Durststrecke auf der Alm
Ohne Wasser keine Almwirtschaft

- Johann Feßl (Obmann Almverein OÖ), Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger, Landtagsabgeordnete Regina Aspalter und Hubert Buchberger, Obmann der Almgemeinschaft auf der Gschwendtalm (v.li.).
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Wasser bildet die Basis der Weidewirtschaft. Ohne Wasser gibt es auch keine Weidevieh-Haltung. Zu einem Lokalaugenschein auf die Gschwendtalm in Großraming eingeladen hat zu diesem Thema Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger.
GROSSRAMING. Ein Rind benötigt je nach Alter und Gewicht an heißen Tagen bis zu 180 Liter Wasser. Aufgrund zunehmender Trocken- und Hitzeperioden gibt es aber immer mehr Durststrecken auf der Alm. "Der Klimawandel stellt die Almwirtschaft vor eine neue Herausforderung – den Wassermangel.", so Landesrätin Langer Weninger. "Ohne dem Wasser gibt es keine Almwirtschaft", so die Agrar-Landesrätin.
Etwa 400 Almen gibt es in Oberösterreich, die bewirtschaftet werden. Johann Feßl aus Edlbach ist Obmann vom Almverein Oberösterreich. Er sagt: "Die Klimaveränderung merken wir auch auf der Alm. Es wird von Jahr zu Jahr enger mit der Wasserversorgung, die Gestaltung der Almwirtschaft wird schwieriger."
"Wir müssen die Wasserversorgung nachhaltig sichern. So schützen wir nicht nur die traditionelle Bewirtschaftungsform auf der Alm, sondern auch deren Rentabilität und die Existenz der Almbauern", ist Langer-Weninger überzeugt.
Wasserversorgung auf der Gschwendtalm
Bis vor sechs Jahren waren die Bewirtschafter auf der Gschwendtalm gezwungen, Wasser zur Versorgung des Weideviehs aufzubringen. "Ein unglaublicher Aufwand", so der Obmann der Almgemeinschaft, Hubert Buchberger. Obwohl die Alm gute tiefgründige Weideböden aufweist, ist im Umkreis seit jeher nur eine kleine Quelle bekannt. Zur Versorgung der touristisch genutzten Almhütte mit Trinkwasser wurde im Jahr 2005 die bestehende Quelle neu gefasst und drei Behälter mit 17 Kubikmeter Fassungsvermögen errichtet. Die Trinkwasserversorgung war somit gesichert, der Bedarf an Wasser für das Vieh konnte jedoch immer öfter nicht entsprechend gedeckt werden. Ein besonders innovatives Projekt einer Wasserversorgungsanlage wurde daher verwirklicht.
Im Herbst 2018 begannen die Arbeiten für einen 150 Kubikmeter fassenden Betonbehälter. Um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, wurde ein zusammenhängendes System aus verschiedenen Wasserleitungen erdacht. So werden zuerst die drei Trinkwasser speichere aufgefüllt, erst der Überlauf geht in den großen Behälter. Somit geht in den Sommermonaten kein Wasser verloren. Etwa 3.000 Liter werden pro Tag auf der Alm für die Tiere benötigt. Mit einem vollen Behälter kann das Weidevieh 50 Tage lang mit Wasser versorgt werden.
Die Alm liegt auf etwa 950 Meter Sehhöhe und ist ein beliebtes Ausflugsziel. Sie befindet sich im Eigentum der Almgemeinschaft Gschwendtalm. Neun Mitglieder, Bauern aus der Region, teilen sich 40 Eigentumsanteile. Seit 2021 steht Buchberger der Almgemeinschaft als Obmann vor.

