Zahlreiche Meldungen
Deutlich spürbares Erdbeben in Molln

Das Erdbeben in Molln hatte auch etwas Gutes: Die damals geplante Staumauer in der Breitenau wurde letztlich nicht gebaut. | Foto: Marktgemeinde Molln
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  • Das Erdbeben in Molln hatte auch etwas Gutes: Die damals geplante Staumauer in der Breitenau wurde letztlich nicht gebaut.
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Ende Jänner 1967 ereignete sich in der Marktgemeinde Molln das bislang stärkste Erdbeben in Oberösterreich. Wie GeoSphere Austria – vormals ZAMG – informiert, bebte die Erde hier auch am Nachmittag des 28. Februar 2023. Ein Erdbeben der Magnitude 2,5 war in Molln und Leonstein offenbar deutlich spürbar und wurde von einigen als "erschreckend" empfunden. Rund 30 Meldungen gingen ein. Auch ein Knall und ein Grollen waren zu hören.

BEZIRK KIRCHDORF. Ist auch bei uns ein ähnlich schweres Erdbeben wie jenes im türkisch-syrischen Grenzgebiet mit der Stärke 7,8 möglich? Die Antwort gibt Christiane Freudenthaler von GeoSphere Austria. "Wir sind in Österreich in der glücklichen Lage, dass wir nicht von derart schweren Erdbeben betroffen sind", so die Seismologin. Das stärkste Erdbeben in Österreich ereignete sich im Jahr 1590 bei Ried am Riederberg in Niederösterreich mit einer Magnitude (Maß für die Erdbeben-Energie) von knapp 6. "Es hatte somit grob nur eine Energie von nur etwa einem Tausendstel des Türkei/Syrien-Erdbeben", weiß Freudenthaler. "Es gab damals einige Todesopfer in Wien und großräumige Schäden."

Schadensbeben sind selten

In Oberösterreich ereignen sich vergleichsweise selten Erdbeben, "im Durchschnitt wird alle drei Jahre eines von der Bevölkerung verspürt". Allerdings werden in Hochbauten im Raum Linz auch weiter entfernte stärkere Erdbeben wie aus Slowenien oder dem Friaul oder Starkbeben aus Kroatien bemerkt. Generell treten Schadensbeben treten in Oberösterreich relativ selten auf, etwa 50 Jahre kommt es zu Gebäudeschäden wie Rissen in Wänden. Am 16. März 2018 war in St. Pankraz ein schwaches Beben der Magnitude 1,9 wahrnehmbar. 

Ein Erdbeben der Magnitude 2,5 wurde am 28. Februar 2023, um 16:01 Uhr, in Molln deutlich von der Bevölkerung verspürt.

Starkbeben 1967 in Molln

Das stärkste bisher in unserem Bundesland fand am 29. Jänner 1967 in Molln statt. Es wies eine Magnitude von 4,6 beziehungsweise eine Stärke von 6,5 auf der zwölfteiligen Mercalli-Sieberg-Skala auf. "Kamine stürzten ein, Mauern bekamen Risse, Putz fiel von den Decken", weiß Heimatforscher und Hobbygeologe Rudolf Stanzel aus Windischgarsten. Damals war ein Stausee samt riesiger Staumauer im Ortsteil Breitenau geplant. Als die Erde bebte, fand gerade ein Ball statt. "Türkische Gastarbeiter zeigten ihre Erdbeben-Erfahrung und flohen als erste zum Ausgang." Die Pläne für die Staumauer wurden verworfen. Durch die seismologischen Aufzeichnungen des Stiftes Kremsmünster konnte man übrigens die Dicke der Erdkruste in diesem Gebiet bestimmen, sie wurde auf zirka 40 Kilometer geschätzt.

Das Windischgarstner Flyschfenster (Foto: Wurbauerkogel) ist ein bemerkenswertes geologisches Phänomen.  | Foto: Weymayer
  • Das Windischgarstner Flyschfenster (Foto: Wurbauerkogel) ist ein bemerkenswertes geologisches Phänomen.
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Viele geologische Superlative

Das Mollner Starkbeben ist aber längst nicht der einzige geologische Superlativ im Bezirk. Spektakulär war die Entdeckung der "Klarahöhle" im Jahr 1999 durch den Spitaler Helmut Steinmassl. Die Höhle im Sengsengebirge wurde zwei Jahre lang geheim gehalten, um sie zu erforschen. Sie beeindruckt durch ihre Ausmaße – mehr als 30 Kilometer sind erforscht – und mit ihren gewaltigen Tropfsteinen. Die Höhle steht unter Naturschutz und ist nur für wenige Forscher zugänglich.

Eine der stärksten Karstquellen Österreichs ist der Pießling-Ursprung in Roßleithen. Im Durchschnitt sprudeln 2.200 Liter Wasser pro Sekunde aus dem Fels. Experten nehmen an, dass das Höhlensystem mit dem nahe gelegenen Gleinkersee verbunden ist.

Bemerkenswert: das Windischgarstner Flyschfenster  

"Ich bin überzeugt, dass die Entwicklung unserer Landschaft während der Eiszeiten ein Alleinstellungsmerkmal ist", sagt Rudolf Stanzel. "Ich kenne keinen Bezirk in Österreich, dessen morphologische Ausgestaltung durch die Gletscher der Eiszeiten so einzigartig und vielfältig ist." Die Endmoränen von drei Eiszeiten liegen im Alpenvorland. Beispiele dafür sind die Steinbrüche von Kremsmünster und eine markante Seitenmoräne, die sich von dort bis zum Magdalenaberg zieht. Der Würmgletscher, der sich über den Pyhrnpass schob, blieb aber im Becken von Windischgarsten stecken. Beim Abschmelzen füllten die Bäche die Täler mit Schotter, aber nur entlang der Teichl und der Steyr. Das Kremstal blieb verschont. "Ich kenne keine Gegend in Österreich, wo zwei so unterschiedliche Täler nebeneinander entstanden sind." Stanzel weist auf ein weiteres geologisches Phänomen hin: das "Windischgarstner Flyschfenster". Die Hügel des Flyschgesteins liegen nördlich der Kremsmauer. Hier verschwindet es unter dem Kalkgebirge und taucht im Wurbauerkogel noch einmal auf. "Dieses Fenster beweist, dass die Kalkalpen kilometerweit über die Flyschzone geschoben wurden."

Von Bauxit bis Erdgas

Auch Bodenschätze findet man in der Region. Im Reichraminger Hintergebirge wurde etwa Bauxit abgebaut. Im Knappenhaus Unterlaussa kann man sich die Pläne der einst längsten Materialseilbahn Mitteleuropas anschauen. Derzeit ist aber das Erdgas Thema Nummer eins – unten lesen Sie mehr über die zuletzt stattgefundene Infoveranstaltung in Molln:

Probebohrung: Alles ist möglich, nix ist fix
Das Erdbeben in Molln hatte auch etwas Gutes: Die damals geplante Staumauer in der Breitenau wurde letztlich nicht gebaut. | Foto: Marktgemeinde Molln
Das Windischgarstner Flyschfenster (Foto: Wurbauerkogel) ist ein bemerkenswertes geologisches Phänomen.  | Foto: Weymayer
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