Stift Kremsmünster setzt Aufarbeitung fort

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KREMSMÜNSTER (wey). „Wir wollen ein Bewusstsein schaffen, das etwas bewirkt“, erklärt Abt Ambros Ebhart im Rahmen einer Veranstaltung, die am gestrigen Samstag im Stift Kremsmünster stattfand. Mehr als 40 Pädagogen folgten der Einladung des Stiftsgymnasiums und nahmen an dem Pädagogischen Symposium teil, das sich dem Umgang mit jungen Menschen widmete. Neben Christian Schacherreiter, Direktor des Peuerbach-Gymnasiums in Linz, referierte Universitätsprofessor Martin Jäggle vom Institut für Religionspädagogik an der Universität Wien.

„Auf Grund vergangener Vorkommnisse sind wir in die Pflicht genommen“, erklärt der Abt, der auch selbst den ganzen Tag mit dabei war, die Motivation des Stiftes für das besondere Engagement. Ziel dieser Veranstaltung sei es, dass sich die Lehrer in Zukunft sensibler zeigen für eigenes Verhalten und für die Empfindungen der Schüler. Gegenseitiger Respekt und wertschätzende Begegnung seien Grundlagen des Zusammenlebens, nicht nur Fachwissen, sondern auch soziale Kompetenz immer mehr gefragt.

In die gleiche Richtung argumentiert Wolfgang Leberbauer, Direktor des Stiftsgymnasiums Kremsmünster, der den Lehrer als wichtigen Begleiter des Heranwachsenden betrachtet: „In der Schule erleben wir täglich die verschiedensten Herausforderungen, die die Bildungsarbeit mit der Jugend heute mit sich bringt - etwa wie die Jugendlichen miteinander umgehen, aber auch die Zusammenarbeit von Schülerinnen und Schülern mit den Lehrkräften. Durch unsere begleitende Rolle als Coach müssen wir Lehrerinnen und Lehrer immer wieder auch bewerten und Rückmeldung geben, in welchem Ausmaß die vorgesehenen Ziele erreicht worden sind. Eines der Hauptthemen unseres heutigen Symposions ist es, eine wertschätzende Feedback-Kultur bewusst zu üben und sie für den Unterrichtsalltag zu festigen.“

Besagte Feedback-Kultur brachte Professor Jäggle den Teilnehmern nahe. Kremsmünster nehme mit dem Interesse an fortschrittlichen Themen wie diesem als Schule eine Vorreiterrolle ein, bescheinigte der Professor gleich zu Beginn. Es gehe darum, herauszufinden, was man an einer Schule braucht, um besser lernen zu können. Als einen Weg zeigt er Feedback-Kultur auf: „Feedback-Kultur basiert auf der Würde jedes Menschen, auf der Stärkung der Professionalität und der Förderung von Leistung.“ Niemand wolle jemanden entwürdigen, ist Jäggle überzeugt. Aber, viele Dinge, die genau diese Wirkung zeigen, seien heute an unseren Schulen ganz selbstverständlich. Jäggle nannte auch ein Beispiel: Ein Schüler, der sich nicht freiwillig dafür gemeldet hat, wird an die Tafel geholt. Sein Scheitern entspricht einem Bloßstellen. Da müsse sich im Bewusstsein aller einiges verändern, ist der Universitätsprofessor überzeugt. Schule sei heute stark geprägt von Defizitwahrnehmung, Fehler werden in den Vordergrund gestellt, dabei wäre es viel wichtiger, sich am Potenzial und den daraus entstehenden Möglichkeiten zu orientieren. Und es gehe auch darum, so Jäggle weiter, Ängste so weit wie möglich zu nehmen, die sich ebenso leistungshemmend auswirken wie entwürdigendes Verhalten.

Feedback beziehe sich stets auf ein Verhalten und niemals auf die Person und soll eine Motivation zur Weiterentwicklung, keinesfalls eine Bewertung darstellen. Jäggle: „Feedback ist kein Leistungsnachweis, sondern soll zeigen, was der mögliche nächste Schritt sein könnte.“ Zu diesem neuen Umgang miteinander gehören klare Regeln und Strukturen, die von allen Beteiligten an einer Schule gemeinsam entwickelt werden und aus deren Ergebnissen sich Verbesserungsmöglichkeiten ablesen lassen. Feedback soll sich auf allen Ebenen abspielen: Lehrer und Schüler sollen ebenso erfasst werden wie die Leitung der Schule.

Die Beschäftigung mit sozialer Kompetenz und entsprechenden Maßnahmen ist in Kremsmünster nicht neu: „Seit mehr als einem Jahrzehnt werden Projekte verwirklicht, die einen Beitrag zur Prävention leisten und die es Schülern ermöglichen, sich in schwierigen Situationen jemandem anzuvertrauen“, erklärt Direktor Leberbauer. Als eines der ersten Gymnasien in Oberösterreich realisierte Kremsmünster ein Psychosoziales Netzwerk. Ältere Schüler übernehmen für niedrige Klassen die Rolle von Tutoren und Ansprechpartnern. In der 9. Schulstufe absolviert jeder Schüler ein Seminar zu Persönlichkeitsentwicklung, regelmäßig finden im Haus Evaluationen statt. Das alles solle die Persönlichkeit der Jugendlichen stärken, ihr Selbstbewusstsein fördern und, so Leberbauer, ihnen dabei helfen, Probleme des Heranwachsens zu bewältigen. Pädagogische Symposien sollen künftig in Kremsmünster regelmäßig abgehalten werden.
Abt Ambros Ebhart erwartet sich von der Auseinandersetzung mit Feedback-Kultur einen „besseren, sensibleren Umgang, der neue Wege aufzeigt und mehr Offenheit untereinander“. „Wir können die Vergangenheit nicht rückgängig machen“, schließt der Abt. „Wir können aber alles daran setzen, dass es in eine gute Zukunft geht.“

Fotos: Stift Kremsmünster

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