- Ein besonders innivatives Projekt einer Wasserversorgungsanlage wurde auf der Gschwendtalm in der Gemeinde Großraming verwirklicht.
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Spannungsfeld Alm
„Oberösterreichs Almen sind ein sensibles, aber intaktes Ökosystem. Die Welt mit all ihren Problemen scheint für viele Besucherinnen und Besucher dort oft fern. Tatsächlich befindet sich die Almwirtschaft aber in einem komplexen Spannungsfeld. Politik, Tourismus, die Rückkehr des Wolfs sowie Klima- und Naturschutzgesetzgebung gestalten, fordern und greifen in die Almwirtschaft ein“, erläutert Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger.
„Goodbye Alm, hello Renaturierung?“
Mit der Werkstatt unter freiem Himmel war es für die Landwirtschaft schon immer selbstverständlich, sorgsam mit Boden, Wasser und Flora & Fauna umzugehen. „Klima- und Umweltschutz wird von unseren Bäuerinnen und Bauern seit jeher gelebt, schließlich liegt es im Eigeninteresse der bäuerlichen Gemeinschaft, ihre Existenz- und Lebensgrundlage zu schützen“, so Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger. Gesetzesinitiativen zum Umweltschutz stehe man daher prinzipiell wohlwollend gegenüber. „So haben sich mehr als 80 Prozent der oö. Bäuerinnen und Bauern freiwillig zur Teilnahme am Österreichischen Programm für umweltgerechte Landwirtschaft (ÖPUL) verpflichtet“, betont Langer-Weninger, die sich gegen die Darstellung der heimischen Bauernschaft als Klimasünder und Bremser von Klimaschutz-Gesetzgebung wie der Renaturierungsverordnung (NRL) wehrt. „Der Vergleich ist völlig deplatziert und verkennt die Thematik. Unsere Bäuerinnen und Bauern wollen einfach nur Gewissheit haben. Gewissheit darüber, ob sie 2030 noch ihre Felder und Äcker bewirtschaften können oder ob sie mehr oder weniger enteignet werden und mühsamst über Generationen gepflegte und stetig verbesserte Wiesen, Äcker und Almflächen stilllegen müssen. Verbuschte, vernässte Flächen mögen in der Theorie gut klingen – besonders unter dem Terminus ‚Renaturierung‘ oder ‚Wiederherstellung der Natur‘ – aber in der Realität werden sie begeisterten Natur- und Almfreunden über kurz oder lang bei weitem nicht mehr so attraktiv erscheinen. Auch die Artenvielfalt leidet unter einer Verwaldung, gerade in den Almregionen. Denn zahlreiche Pflanzen- und Tierarten brauchen offene Wiesenflächen um existieren zu können.“

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Die Rückkehr des Wolfs
Ohne die Alpung durch die Bauern würden die hochalpinen Weiden und Almflächen verwildern und zuwachsen. Nach den vermehrten Wolfsrissen im Vorjahr herrschte aber eine allgemeine Verunsicherung unter den Bauern im Hinblick auf Almsaison 2024. Viele überlegten gar nicht mehr aufzutreiben. Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger: „Die Wolfsrisse 2023 waren ganz klar eine Zäsur. Wenn nach einem Almsommer nur noch die Hälfte der Schafe wieder ins Tal kommt, überlegen unsere Bäuerinnen und Bauern verständlicherweise zweimal, ob sie wieder auftreiben.“ Auf Betreiben der Landesrätin hat sich ihre zuständige Fachabteilung LNO (Ländliche Neuordnung) daher intensiv mit Lösungen zur Erhaltung der traditionellen Almbewirtschaftung auseinandergesetzt. Resultat der Bemühungen: Ein vierstufiges Herdenschutzkonzept in dessen Mittelpunkt der Einsatz von GPS-Tracken steht. Erprobt wird das Konzept heuer am Dachstein-Plateau. „Sicherheit geben und unsere Almen schützen. Diese klare Stoßrichtung hat das Herdenschutzkonzept. Mit den Investitionen in den digitalen Herdenschutz mittels die GPS-Tracker stellen wir uns unterstützend an die Seite der Almbäuerinnen und Almbauern. Ebenso mit der Oö. Wolfsmanagementverordnung. Wenn ein Schadwolf gezielt Jagd auf Almtiere macht, werden wir ihn definitiv zum Abschuss freigeben!“, so Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger.
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