Fairer Handel statt freier Handel
EU-Parlament bei Saatgutverordnung und TTIP-Abkommen gefordert
KIRCHDORF (wey). "Industrialisierung oder Ökologisierung der Lebensmittelproduktion - die europäische Landwirtschaftspolitik steht an einem Scheideweg", erklärte Wolfgang Pirklhuber beim Pressegespräch in Kirchdorf. Pirklhuber ist Landwirtschafts- und Lebensmittelsprecher der Grünen im Parlament. Begleitet wurde er von Thomas Waitz, Biobauer und Kandidat für die EU-Wahlen, und von Gerhard Holzinger, Stadtrat der Grünen in Kirchdorf.
Auf europäischer Ebene sehen die drei derzeit Handlungsbedarf bei der Saatgutverordnung und beim Freihandelsabkommen TTIP. "Klonfleisch, Chlorhuhn und Hormonmilch landen in den USA auf den Tellern der Konsumenten. In Europa konnten wir das bisher verhindern. Derzeit wird allerdings ein Abkommen mit den USA verhandelt, das die Standards angleichen soll", sagt Wolfgang Pirklhuber. Bei dem Abkommen geht es um den Abbau von "nicht-tarifären Handelshemmnissen", also z.B von Vorschriften über Produktsicherheit und Gesundheitsschutz. Die US-Unternehmen erwarten sich einen einfacheren Zugang zu den europäischen Märkten und hoffen auf massive Exportzuwächse bei Getreide, Sojabohnen, Hühnchen etc.
Internationales Flair besteht jetzt schon, wenn man an Obst und Gemüse im Supermarkt denkt. "Oft wissen die Menschen nicht mehr, was bei uns in der jeweiligen Jahreszeit reift, denn man ist gewöhnt, stets alles im Überfluss zu haben", sagt Gerhard Holzinger. "Das schwächt die heimische Landwirtschaft." Laut Welternährungsorganisation fallen 54 Prozent der Nahrungsmittelverschwendung bereits während der Produktion und Lagerung an. 46 % werden bei Weiterverarbeitung, Transport und Konsum verschwendet. Mit ein Grund sind die weiten Transportwege. "Wichtig ist, dass die Konsumenten erkennen, dass sie bei jedem Einkauf eine Wahl haben."
Fotos: Wiesmüller
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