachmayr von der Kirchenbeitrag-Beratungsstelle in Kirchdorf sagt: " Ich lade die Menschen ein, genauer hinzusehen. Oft steht Kirche nicht drauf, wo Kirche drinnen ist. Wo Menschen arbeiten und leben, wird es leider auch immer wieder zu Verärgerungen und Verletzungen kommen. Diese sollten aber nicht zu einem Austritt führen. Ich verlasse ja auch nicht die Familie, wenn mich ein Mitglied der Familie ärgert."
Für Abt Nikolaus vom Stift Schlierbach ist jeder Austritt schmerzhaft, hat aber meist nur bedingt mit aktuellen Kirchenthemen zu tun. Er sagt: "Es ist eine Entscheidung nach einem langen Prozess der Entfernung und das Resultat dessen, dass ich in der Kirche eigentlich keine Themen und Antworten für mein Leben zu finden meine. Es ist auch eine Entwicklung von 'da ist man eben dabei weil es sich so gehört' zu einer bewussten Entscheidung. Die Menschen stellen sich die Frage, ob sie das Leben von Pfarre und Kirche auch mittragen möchten."
"Innere Zerrissenheit ist nicht gut"
Die Mitglieder sind in den letzten Jahrzehnten weniger geworden – es stieg aber die Zahl derer, die sich in das Leben einer Pfarre einbringen. "Ich bin sehr dankbar dafür, wenn jemand die Kirche und ihre Aktivitäten unterstützt. Ohne den Kirchenbeitrag würde aber unsere Stiftskirche verfallen, würde es kein Pfarrbüro und Pfarrer in Schlierbach mehr geben", so der Schlierbacher Abt.
Pfarrer Gerhard Wagner aus Windischgarsten dazu: "In der Kirche hat es noch nie soviel Engagement gegeben wie heute. Trotzdem ist leider diese Tendenz da. Mir tut jeder Austritt leid. Die Kirche hat ihr Profil verloren, die innere Zerrissenheit ist nicht gut. Wir als Seelsorger haben da einen Auftrag. Wir müssen mit den Menschen sprechen, für sie da sein und in der Kirche einen klaren Konsens finden – sonst ist es schwierig zu argumentieren. Die Glaubensfrage ist dabei für mich aber das zentrale Thema."
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